Der Streit vor laufender Kamera zwischen „ZiB 2“-Anchorman Armin Wolf und FPÖ-Generalsektretär Harald Vilimsky (siehe Video oben) beschäftigt über die Grenzen unseres Landes hinaus. Auch ein Journalist der „Neuen Zürcher Zeitung“ griff in seiner neuesten Kolumne vom Samstag das Thema auf und ist der Meinung, dass Wolf der FPÖ mit der Auseinandersetzung sogar „unfreiwillig einen Gefallen getan“ habe. Die Arbeit des „vielgelobten Journalisten“ Wolf hält er für „keine publizistische Sternstunde“.
Der Auslöser des Streits: Wolf hatte Vilimsky in einer „ZiB 2“-Sendung mit einem Cartoon der steirischen Parteijugend konfrontiert. Darin wird eine einheimische Familie in grüner Tracht als von finsteren Zuwanderern mit langer Nase, Bart und Buckel bedroht dargestellt. Wolf verglich dies mit der Darstellung eines Juden im NS-Kampfblatt „Der Stürmer“ (siehe Gegenüberstellung unten). Vilimsky fand das geschmacklos und „skandalös“ und sprach von „unterster Schublade“. Er sah seine Partei in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt.
„Das ist etwas, das nicht ohne Folgen bleiben kann“, sagte Vilimsky noch im Studio drohend in Richtung Wolf und legte in einem Interview mit der Gratis-Tageszeitung „Heute“ nach: „Das ist einmalig in der Geschichte der österreichischen Medienwelt. Ich erwarte mir, dass Wrabetz hier einschreitet. Und ich sehe als Gebührenzahler, nicht als Politiker, auch gar keine andere Konsequenz, als dass Wolf abgezogen wird.“
„Allzu leichtfertig werden Nazi-Vergleiche gezogen“
Für „NZZ“-Journalist Rainer Stadler hat sich Wolf mit der Causa keinen Gefallen getan - der FPÖ wiederum aber wohl unfreiwillig schon einen. Der Fall sei „ein weiteres Beispiel dafür, wie in der politischen und medialen Auseinandersetzung allzu leichtfertig Nazi-Vergleiche gezogen werden. Solche Fahrlässigkeit mündet letztlich in eine Banalisierung des Massenmords an den Juden durch die Nationalsozialisten“, so Stadler in seiner „In Medias Ras“-Kolumne.
Vilimsky die Gelegenheit „geschenkt, sich als Medienopfer in Szene zu setzen“
Zudem sei Vilimsky die Gelegenheit „geschenkt“ worden, „sich als Opfer einer feindlichen journalistischen Gesinnung in Szene zu setzen“. Dies passe ins kommunikative Schema einer Rechtspartei. Auch die Forderung, Wolf zu entlassen, der natürlich vom ORF niemals nachgekommen werden könne, spiele der FPÖ in die Karten: „Die Weigerung erleichtert es der Rechtspartei, in ihrem Milieu die Meinung zu bestärken, man sei ein Medienopfer.“ Das habe Wolf wohl nicht bedacht. Fazit des Medienkritikers: „Der vielgelobte Journalist hat hier keine publizistische Sternstunde inszeniert.“
Wolf: „Ich vertraue bei dem Thema doch eher Experten“
Armin Wolf selbst hat die Kolumne bereits gelesen und auch auf seinem Twitter-Account verlinkt, allerdings mit einer Gegenüberstellung: Experten würden den Vergleich des FPÖ-Comics und der antisemitischen Darstellung im „Stürmer“ nämlich „stimmig“ finden, die Karikatur sei „in jedem Fall schwer rassistisch“. Wolf: „Ich vertraue bei dem Thema doch eher Experten.“
Und der ORF-Journalist nimmt noch einmal zur Karikatur der FJ Steiermark klar Stellung:
Das ganze „ZiB 2“-Interview von Armin Wolf mit Harald Vilimsky können Sie in der ORF-TVthek nachsehen.
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