Heute ist der 1. Mai, der große Feiertag der arbeitenden Menschen. Die „Steirerkrone“ hat das zum Anlass genommen, SP-Chef und Landeshauptmann-Vize Michael Schickhofer auf den Zahn zu fühlen. Warum er daran glaubt, Nummer 1 im Land werden zu können, wie es ihm mit dem Spagat (Opposition im Bund, Kuscheln im Land) geht, und ob der 1. Mai überhaupt noch zeitgemäß ist.
„Krone“: Herr Landeshauptmann-Stellvertreter, wann wählt die Steiermark?
Michael Schickhofer: Wir wählen im Mai 2020.
Sie stellen den Anspruch, die Nummer 1 im Land zu werden. Was glauben Sie qualifiziert Sie dazu?
Auch in der Steiermark ist ein Generationenwechsel angesagt. Ich will die Steiermark in den nächsten zehn Jahren in eine gute und sichere Zukunft führen. Für mich hat die Sicherheit der Steirerinnen und Steirer Vorrang, und ich gebe den Regionen wieder Zuversicht und Perspektiven: Es wird wieder investiert. Und: Ich sorge dafür, dass niemand in unserem Land den Anschluss verliert. Aber um zu Ihrer Frage zurück zu kommen: Ja, ich will die Nummer 1 im Land werden!
Jetzt sagen Umfragen, dass Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer in Führung ieft, wie wollen Sie das Ruder herumreißen?
Nach den Umfragen wäre Hillary Clinton Präsidentin in den USA geworden. Ich werde jedenfalls in diesem Jahr klare Konzepte zu leistbarem und qualitätsvollem Wohnen auf den Tisch legen, die Sicherheit ausbauen und dafür sorgen, dass in der Steiermark die Spielregeln eingehalten werden. Außerdem lege ich mit Steiermark 2030 den Zukunftsplan für unser Land fest.
Sie sind stimmenstärkste Partei im Land und trotzdem nur der „Juniorpartner“. Grollen Sie Ex-Parteichef Franz Voves noch, weil er 2015 das Landeshauptmann-Amt verschenkt hat?
Groll und Beschäftigung mit der Vergangenheit bringen uns nicht weiter. Ich schaue lieber in die Zukunft - meine Zukunftsvorstellungen sind positive, und ich werde meine ganze Kraft dafür einsetzen.
Wie fühlt sich der Spagat - Opposition im Bund, Kuscheln im Land - für Sie persönlich an?
Kuscheln tu’ ich gern mit meiner Frau. Mit meinen politischen Partnern arbeite ich auf Augenhöhe und professionell zusammen. Klar ist, dass ich mich immer für die Steiermark einsetzen werde, egal auf welcher Ebene. Ich möchte der Steiermark die Bedeutung zurückgeben, die sie verdient.
Bereuen Sie eigentlich den Koalitionspakt mit der ÖVP?
Natürlich waren die letzten Jahre nicht einfach, und es hätte mehr passieren können. Dennoch habe ich viele Projekte in Umsetzung, denken Sie an das Stahlwerk in Kapfenberg und den dritten Notarzthubschrauber, der noch dieses Jahr fliegen wird. Außerdem habe ich als erster Regierer den Papamonat genommen und damit ein ganz starkes gesellschaftspolitisches Zeichen innerhalb und außerhalb der Steiermark gesetzt.
Pardon, aber die Frage war, ob Sie den Pakt bereuen?
Nein!
Die Freiheitlichen fahren einen Konfrontationskurs gegen ziemlich alles und jeden im Land. Erhöht das die Chancen Ihrer SPÖ, in der Regierung zu verbleiben?
Die FPÖ kann gerne auf Konfrontation gehen. Ich setze auf Kooperation und Zusammenhalt.
Man hat den Eindruck, aus der SP/VP-Partnerschaft in der Steiermark ist die Luft draußen. Hat diese Koalition noch die Kraft, um Großes umzusetzen?
Als begeisterter Läufer geht mir sicher nicht die Luft aus. Ich habe genug Kondition für die nächsten zehn Jahre. Ich bin jung, kraftvoll und aktiv - für die Zukunft der Steiermark hab ich einen langen Atem. Falls Sie den Eindruck haben, dass die Luft draußen ist, liegt es sicher nicht an meiner Person.
Was möchten Sie bis zum Wahltag noch umsetzen?
Ich arbeite immer für die Steiermark, unabhängig vom Wahltag. Die Spielplatzoffensive für unsere Jüngsten wird gerade umgesetzt, der dritte Notarzthubschrauber ist auf Schiene, der Zukunftsprozess Steiermark 2030 läuft sehr gut, und ich werde noch dieses Jahr ein Modell für leistbares und modernes Wohnen auf den Tisch legen.
Den Menschen geht es relativ gut. Was sagen Sie am heutigen 1. Mai den Leuten, warum die Sozialdemokratie trotzdem wichtig ist?
Relativ gut ist mir zu wenig! Ein Fünftel aller steirischen Kinder ist armutsgefährdet. Mehr als jede vierte Steirerin und mehr als jeder vierte Steirer kann sich nicht einen Cent aufs Sparbuch legen. Viele gehen arbeiten und wissen nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. Es ist längst nicht alles gut in der Steiermark. So lange diese Missstände in unserem Land existieren, wird es immer eine starke Sozialdemokratie brauchen. Hoch der 1. Mai!
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