IS bekennt sich
„Sri Lanka war Vergeltung für Christchurch“
Zwei Tage nach den Anschlägen zu Ostern auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka hat die Regierung des Inselstaates offenbar neue Erkenntnisse zu den Angriffen. Demnach sollen die Attacken eine Art Vergeltung für die rechtsextremen Terrorangriffe auf Moscheen in Neuseeland im März sein. Bereits zuvor hatte ein Experten gegenüber der „Krone“ von einem möglichen terroristischen „Racheakt“ gesprochen. Die IS-Terrormiliz hat die Anschläge mittlerweile für sich reklamiert.
Neuseeland sind allerdings bisher keine Verbindungen zwischen den verheerenden Anschlägen auf Sri Lanka und dem Angriff auf die zwei Moscheen in Christchurch bekannt. Die Regierung habe noch keine entsprechenden Geheimdienstberichte gesehen, sagte am Dienstag ein Sprecher der neuseeländischen Regierungschefin Jacinda Ardern.
Weiter Ausnahmezustand auf Sri Lanka
„Diejenigen, die den Angriff ausgeübt haben, der vorgestern Mitglieder der US-geführten Koalition und Christen in Sri Lanka zum Ziel hatte, sind Kämpfer des Islamischen Staates“, hieß es in einer am Dienstag von Amaq veröffentlichten Mitteilung. In Sri Lanka herrscht unterdessen weiterhin Ausnahmezustand: Die Polizei suche nach einem Lieferwagen und zwei Autos, die angeblich mit Sprengstoff gefüllt sind, heißt es seitens der Geheimdienste. Die Fahrzeuge seien in den Morgenstunden in der Hauptstadt Colombo eingetroffen. Örtliche Sicherheitskräfte hätten bereits davor gewarnt, dass ein zweites „Team“ zum Angriff bereit wäre.
Anschlag auf viertes Hotel gescheitert
Ein weiterer Anschlag auf ein viertes Hotel in Sri Lanka war am Sonntag laut Ermittlerkreisen geplant, scheiterte aber. Ob die Bombe dort absichtlich nicht gezündet wurde oder nicht funktionierte, war zunächst unklar.
Brüderpaar verübte Anschläge
Zwei der Selbstmordanschläge auf Hotels in Colombo sind von einem muslimischen Bruderpaar aus Sri Lanka verübt worden. Die Söhne eines wohlhabenden Gewürzhändlers hätten sich als Gäste ausgegeben und sich in den Hotels Shangri-La und Cinnamon Grand in die Luft gesprengt, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag aus Polizeikreisen.
Ein Ermittler sagte, die Brüder seien beide Ende zwanzig gewesen und hätten innerhalb ihrer Familie eine „Terrorzelle“ gebildet. Sie seien führende Mitglieder der Islamistengruppe National Thowheeth Jama‘ath (NTJ), die von der Regierung für die Anschläge verantwortlich gemacht wird.
Rachegelüste und Hass, statt Religion als Motiv
Die Anschläge waren nach ersten Erkenntnissen der Regierung als Vergeltung für Christchurch gedacht. „Die vorläufigen Untersuchungen haben enthüllt, dass das, was in Sri Lanka passiert ist, Vergeltung für den Angriff auf Muslime in Christchurch war“, sagte Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene am Dienstag im Parlament. Zwei lokale Islamistengruppen National Thowheeth Jamaath (NTJ) und Jammiyathul Millathu Ibrahim (JMI) seien für die Anschläge verantwortlich, 42 Menschen in Polizei-Gewahrsam. Darunter auch ein syrischer Staatsbürger. Rachegelüste und Hass, nicht Religion, hätten die Täter motiviert.
Buddha-Statue beschädigt
Vieles blieb über die Täter und ihre Hintergründe unklar. Einer der Attentäter war nach Angaben eines Kabinettsministers vor wenigen Monaten wegen der Beschädigung von Buddha-Statuen festgenommen worden. Bei neun Festgenommenen handelte es sich um Mitarbeiter einer Fabrik, die einem der anderen Täter gehörte. Mehr als 20 Häuser seien inzwischen durchsucht worden, sagte die Polizei.
Öffentlichen Notstand erklärt
Staatspräsident Maithripala Sirisena hatte zuvor einen öffentlichen Notstand erklärt. Die zunächst nicht näher benannten Bestimmungen traten in der Nacht auf Dienstag in Kraft, der zu einem nationalen Trauertag erklärt wurde. Am Morgen wurden drei Schweigeminuten abgehalten. Zahlreiche Bestattungen waren geplant. Im Ort Negombo, wo am Ostersonntag eine Kirche angegriffen worden war, gab es eine Massenbeerdigung.
Spezialisten für Tatortuntersuchung vor Ort
Sirisena berief ein dreiköpfiges Team ein, das die Anschlagsserie untersuchen und in zwei Wochen einen ersten Bericht vorlegen soll. Die internationale Polizeiorganisation Interpol kündigte an, Spezialisten mit Expertise in den Bereichen Tatortuntersuchung, Sprengstoff, Terrorismusbekämpfung und Opferidentifizierung zu entsenden.
Das österreichische Außenministerium schreibt auf seiner Homepage , es bestünde ein „hohes Sicherheitsrisiko von weiteren Anschlägen“. Von nicht notwendigen Reisen wird abgeraten.
Mehr als 300 Totesopfer in Sri Lanka
Am Ostersonntag hatten Terroristen in Sri Lanka mehrere Bomben gezündet, darunter in Kirchen, in denen gerade Oster-Gottesdienste stattfanden sowie in mehrere Hotels. Mehr als 310 Menschenleben hat das Massaker gefordert, 500 Verletzte sind immer noch in Krankenhäusern. Unter den Toten sind mindestens 37 Ausländer aus acht Nationen.
Bei dem Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch waren am 15. März während der Freitagsgebete 50 Menschen getötet und zahlreiche verletzt worden. Der Tatverdächtige, ein rechtsextremer Australier, sitzt in Untersuchungshaft. Ihm droht wegen vielfachen Mordes lebenslange Haft.
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