Die Hofbäckerei Edegger-Tax mit ihrer schönen Holzfassade darf in keinem Stadtführer fehlen. Wer das Geschäft in der Grazer Hofgasse betritt, riecht nicht nur den Duft von frischem Brot und Keksen, sondern atmet auch Geschichte. Der Traditionsbetrieb feiert heuer sein 450-Jahr-Jubiläum. Dabei ist er noch viel älter...
Die Hofbäckerei wurde 1569 erstmals urkundlich erwähnt. Die Geschichte der Bäckerei geht aber vermutlich bis ins 14. Jahrhundert zurück. „Das genaue Gründungsdatum lässt sich heute nicht mehr eruieren“, erklärt der Firmenchef Robert Edegger. Weil das Stadtarchiv während eines Umbaus des Grazer Rathauses in einem feuchten Keller vermoderte und die Überreste einfach in die Mur gekippt wurden.
Belegt ist, dass der ursprüngliche Standort der Bäckerei bei der Stiegenkirche war. Rund um die Kirche, die eine der ältesten von Graz ist, dürften sich bereits kurz nach der Errichtung die wichtigsten Lebensmittelgewerbe angesiedelt haben, darunter auch eine Bäckerei. Auch das simple Tupfzeichen, drei Punkte, ist ein Hinweis auf das hohe Alter.
Brot und Spiele: Das „Bäckerschupfen“
Die Tupfzeichen sind eine Geschichte für sich. Brot ging auch in schlechten Zeiten weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Bäcker waren reiche Leute. Dafür wurden sie streng kontrolliert. Sie mussten ihre Ware kennzeichnen - jeder mit einem anderen Zeichen.
War das Brot von schlechter Qualität oder wurde beim Gewicht geschwindelt, ging es ihnen an den Kragen. Dann kam es nämlich zum legendären „Bäckerschupfen“. Dabei wurde der „Missetäter“ in einen Käfig gesteckt und unter dem Gejohle der Menge mehrmals in die Mur „getunkt“.
Doppelköpfiger Adler über dem Portal
Die Bäckerei Edegger setzt seit jeher auf Qualität. Dass man Hoflieferant wurde, kommt schließlich nicht von ungefähr. Anno 1888 wurde dem „Luxus- und Zwiebäcker“ Franz Tax, einem Vorfahren der Edeggers, der Titel eines k.u.k. Hofbäckers verliehen, und er erhielt die Erlaubnis, das Wappen der Donaumonarchie, den zweiköpfigen Adler, zu führen. Er hängt bis heute über dem Geschäft in der Hofgasse.
Das Holzportal, das unter Denkmalschutz steht und vor nicht allzu langer Zeit aufwändig restauriert wurde, ist zweifellos eines der schönsten, wenn nicht das schönste, in der Murmetropole.
Das Fortbestehen ist gesichert
Wie die Habsburger expandierte man durch Heirat. Tax vermählte sich mit der Tochter von einem gewissen Moritz Mader und übernahm auch dessen Bäckerei in der Hofgasse. Das Stammhaus in der Sporgasse war zu klein geworden.
Im Laufe der Geschichte gab es nicht nur Aufs, sondern auch Abs: „Die Männer sind entweder zum Militär oder in die Politik gegangen und ließen ihre Frauen mit dem Betrieb alleine“, erzählt Edegger. Wie sein Vater Erich Edegger, der Vizebürgermeister von Graz war und als „Radpionier“ in die Geschichte einging.
Als er 1992 im Alter von nur 52 Jahren starb, wurde sein Sohn Robert ins kalte Wasser geschmissen. Nicht wie beim „Bäckerschupfen“: Er wurde sein Nachfolger. Viele Bäcker in Graz haben seitdem aufgehört, Enkel Matthias wird die Geschichte weiterschreiben. Der 22-Jährige will die Hofbäckerei einmal übernehmen, arbeitet schon im Betrieb mit. „Er ist die neunte Generation“, sagt der Seniorchef stolz.
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