Etwa die Hälfte aller Taferlklassler wird in ein paar Jahren kurzsichtig sein. Grund ist neben exzessiver Nutzung von Computer und Handy auch Bewegungsarmut. Deshalb sollten Kinder öfter raus in die Natur gehen
Etwa zwei Stunden täglich sollten Kinder im Freien aktiv sein und idealerweise nicht mehr als eine Stunde ins Handy oder auf den PC starren. Denn so „verlernt“ das Auge, in die Ferne zu sehen. Auch mangelndes Tageslicht und das Blaulicht des Bildschirms schaden den Sehwerkzeugen. Kurzsichtigkeit ist irreversibel. Kinder mit hoher Myopie können später schwerwiegende Augenerkrankungen erleiden, wie z. B. grüner Star oder Netzhautablösung. „Es ist wichtig, Eltern auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Aber das allein reicht nicht“, warnt Markus Gschweidl, Bundesinnungsmeister der Augenoptiker/Optometristen. „Mittlerweile ist unter den Kindern die Kurzsichtigkeit zur Norm geworden.“ Vor allem in Teilen Asiens steigt die Zahl der Kurzsichtigen rasant (80 bis 90 Prozent der Jugendlichen). In Europa ist bereits jeder zweite junge Mensch betroffen.
„Wenn wir von 40 bis 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen ausgehen, dann handelt es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem mit weitreichenden Folgen für die Volksgesundheit. Es ist höchste Zeit für konkrete Maßnahmen“, fordert Gschweidl. In anderen Ländern wird bereits gehandelt - etwa in China, wo die Regierung vor Kurzem einen Plan gegen die Kurzsichtigkeit bei Kindern vorgestellt hat, bei dem Regierungen, Schulen, Gesundheitsinstitutionen und Familien zusammenarbeiten sollen. Die Schulen müssen Wege finden, wie auch in der kühleren Jahreszeit beispielsweise mehr Sportunterricht oder andere Maßnahmen im Freien stattfinden können. Kritisch sieht Gschweidl auch Hausaufgaben, die mehr als eine Stunde Nahsehen erfordern. Ansätze, das Ausmaß der Computerarbeit zu steigern, seien zu hinterfragen. „Das digitale Klassenzimmer ist - aus Augensicht - ein Horror.“
Unsere Möglichkeiten, die Bildschirmzeit zu reduzieren, sind als Gesellschaft aber beschränkt. „Uns muss klar sein, dass wir nicht das Rad zurückdrehen können. Medienkonsum, viele Jobs, unser soziales Netz, all das findet zunehmend digital statt. Wir können nicht einfach sagen: ,Verwendet nur eine Stunde am Tag den Computer.‘ Wir müssen Wege finden, die Gefährlichkeit der Nutzung zu reduzieren.“ Hier sind beispielsweise neue Forschungsansätze gefordert. Lobend erwähnt der Bundesinnungsmeister etwa eine Studie der Universität Tübingen (D), die sich mit der Frage befasst hat, ob heller Text auf dunklem Hintergrund Myopie-hemmende Eigenschaften hat.
Was können Eltern tun?
Karin Rohrer-Schausberger, Kronen Zeitung
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