"Die Hotline hat sich bewährt", zeigte sich Nettig überzeugt. Diese war vor rund einer Woche - nach Meldungen über Missbrauchsfälle - eingerichtet worden. Sie soll zu einer Art "Dauereinrichtung" werden, ist also nicht zeitlich befristet, wie Nettig erklärte.
"Wir entschuldigen uns im Namen des Instituts"
Die Anrufer hätten ihre Erfahrungen loswerden wollen und sich oft auch erkundigt, wie die Erziehung heute gehandhabt werde. "Wir werden mit jedem weitere Gespräche führen", versprach der Präsident: "Und wir entschuldigen uns im Namen des Instituts." Zudem gebe es auch Unterstützung, wenn jemand eine Therapie wünsche.
Laut Nettig betreffen nur sehr wenige Vorfälle die vergangenen zehn Jahre. Die meisten liegen weit länger zurück, zum Teil 40 oder 50 Jahre. Beklagt wurden Disziplinierungen, über sexuelle Annäherungen wurde kaum berichtet. Wenn, dann habe es sich eher um versuchte Übergriffe gehandelt, so Nettig - der versicherte: Sollte ein aktiver Chormitarbeiter sexuellen Missbrauch von Kindern begehen, werde er sofort entlassen und angezeigt.
Persönliche Erfahrungen mit sadistischen Erziehern
Nettig steht seit 2008 an der Spitze der weltberühmten Wiener Institution. Er war in den 40er-Jahren selbst Sängerknabe und hat dabei persönlich Erfahrungen mit sadistischen Erziehern gemacht, die "übermäßig rigide" vorgegangen sind, wie er verriet. Einen Erzieher habe er regelrecht gehasst, wobei die pädagogischen Methoden von damals generell nicht mit den heutigen zu vergleichen seien: "Wir mussten zum Beispiel die Lehrer in der Schule in der dritten Person anreden."
Inzwischen hätten sich die Methoden geändert. Die Sängerknaben seien auch internationaler geworden, mit Mitgliedern etwa aus Japan oder den USA: "Das trägt auch zu einer gewissen Lockerheit bei."
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