Es hätte ein Befreiungsschlag werden sollen, stattdessen bleibt der Austria weiter der Status der Sieglosen. Das 2:2 gegen St. Pölten offenbarte am Mittwochabend, warum die Wiener derzeit zurecht auf Rang sechs der Meistergruppe stehen. Zehn Spiele, dabei nur ein Erfolg gegen den um den Klassenverbleib kämpfenden TSV Hartberg - die Austria wankt wie ein Abstiegskandidat durchs Frühjahr.
„Wir haben die Schnauze voll“, skandierte der harte Fankern der Violetten nach dem enttäuschenden Remis noch lange nach Schlusspfiff. Dazwischen gab es Parolen gegen AG-Vorstand Markus Kraetschmer. Der stellte sich wie die Kapitäne Alexander Grünwald und Florian Klein der bis an den Spielfeldrand vorgestoßenen Anhängerschaft. Er könne mit dem Unmut gegen seine Person leben, sagte Kraetschmer davor. Er sprach von „stümperhaften Fehlern“ bei den Gegentoren. „Trotz der Anstrengungen der letzten Tage haben wir nicht das gesehen, was wir uns erwarten“, meinte der Manager.
Das Heimspiel gegen St. Pölten sollte richtungsweisend für die Ambitionen der Wiener im Saisonfinish sein. Schlussendlich zeigte das Remis auf, warum die in der Meistergruppe nach wie vor sieglose Austria Gefahr läuft, zum zweiten Mal in Folge die Europacup-Teilnahme zu verpassen. Den Gegentoren von Luan (57.) und Michael Ambichl (77.) gingen individuelle Patzer voraus, die bei den Favoritnern des öfteren zu sehen sind. Ohne die gesperrten Michael Madl und Alexander Grünwald präsentierte sich die Austria im Spielaufbau auch ohne Ideen. Zu viele Spieler, davon auch die meisten Sommer-Zugänge, agieren unter ihrer Normalform.
Robert Ibertsberger war bedient. Der Salzburger läuft wie sein Team einem Erfolgserlebnis hinterher. Bisher hat der Nachfolger von Thomas Letsch noch keine Pluspunkte gesammelt, um über die Saison hinaus Cheftrainer der Austria zu bleiben. Ibertsberger sprach von einer „Riesenenttäuschung“. Seine Plan, die St. Pöltner mit einer offensiven Aufstellung in die Knie zu zwingen, ging nicht auf. Zu kompliziert habe man im Angriff agiert, monierte der 42-Jährige. „Wir haben Dinge vermissen lassen, um mit einem Sieg aus der Partie raus zu gehen“, sagte er zum wiederholten Mal.
Klein sprach von Verunsicherung in der Mannschaft. „Das einzige, das helfen würde, ist ein Sieg.“ Auch trage es nicht dazu bei, dass man wegen Verletzungen und Sperren jede Woche verändert agieren müsse, betonte der ehemalige Teamspieler. Ausgerechnet Alon Turgeman schoss am Mittwoch beide Tore (59., 70.) für die Austria. Der Israeli war im Frühjahr bisher über Kurzeinsätze nicht hinaus gekommen. Der Eindruck bleibt bestehen, dass die sportliche Leitung noch immer an einer Erfolgself bastelt, während die Chance auf das Ticket für den Europacup immer kleiner wird.
„Jeder kann sich ausrechnen, dass es mit dem heutigen Tag nicht leichter geworden ist“, meinte Kraetschmer dazu. Man stehe „in der verdammten Pflicht, Lösungen zu finden“. Am Sonntag wartet das Auswärtsspiel in St. Pölten, danach geht es zu Hause gegen Salzburg weiter. Gelingt in St. Pölten wiederholt kein voller Erfolg, droht gegen den Meister womöglich schon ein „Endspiel“ um einen Startplatz in der Europa-League-Qualifikation. Den könnte die Austria bei einem Cupsieg der Salzburger auch als Fünfter noch über das Play-off erreichen.
St. Pölten bleibt als aktueller Fünfter sowieso im Rennen. Auf den Dritten WAC fehlt den Niederösterreichern nur ein Zähler, mit dem Vierten Sturm Graz ist man punktegleich. „Unser Ziel ist ein internationaler Startplatz. Wenn wir so weiterspielen, werden wir es schaffen“, meinte SKN-Torhüter Christoph Riegler selbstbewusst. Torschütze Ambichl sah der Retourpartie gegen die Austria entgegen: „Solange wir punkten, ist alles gut. Am Sonntag haben wir die Chance, es noch besser zu machen.“
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