Die Gesundheitsversorgung ist ein sehr kompliziertes System. Derzeit geht das Land daran, in den Krankenhäusern Betten zu reduzieren (siehe Natters). Die Auswirkungen sind vorhersehbar: Der Druck auf die Mediziner außerhalb der Spitäler wird größer. Das Problem ist nur, dass die Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK) Schwierigkeiten hat, Kassenstellen nachzubesetzen. Immer weniger Jungärzte wollen sich vertraglich binden.
Was sie wollen, sind neue Formen der Zusammenarbeit. Eine davon sollen die Primärversorgungseinheiten sein, die seit Jahren diskutiert werden. Jetzt hat dafür der Hauptverband der Sozialversicherungsträger die Rahmenbedingungen festgelegt. Mindestens drei Ärzte und eine diplomierte Pflegekraft braucht eine PVE, wahlweise Hebammen, Physiotherapeuten und andere Gesundheitsberufe. „Damit können Patienten in einer Region fachlich und zeitlich rundum versorgt werden. Alle Leistungen sind unter einem Dach“, nennt TGKK-Direktor Arno Melitopulos Vorteile.
Vorreiter Stubaital und Mittelgebirge
Im Stubaital und zwischen Tulfes und Lans könnten die ersten der sechs geplanten Standorte liegen. Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger glaubt aber nicht, dass bis 2021 alle PVE umgesetzt werden können. „Die Vorgaben sind strikt und leider gibt es durch die Zentren nicht mehr Kassenstellen“, formuliert Wechselberger Kritik, obwohl die Ärztekammer grundsätzlich zugestimmt hat. Die Abstimmung steht noch aus.
Zweckoptimistisch ist Gesundheits-LR Bernhard Tilg (VP). Er sieht in den PVE eine Chance, wieder mehr Jungmediziner für Kassenstellen zu begeistern. „Wenn die ersten Einheiten funktionieren, hat das Vorbildwirkung“, ist Tilg überzeugt.
Den Ärztemangel am Land wird man mit den PVE alleine nicht lösen. Darüber sind sich alle einig. Die Idee wird aber für gut befunden. Das erklärte Ziel: mehr Möglichkeiten der Zusammenarbeit. „Die Einsamkeit in einer Praxis ist groß“, meint Wechselberger.
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