Glaubt man das?
Notre Dame: Vatikan weigert sich, zu spenden
Auch wenn die durch einen Großbrand schwer beschädigte französische Kathedrale Notre Dame „so gut wie gerettet“ ist, herrscht in Medien- und Social-Media-Foren seit einigen Tagen Verwunderung über das Verhalten des Vatikans. Der katholische Stadtstaat - dem inklusive Kirchenreichtümern ein Vermögen von mehreren Hundert Milliarden Euro nachgesagt wird - will nämlich keinen finanziellen Beitrag zum Wiederaufbau des gotischen Gotteshauses leisten. Warum bloß?
Die immense Spendenbereitschaft diverser Financiers nach dem verheerenden Feuer sorgt grundsätzlich für Diskussionen. In Rekordzeit war für das „Herz von Paris“ rund eine Milliarde Euro lockergemacht worden. Für die meisten Menschen natürlich ein unvorstellbarer Betrag. Kritiker werfen besonders den Großspendern vor, eigentlich aus Steuer- oder schlicht PR-Interessen zu handeln.
„Kann man sich das vorstellen, 100 Millionen, 200 Millionen mit einem Klick“, schimpfte etwa der französische Gewerkschafter Philippe Martinez in der „New York Times“. „Wenn sie es schaffen, Dutzende Millionen für Notre Dame zu geben, dann sollten sie damit aufhören, uns zu erzählen, dass kein Geld da ist, um die soziale Ungerechtigkeit auszugleichen.“
Offenbar denkt man im Vatikan ähnlich. Bei der Generalaudienz am Mittwoch dankte Papst Franziskus zwar den Feuerwehrleuten und Einsatzkräften und bat die Muttergottes, die Helfer zu segnen und zu unterstützen - die Kirche selbst will dies allerdings nicht tun. Zumindest nicht mit Geld.
Der Vatikan sei lediglich dazu bereit, einen „technischen Beitrag“ für den Wiederbau zu leisten, heißt es. So könnten etwa Experten der vatikanischen Museen zur Verfügung gestellt werden, schlug der vatikanische Kulturminister, Kardinal Gianfranco Ravasi, bereits am Dienstag vor.
„Für Gläubige und Nicht-Glaubende“
„Wir können einen Beitrag bei bestimmten Aspekten des Wiederaufbaus leisten. Wir verfügen über weltweit anerkannte Experten“, sagte Ravasi wörtlich. Einen finanziellen Beitrag schloss er definitiv aus. Denn Frankreich sei finanziell „selbstständig“ und Notre Dame nicht im Besitz der Kirche. Außerdem gehe es hier um eine Kathedrale für „Gläubige und Nicht-Glaubende“ gleichzeitig.
Kardinal Ravasi erinnerte gegenüber „Vatikan News“ daran, dass der Eintritt in Notre Dame bisher kostenpflichtig war. Dem Besitzer - Frankreich - werde es also kaum an Geld zum Wiederaufbau fehlen.
Vor ein paar Jahren sei er zu der Diskussionsveranstaltung „Vorhof der Völker“ in Paris gewesen, erinnert sich Ravisi: „Am Ende der Debatten wurde den jungen Leuten, die daran teilnahmen, geraten, zu einem Moment des Nachdenkens in die Kathedrale zu gehen. Es bildeten sich zwei Schlangen vor dem Hauptportal: eine für die Gläubigen, die andere für die Nicht-Glaubenden. Na ja - man konnte mit bloßen Augen beobachten, wie diese Schlange auf einmal länger und länger wurde …“
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