In Zeiten brutaler Immobilienpreise und zersplitterter Familien ein interessanter Versuch: In Fehring hat sich das erste Ökodorf Österreichs gebildet, bei dem die Gemeinschaft klar im Vordergrund steht. Das Kurioseste an der Sache: Die bunte Gruppe hat ausgerechnet in der ehemaligen Kaserne eine Heimat gefunden.
„Jetzt seid ihr richtige Fehringer! Ich hab’ eine Riesenfreude, dass das gelungen ist“, streute Johann Winkelmaier, Bürgermeister von Fehring, den zahlreich erschienenen Mitgliedern des Vereins „Cambium“ Dienstagmittag Rosen.
Der Anlass des Zusammentreffens vor dem Rathaus war ein geschichtsträchtiger: Das Kasernen-Areal wurde um mehr als zwei Millionen Euro verkauft. Und zwar an die etwa 70 Bewohner (davon 25 Kinder) des ersten sogenannten Ökodorfes Österreichs.
Gemeinsam leben und wirtschaften
Wo früher Soldaten stramm standen, singen jetzt Kinder ihre Lieder, aus unpersönlichen Mannschaftszimmern wurden gemütliche Lebensräume. Solidarisches Wirtschaften und ökologische Nachhaltigkeit stehen klar im Vordergrund.
Vom Baby bis zum Senior
„Nachdem mein Mann verstorben ist, habe ich bei all meinen fünf Kindern probegewohnt, aber hier hat’s mir einfach am besten gefallen“, begründet Karin Längle ihren Einzug in die 2017 gegründete Wohngemeinschaft.
Die ehemalige Hauswirtschaftslehrerin ist mit ihren 77 Jahren die älteste Bewohnerin. Vor langer Zeit Erlerntes kann sie jetzt wieder gut gebrauchen: „Ich bin meistens für den Küchendienst eingeteilt. Das Gefühl, nicht überflüssig zu sein, ist das Schönste.“
Ähnliche Bedürfnisse als sozialer Kitt
Auch wenn hier wenig nach 08/15-Schema läuft, so sind es letztendlich doch wieder profane Bedürfnisse, die verbinden: „Zurück in mein altes Leben? Das will ich nicht. Allein schon wegen der horrenden Mietpreise, die ich nicht mehr bereit bin zu zahlen“, betont der ehemalige UNO-Soldat Dominik Egger. Der 49-Jährige lebt mit Frau und zwei Kindern (5, 10) in dem Ökodorf. Seine größte persönliche Herausforderung am neuen Wohnstil? „Nicht in Panik zu geraten, wenn eines der Kinder wieder einmal nicht gleich aufzufinden ist.“
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