8. Anschlag verhindert

Selbstmordattentäter tötete sich, als Polizei kam

Ausland
21.04.2019 15:19

Bei den acht Explosionen in Sri Lanka wurden über 200 Menschen getötet - und die ohnehin schon enorme Opferzahl dürfte noch steigen. Bei der letzten Bombe handelte es sich allerdings nicht um einen Anschlag - ein Selbstmordattentäter, der offenbar ebenfalls seinen tödlichen Auftrag ausführen wollte, sprengte sich in die Luft, als die Polizei sein Haus durchsuchen wollte. Dabei riss er drei Beamte mit in den Tod - doch es hätten noch weit mehr sein können, hätte er sein Anschlagsziel erreicht. Mittlerweile wurden sieben Verdächtige verhaftet, bekannt hat sich zu dem Attentaten aber bislang niemand.

Die Attentäter hatten bei der blutigen Anschlagsserie am Ostersonntag Kirchen und Luxushotels im Visier, doch einer von ihnen erreichte sein Ziel nicht. Denn als die Polizei das Haus des Verdächtigen in einem Vorort von Colombo durchsuchen wollte, sprengte sich dieser in die Luft und riss dabei drei Polizisten mit in den Tod. Bei der Explosion sei ein Teil des Gebäudes eingestürzt, berichteten die Einsatzkärfte. Mittlerweile steht fest, dass es sich zumindest bei einer weiteren Explosion um einen Selbstmordattentäter gehandelt hatte. 

Kurz bevor die Polizei das Haus durchsuchen konnte, sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. (Bild: AFP)
Kurz bevor die Polizei das Haus durchsuchen konnte, sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft.
Sicherheitskräfte beim Haus eines Verdächtigen (Bild: AFP)
Sicherheitskräfte beim Haus eines Verdächtigen
Polizeieinheiten durchsuchen Gebäude nach Verdächtigen. (Bild: AP)
Polizeieinheiten durchsuchen Gebäude nach Verdächtigen.

„Er ging zum Anfang der Schlange und löste die Detonation aus"
Im Luxushotel Cinnamon Grand in der Hauptstadt Colombo habe sich ein Mann in einer Warteschlange im Restaurant in die Luft gesprengt, sagte ein Hotelmitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP. „Er ging zum Anfang der Schlange und löste die Detonation aus“, berichtete der Angestellte. Ob auch für die anderen Anschläge auf Kirchen und Hotels Selbstmordattentäter verantwortlich waren, ist noch unklar.

Im Restaurant des Hotels Shangri-la kam es zu einer Explosion. (Bild: AP)
Im Restaurant des Hotels Shangri-la kam es zu einer Explosion.

Neben dem Cinnamon Grand wurden außerdem das Fünf-Sterne-Hotel Shangri-La hat über 500 Zimmer und Suiten sowie 41 Apartments und das Kingsbury-Hotel hat 229 Zimmer und Suiten Ziel der Angriffe. Alle drei Hotels liegen im Umkreis von rund zwei Kilometern innerhalb des bei Touristen beliebten Geschäfts- und Einkaufsviertels der Hauptstadt Colombo nahe der Strandpromenade. Des weiteren wurden laut Behördenangaben in einem Hotel in Dehiwala-Mount Lavinia, einem Vorort der Hauptstadt Colombo, bei einer Detonation mindestens zwei Menschen getötet.

(Bild: Associated Press)
Helfer tragen ein Todesopfer aus der St. Anthony‘s Church. (Bild: AP)
Helfer tragen ein Todesopfer aus der St. Anthony‘s Church.

Bei den drei Kirchen, in denen es zu Explosionen kam, handelt es sich um die römisch-katholische St.-Antonius-Kirche in Colombo, die ebenfalls römisch-katholische St.-Sebastians-Kirche in Negombo, rund 35 Kilometer nördlich der Hauptstadt und die Zionskirche in Batticaloa, eine evangelikale Freikirche rund 280 Kilometer östlich von Colombo.

Die Zion Church in Batticaloa wurde Ziel eines Anschlags. (Bild: AFP)
Die Zion Church in Batticaloa wurde Ziel eines Anschlags.

„Nur Tiere können sich so verhalten“
Der höchste katholische Würdenträger des Landes forderte unterdessen eine „gnadenlose Bestrafung“ der Schuldigen. „Nur Tiere können sich so verhalten“, sagte Kardinal Malcolm Ranjith am Ostersonntag in Colombo mit Blick auf die Attentäter. Der Kirchenmann forderte die Behörden auf, die „Verantwortlichen hinter diesen Taten aufzuspüren und gnadenlos zu bestrafen“. Zugleich warnte der Kardinal die Bürger vor Selbstjustiz. „Ich rufe die Sri Lanker auf, nicht das Recht in die eigenen Hände zu nehmen, sondern Frieden und Harmonie in diesem Land zu wahren.“

(Bild: AFP)

Bei der Serie von acht Explosionen wurden nach neuesten Angaben 207 Menschen getötet. Mehr als 450 wurden verletzt. Die Ermittler gingen derzeit Hinweisen nach, dass alle Anschläge von Selbstmordattentätern ausgeführt worden seien, sagte Polizeisprecher Ruwan Gunasekera vor Journalisten in Colombo. Die Tropeninsel Sri Lanka ist mehrheitlich buddistisch, rund 12,6 Prozent der Bevölkerung sind Hindus, 9,7 Prozent Muslime und 7,4 Prozent Christen. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der verschiedenen Religionsgemeinschaften.

Die römisch-katholische St.-Sebastians-Kirche in Negombo war Ziel eines Anschlags. (Bild: AP)
Die römisch-katholische St.-Sebastians-Kirche in Negombo war Ziel eines Anschlags.

Tamilen: Selbstmordattentate für einen eigenen Staat
Im Bürgerkrieg von 1983 bis 2009 kämpften die „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ (LTTE) für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden der Insel. Die Tamilen sind zumeist Hindus. Die LTTE verübte im ganzen Land Selbstmordanschläge und sprengte Züge in die Luft. Die Armee bombardierte das Siedlungsgebiet der Tamilen. Schätzungen zufolge starben während des Bürgerkriegs an die 100.000 Menschen.

Auf das Konto der Tamilen gingen während des Bürgerkriegs zahlreiche Anschläge, wie am 10. März 2008 (Bild), als eine Bombe unter einem Blumenbeet versteckt, detonierte und einen Menschen tötete, sowie sechs zum Teil schwer verletzte. (Bild: AFP)
Auf das Konto der Tamilen gingen während des Bürgerkriegs zahlreiche Anschläge, wie am 10. März 2008 (Bild), als eine Bombe unter einem Blumenbeet versteckt, detonierte und einen Menschen tötete, sowie sechs zum Teil schwer verletzte.

Die LTTE wurde unter anderem von der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft. Auch der staatlichen Armee werden Kriegsverbrechen vorgeworfen. Heute ist die LTTE zerschlagen. Doch der Konflikt schwelt weiter. Etliche Tamilen suchen noch nach Angehörigen, die nach 2009 in Internierungslager der Armee kamen und seitdem verschwunden sind. Menschenrechtsorganisationen berichten von bis heute anhaltenden Entführungen, Vergewaltigungen und Folter von Tamilen durch Sicherheitskräfte. Seit Ende des Bürgerkriegs im Mai 2009 wurden nach Angaben des deutschen Außenministeriums in Sri Lanka bis zum 21. April 2019 keine Terroranschläge mehr verübt. Militär und Polizei seien aber „weiterhin sichtbar präsent“.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt