Theorien zerschlagen
Aufgedeckt: „Weiße Gestalt“ ist ein Feuerwehrmann!
Eigentlich war es logisch, aber leider ist das Internet ein Hort für krude Theorien: Die „weiße Gestalt“ in einem Video (siehe oben) des Brandes von Notre Dame ist schlicht und ergreifend ein Feuerwehrmann. Aufgedeckt wurde dies von der österreichischen Rechercheplattform „Zuerst denken, dann klicken“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Fake News im Internet zu entlarven und Pseudo-Theorien zu zerschlagen. Videoaufnahmen des Senders CNBC, der den Brand via Youtube live streamte, belegen eindeutig, dass es sich um einen Brandbekämpfer handelt. Verschwörungstheoretiker hatten zuletzt gemeint, auf einem schlecht abgefilmten Video gar einen mutmaßlichen Brandstifter zu erkennen ...
„Das Problem bei abgefilmten Aufnahmen vom TV ist, dass die meisten Kameras nicht sehr gut darin sind, ein Fernsehbild aufzunehmen zu können. Das obige Video ist ein gutes Beispiel, da die verschwommenen, blassen Aufnahmen schnell zu (falschen) Interpretationen führen“, schreibt „Zuerst denken, dann klicken“. Und wirklich: Bei Betrachtung der Originalaufnahmen des Notre-Dame-Brandes sind die Feuerwehrleute in ihren Schutzanzügen mit neongelben Partien und glänzenden Helmen eindeutig zu erkennen.
Video: Die Originalaufnahmen von CNBC gibt es hier. Die Feuerwehrleute sind ab Minute 42:50 zu sehen.
Fragwürdiges Material politisch instrumentalisiert
Der Fall zeigt jedoch, wie schnell im Internet fragwürdiges Material von Personen mit politisch extremen Ansichten instrumentalisiert wird. Von einem islamistischen Anschlag war da schnell die Rede, andere vermuteten eine Aktion der „Gelbwesten“ hinter dem Brand. Die Lösung wäre eigentlich, wie so oft, mit gesundem Menschenverstand zu finden gewesen. Denn wer, außer den tapferen Feuerwehrleuten, die über eine entsprechende Ausbildung verfügen, hätte sich wohl in das Gebäude gewagt? Auch scheint es unwahrscheinlich, dass sich ein möglicher Brandstifter bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte seelenruhig im Gebäude aufgehalten hätte ...
Von österreichischem Verein aufgedeckt
Der Verein „Mimikama“, welcher die Plattform „Zuerst denken, dann klicken“ betreibt, wurde 2011 vom Steirer Thomas Wannemacher gegründet, nachdem dieser selbst einem Internetbetrug zum Opfer gefallen war. Die NGO finanziert sich ausschließlich über Spenden und widment sich dem Aufdecken von Falschmeldungen, Hoaxes und Betrügereien im Internet. Der Verein agiert betont unpolitisch und lehnt jegliche Form des Extremismus ab: „Wir wollen mit unserem Handeln das Internet und somit zwangsläufig auch die Gemeinschaft ein wenig sicherer machen“, heißt es auf der Website.
Die Kathedrale Notre Dame war in der Nacht auf Dienstag durch einen Brand schwer beschädigt worden. Der Dachstuhl, der Spitzturm und Teile des Gewölbes wurden zerstört, ein Drohnenvideo vom Mittwoch zeigte das Ausmaß des Schadens. Allerdings vermeldeten französische Medien, dass der Hahn der Turmspitze wie durch ein Wunder in den Trümmern entdeckt worden war. Die Bronze-Skulptur zierte die Turmspitze und stürzte bei dem verheerenden Feuer mit in die Tiefe. In ihr sind ist ein Stück der Dornenkrone, eine Reliquie des heiligen Dionysius sowie eine Reliquie der heiligen Genovefa eingelassen. In Notre Dame waren zahlreiche Heiligtümer deponiert gewesen, einige konnten während des Brandes in Sicherheit gebracht werden.
Papst würdigt Einsatz der Feuerwehrleute
Der Papst würdigte unterdessen am Mittwoch bei seiner Generalaudienz den Einsatz der Feuerwehrleute und Einsatzkräfte. „Ihnen gilt der Dank der ganzen Kirche. Die Muttergottes segne und unterstütze die Wiederaufbauarbeiten“, so der Heilige Vater. In einem Grußwort an französische Pilger erklärte der Papst, der Brand sei für ihn ein tiefer Schmerz. „Ich fühle mich Euch allen nahe“, so Franziskus. Er betonte auch seine Nähe zur Diözesengemeinschaft von Paris, der Pariser Bevölkerung und dem ganzen französischen Volk.
880 Millionen Euro Spendenzusagen
Frankreichs Kabinett berät unterdessen über den Wiederaufbau. Für die Instandsetzung waren mit Stand Mittwochvormittag laut Nachrichtenagentur AP bereits Spendenzusagen von mehr als 880 Millionen Euro eingegangen. In ganz Frankreich sollten um 18.50 Uhr die Glocken der Kathedralen läuten - 48 Stunden nach Ausbruch des Feuers. Präsident Emmanuel Macron hatte am Dienstagabend bei einem Fernsehauftritt versprochen: „Wir werden die Kathedrale noch schöner als zuvor wieder aufbauen, und ich will, dass das in fünf Jahren geschafft ist.“
Experten halten diesen Zeitplan für sehr ehrgeizig. Der Regierungsbeauftragte für das kulturelle Erbe, Stephane Bern, geht von „zehn bis 20 Jahren“ für den Wiederaufbau aus. Der Handwerksverband Compagnons du Devoir erklärte, es fehle an Fachkräften, vor allem an Steinmetzen, Zimmerleuten und Dachdeckern, um das gotische Gotteshaus aus dem 12. Jahrhundert vollständig zu restaurieren.
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