Ab 59 € all inclusive

AUA macht jetzt Billigfliegern Konkurrenz

Österreich
19.03.2010 13:02
Die AUA fliegt nach der Übernahme durch die Lufthansa auf neuem Kurs und will jetzt Billigfliegern Konkurrenz machen. Die Ticketpreis-Untergrenze von 99 Euro ist "beerdigt", kündigten die AUA-Chefs Andreas Bierwirth und Peter Malanik am Freitag an. Der Einstiegspreis für Aktions-Ticketkontinente liege ab April bei 59 Euro. Die Zeit, neue Ziele im Flugplan aufzunehmen, sei hingegen noch nicht da.

Grund für die Neuausrichtung: Die Wachstumsentwicklung des Flugverkehrs nach Wien sei an der AUA in den letzen zwei Jahren total vorbei gegangen. Erfolg hatten vor allem Billiganbieter. Die AUA büßte massiv Marktanteile ein.

Nach dem Überlebenskampf vor dem Verkauf an die Lufthansa will das Austrian-Management jetzt parallel zum harten Sparkurs verloren gegangene Anteile zurückzuholen. "Man hat uns Kunden abgejagt, die wollen wir wieder zurück", sagte Bierwirth. Vor allem Billigflieger haben die Manager im Visier - aber nicht nur.

Eine Million Passagiere sollen gewonnen werden
Mit dem Sommerflugplan (ab April) stellt sich die AUA im Markt neu auf. Ziel: Eine Million Linien-Passagiere mehr pro Jahr. Es werden größere Flugzeuge auf verkehrsstarken Strecken eingesetzt, auf insgesamt 50 Routen. Das untere Preislimit wurde aufgegeben. Hamburg, Berlin, Mailand gibt es schon ab 59 Euro (Hin- und Rückflug, mit Taxen, ohne Extragebühren für Gepäck). Ab 69 Euro zu buchen sind Städte wie Düsseldorf, Barcelona, Köln, Nizza, Paris, Rom, Sofia, Stockholm oder Stuttgart. Auf mehreren Strecken wird die Bordverpflegung, für deren Reduktion die AUA Prügel bezog, wieder erweitert.

Die von der EU beim Verkauf an die Lufthansa auferlegte Wachstumsbeschränkung spricht für die AUA-Chefs nicht gegen die Marktoffensive: Es sei nicht verboten, die Sitze besser auszulasten. Stark zurückgefahren wird die Chartersparte. Von dort kommen auch die großen Maschinen für Linienverbindungen. Canadair-Jets werden in den nächsten Wochen ganz aus dem Verkehr gezogen. London oder Berlin werden nicht mehr mit Fokker angeflogen, sondern mit Airbus-Jets oder der Boeing 737-800.

Sparprogramm läuft weiter
Unverändert weiterbetrieben wird das drastische Sparprogramm, mehr als 2.000 Arbeitsplätze werden abgebaut. Wachsen darf die AUA laut EU-Vorgabe erst wieder, wenn sie profitabel ist. Das will sie operativ 2011 sein und 2012 auch unter dem Strich. "Wir müssen bis dahin sozusagen mit angelegten Handschellen schwimmen", sagte Malanik.

Die AUA-Chefs sparten bei der Vorstellung des neuen Marktauftritts nicht mit Selbstkritik und Kritik an der Politik ihrer Vorgänger: "In den letzten zwei, drei Jahren wurden große strategische Fehler gemacht." Man habe auf voll zahlende Geschäftsreisende gezählt. Eine Spezies, die in der Krise kleiner wurde. Im Geschäftsverkehr nach Europa, vor allem nach Osteuropa.

Bierwirth: "Plötzlich waren wir ein Exot"
Die Low-Cost-Carrier seien salonfähig geworden. "Plötzlich waren wir als Netzwerkcarrier der Exot", so Bierwirth. Mittlerweile setzen die Billigflieger den etablierten Netzwerkanbietern auch mit Umsteigeverkehr und Lounges zu. Mit mehr Passagieren pro Flugzeug und "Kostenoptimierung" will die AUA den Trend gegen sich stoppen. Man habe operativ noch ein Kostenproblem, aber auch Verantwortung "für die 6.000 Mitarbeiter, die im Unternehmen bleiben".

Im Sommerflugplan 2010 fliegt die AUA mit ihren Partnern pro Woche 2.080 Flüge (Vorjahr: 2.055). Davon werden 1.513 (1.499) Flüge selber betrieben. Für den Winterflugplan sind 30 zusätzliche Verbindungen nach Ost und West eingeplant. Während das Westeuropageschäft schon anzieht, bleiben die Aussichten Richtung Osten trübe.

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