Baghdadi-Botschaft
Totgesagter IS-Chef meldet sich mit Video zurück
Der mehrfach totgesagte IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi ist offenbar noch am Leben. Erstmals seit fünf Jahren ist der Anführer des Islamischen Staates wieder in einem Propagandavideo erschienen. In dem am Montag von der Dschihadistenmiliz veröffentlichten 18-minütigen Clip bezieht sich Baghdadi auf das Ende der Gefechte um die IS-Bastion Baghouz im Osten Syriens im März.
In dem Video sitzt Baghdadi vor einer Waffe und spricht zu mehreren Anhängern der Terrormiliz. Er erklärt unter anderem, der Kampf gegen die „Kreuzfahrer“ werde lange dauern. Zunächst war unklar, wann genau und wo das Video aufgezeichnet wurde - allerdings werden darin die Terrorangriffe von Sri Lanka am Ostersonntag erwähnt.
Sri-Lanka-Terror als Rache für Niederlage in Syrien
Die Terrorangriffe von Sri Lanka am Ostersonntag bezeichnete Baghdadi als Rache für die Zerstörung des von den Extremisten ausgerufenen „Kalifats“. Im Video spricht er von Vergeltung für die Niederlage in Baghouz. Truppen unter kurdischer Führung hatten die letzte IS-Bastion im Frühjahr nach wochenlangen Kämpfen erobert.
Die Angriffe auf Sri Lanka hätten die Herzen der Muslime erfreut, sagt Baghdadi. Der IS hatte die Anschläge mit mehr als 250 Toten in der vergangenen Woche für sich reklamiert. Neun Selbstmordattentäter hatten am Ostersonntag Angriffe unter anderem auf drei Kirchen und drei Luxushotels verübt.
Zuletzt 2014 in Videoaufnahmen zu sehen
Baghdadi war zuletzt im Juli 2014 in einer Videoaufnahme (Bild unten) zu sehen gewesen. Sie zeigte ihn bei einer Freitagspredigt in einer Moschee der nordirakischen Stadt Mossul, die kurz zuvor von den Extremisten überrannt worden war. Damals hatte der IS gerade das „Kalifat“ ausgerufen und Baghdadi zu dessen Oberhaupt erklärt. Dessen letzte Audiobotschaft verbreiteten IS-Anhänger im August 2018. Seitdem hat er sich nur noch in mehreren Audiobotschaften an seine Anhänger gerichtet, zuletzt im August vergangenen Jahres.
Meistgesuchter Terrorist der Welt
In dem neuen Video sieht Baghdadi im Vergleich zur Aufnahme aus dem Jahr 2014 deutlich gealtert aus. Er trägt einen langen grau-rötlichen Bart. Verletzungen sind ihm aber äußerlich nicht anzusehen. In Medienberichten hatte es mehrfach geheißen, er sei krank. Mit dem von den USA ausgesetzten Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (rund 22 Millionen Euro) ist Baghdadi einer der meistgesuchten Terroristen der Welt.
USA: Alle IS-Anführer werden zur Verantwortung gezogen
Die US-Regierung betonte am Montag nach der Verbreitung des neuen Videos, den Islamischen Staat dauerhaft besiegen zu wollen. Ein Sprecher sagte, die „Terroristen“ würden bezwungen werden, jeder Anführer der Miliz, der noch am Leben sei, werde zur Verantwortung gezogen. Auch wenn Baghdadi noch am Leben sei - der IS habe mit seiner territorialen Niederlage im Irak und in Syrien einen „vernichtenden strategischen und psychologischen Schlag“ erlitten, sein „Kalifat“ sei zusammengebrochen.
Russen berichteten 2017 von Tötung Baghdadis
In den vergangenen Jahren hatte es mehrfach geheißen, Baghdadi sei bei Angriffen getötet oder zumindest verletzt worden. So gab es im Juni 2017 Berichte aus Russland, laut denen der Anführer der Dschihadisten bei einem russischen Luftschlag in der damaligen syrischen IS-Hochburg Rakka ums Leben gekommen sei. Belege dafür gab es allerdings nicht.
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