Kreuz aus Kot, Brände
Pro Tag drei Kirchenschändungen in Frankreich
1063 Akte der Verwüstung hat es im Jahr 2018 in französischen Kirchen oder auf Friedhöfen gegeben. Es wurden Hostienschreine aufgebrochen, Statuen umgeworfen, Kreuze zerbrochen und auch Brände gelegt. Jugendliche urinierten hinter den Altar und schäumten mit Feuerlöschern Kirchenbänke ein. Und in einem besonders abscheulichen Vandalenakt schmierten Unbekannte mit Kot ein Kreuz an die Wand und drückten geweihte Hostien in die Exkremente. Ein französischer Pfarrer, der aus Kamerun stammt, ist fassungslos: „Wir leben in einer Gesellschaft, die das Christentum abgeschafft hat.“
Derartige Schändungen von Gotterhäusern kämen „immer öfter“ vor, sagte der Pfarrer, der seit 20 Jahren im Elsass in Frankreich lebt, der Zeitung „Die Welt“, „aber es wird kaum darüber gesprochen“. In seiner Kirche in Reichstett seien Satanssymbole an die Außenwand geschmiert und ein Kirchenfenster eingeschlagen worden.
„Antisemitismus, Rassismus und Christianophobie in der Region“
Der Bischofsvikar von Straßburg, Didier Muntzinger, spricht laut „Vatican News“, dem Nachrichtenportal des Vatikan und seit Dezember 2017 Nachfolger des Auslandsdiensts Radio Vatikan, von „Antisemitismus, Rassismus und Christianophobie“ in der Region. Auf einem jüdischen Friedhof von Quatzenheim richteten Unbekannte große Schäden an, wie er sagte. Auch Hakenkreuze seien hingeschmiert worden. Das löse bei den Gläubigen Traumata aus. Auch in der südfranzösischen Gemeinde Saint-Julien-de-Cassagnas wüteten Vandalen auf einem Friedhof.
„Die Jugendlichen haben sich ausgetobt wie auf einem Spielplatz“
Muntzinger schilderte gegenüber „Vatican News“ auch, dass Schüler in seiner Kirche Saint-Louis zunächst geraucht und hinter den Altar uriniert und eine Statue umgeworfen hätten. Anschließend hätten sie Wachs auf dem Sandsteinboden vergossen und mit dem Inhalt von Feuerlöschern die Kirchenbänke eingeschäumt. Der Bischofsvikar meinte, dass die Jugendlichen weder gewusst hätten, was ein Altar sei, noch, worum es sich bei Hostien bzw. einem Hostienschrein, einem Tabernakel, handelt. „Sie haben sich ausgetobt wie auf einem Spielplatz.“ Fünf Teenager im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren gestanden die Zerstörungen.
Suche nach Tätern meistens erfolglos
Meist ist es unmöglich, die Täter zu finden. Oft gibt es keine Zeugen, Kirchen stehen rund um die Uhr den Gläubigen offen, Überwachungskameras sind eine Seltenheit. Manchmal stecken Teenager, die nicht genau wissen, was sie da anrichten, hinter den Vandalenakten - wie in der Kathedrale von Saint-Alaoin in Lavaur im Südwesten Frankreichs, als zwei Jugendliche während einer Mutprobe durch eine umgestürzte Kerze den Altar in Brand setzten. Sie baten laut „Vatican News“ um Entschuldigung. Und in Saint-Sulpice, einer der größten Kirchen in Paris, entstand das Feuer im März vermutlich, weil Obdachlose dort ihre Kleider verbrannten.
Meistens geschehen die Zerstörungen mit voller Absicht
Doch in den meisten Fällen geschehen die Verwüstungen mit voller Absicht - wie eben das mit Kot an die Wand geschmierte Kreuz in der Kirche Notre-Dame-des-Enfants in Nimes. Allerdings: Auch bei dem verheerenden Feuer in Notre Dame in Paris sowie dem Brand in Saint-Sulpice glauben viele an Anschläge auf das Christentum, wie zahlreiche ähnlich lautende Tweets zeigen.
„Wachsende Feindseligkeit in Frankreich gegen die Kirche und ihre Symbole“
„Ich denke, es gibt eine wachsende Feindseligkeit in Frankreich gegen die Kirche und ihre Symbole. Sie scheint sich gegen das Christentum und die Symbole der Christenheit insgesamt zu richten“, zitiert das Magazin „Newsweek“ Ellen Fantini, die Geschäftsführerin der Beobachtungsstelle gegen Intoleranz und Diskriminierung von Christen in Europa.
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