Verdächtiger ist 19

Schüsse auf Synagoge: Frau getötet, Rabbi verletzt

Ausland
28.04.2019 07:55

Hinterhältiger Angriff auf eine Synagoge im US-Bundesstaat Kalifornien am letzten Tag des jüdischen Pessachfestes: Eine Frau ist tot, drei weitere Personen sind verletzt - darunter der Rabbi und eine Jugendliche. Verdächtig ist ein 19-Jähriger aus San Diego, der sich widerstandslos festnehmen ließ. Der Bürgermeister von Poway, dem Ort, in dem das Attentat geschah, und US-Präsident Donald Trump sprachen von einem „Hassverbrechen“. 

Der Sheriff im San Diego County, Bill Gore, sagte, der mit einem Sturmgewehr vom Typ AR-15 bewaffnete Angreifer sei am Samstagvormittag in die Synagoge der orthodoxen Chabad-Bewegung in Poway nördlich der Stadt San Diego eingedrungen und habe das Feuer eröffnet. Eine Frau sei an ihren Verletzungen gestorben. Es gebe drei weitere Verletzte - laut Medienberichten die Jugendliche, den Rabbi und einen weiteren erwachsenen Mann. Die drei würden im Krankenhaus behandelt, schwebten aber nicht in Lebensgefahr.

Die Chabad-Synagogue in Poway war das Ziel des Schützen. (Bild: AFP)
Die Chabad-Synagogue in Poway war das Ziel des Schützen.

Beamter schoss auf flüchtenden Angreifer
Ein sich außer Dienst befindlicher Beamter, der sich am Tatort befand, habe auf den Angreifer geschossen, als dieser die Flucht ergriff, schilderte Gore weiter. Der Beamte habe das Auto des Flüchtenden getroffen. Nach Angaben des Polizeichefs von San Diego, David Nisleit, handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen weißen 19-Jährigen aus San Diego, der sich widerstandslos von einem per Funk informierten Beamten festnehmen ließ. Die Ermittler gehen derzeit dessen Einträge in Onlinenetzwerken durch und versuchen, einen im Internet veröffentlichten Offenen Brief zu verifizieren.

Ein Scharfschütze vor dem Haus des Verdächtigen, des 19 Jahre alten John T. Earnest (Bild: AP)
Ein Scharfschütze vor dem Haus des Verdächtigen, des 19 Jahre alten John T. Earnest

In der Synagoge wurde während des Angriffs das jüdische Pessachfest begangen, das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei erinnert. Die einwöchigen Feierlichkeiten hätten am Samstagabend mit einem Essen beendet werden sollen.

Die Chabad-Synagogue in Poway war das Ziel des Schützen. (Bild: AP)
Die Chabad-Synagogue in Poway war das Ziel des Schützen.

Video: Die Gegend rund um die Synagoge nach dem Attentat

Täter „war definitiv jemand mit Hass in seinem Herzen“
Bürgermeister Steve Vaus sagte: „Wir sind denen in der Gemeinde dankbar, die sich dem Schützen entgegenstellten und verhinderten, dass dies ein noch schlimmerer Vorfall wurde.“ Er gehe davon aus, dass der Angreifer gezielt eine Synagoge ins Visier genommen habe: „Ich habe gehört, dass es definitiv jemand mit Hass in seinem Herzen war, Hass auf unsere jüdische Gemeinschaft.“ Und er fügte an: „Ich will, dass Sie wissen, dass das nicht Poway ist.“ Denn in Poway hielten die Menschen zusammen. „Wir werden das überstehen.“

Trump: „Wir werden der Sache auf den Grund gehen“
US-Präsident Trump drückte im Weißen Haus seine „tiefste Anteilnahme“ aus. „Momentan sieht es wie ein Hassverbrechen aus, aber meine tiefste Anteilnahme gilt all den Betroffenen, wir werden der Sache auf den Grund gehen“, sagte er. Er dankte auch dem Beamten, der sich dem Schützen als Erstes entgegengestellt hatte.

Die demokratische Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez zeigte sich auf Twitter „untröstlich“ über den Angriff. „Wir haben die Verantwortung, unsere Nachbarn zu lieben und zu schützen“, fügte sie hinzu. Der demokratische Abgeordnete für Kalifornien, Mike Levin, erklärte, der Hass und die Gewalt müssten aufhören.

Kurz „schockiert“ über Angriff
Bundeskanzler Sebastian Kurz zeigte sich am Sonntag „schockiert“ über den tödlichen Angriff auf die Synagoge und sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus. „Wir müssen den Kampf gegen Antisemitismus fortsetzen und das Recht aller, in Sicherheit zu beten, schützen“, betonte er auf Twitter.

Vor sechs Monaten starben bei Angriff auf Synagoge elf Menschen
Exakt vor sechs Monaten hatte ein Rechtsradikaler in der „Tree of Life“-Synagoge in Pittsburgh im US-Staat Pennsylvania elf Menschen erschossen. Nach den Worten von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu handelte es sich dabei um das folgenschwerste antisemitische Verbrechen in der Geschichte der USA. Dem Täter wird derzeit der Prozess gemacht.

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