Wer ist hier Täter und wer Opfer? Nachdem mehrere schockierende Videos zu Vorfällen zwischen einem Lehrer und Schülern der HTL Ottakring in Wien öffentlich gemacht wurden, gehen die Wogen hoch. Während der Schuldirektor gegenüber krone.at durchklingen ließ, dass das Problem wohl eher beim Lehrer lag, meldet sich der Beschuldigte nun ebenfalls zu Wort: „Ich wurde monatelang schikaniert!“
Am Freitag tauchte das erste Video zur Causa auf. Darin zu sehen: eine verbale Auseinandersetzung zwischen dem Professor und einem Schüler am Donnerstag. Der Lehrer will den 18-Jährigen aus der Klasse schmeißen, dieser entgegnet: „Halt’s Maul!“ Daraufhin spuckt die Lehrkraft - mit einer im Video deutlich sichtbaren Bewegung - dem Jugendlichen mitten ins Gesicht. Dieser rastet aus und stößt den Lehrer heftig gegen die Tafel.
Direktor: „Er beschimpfte Schüler rassistisch“
Schuldirekter Peter Johannes Bachmair sprach am Freitag mit krone.at über den schockierenden Vorfall. Der beschuldigte Lehrer unterrichte seit einem Jahr an der Schule, er sei noch in der Probephase. Im Gegensatz zum übrigen Lehrpersonal komme nur er mit der Klasse nicht zurecht, könne sich nicht durchsetzen. „Er provozierte immer wieder die Schüler und beschimpfte sie rassistisch“, so der Direktor.
Videos zeigen Schikanen
Noch im Laufe des Freitags wurden immer mehr Videos, die den betroffenen Lehrer beim Unterricht zeigen, öffentlich. Von Respekt und angemessenem Umgang der Schüler gegenüber dem Professor ist hier nichts zu sehen: Der etwa 50-Jährige wird mit Papierkugeln beworfen. Ein Schüler pfeift ihm mit einer Trillerpfeife direkt ins Ohr. Eine andere Aufnahme zeigt, wie mehrere Jugendliche den an der Tafel stehenden Professor eng umkreisen. Auch zu sehen: Ein Schüler dreht sich direkt neben dem Lehrer eine Zigarette und zündet diese im Klassenraum an. Der Unterrichtende scheint sich nicht zu wehren, wie auch in den übrigen Aufnahmen zu sehen. Er wirkt regelrecht apathisch.
Von Schülern beschimpft
Gegenüber krone.at spricht der Lehrer von monatelangen Schikanen. Jener Schüler, mit dem es am Donnerstag zu der Auseinandersetzung gekommen war, habe ihn bereits im Februar „einen Haufen Scheiße“, geschimpft. Auch die Frage: „Hast du keine Eier?“, sei gefallen. Außerdem habe er ihn immer wieder provoziert: „Er hat mich gefragt, ob ich ‚Mein Kampf‘ gelesen habe und was ich von Hilter halte“, so der Professor. Rassistisch beschimpft habe der Lehrer entgegen der Vorwürfe seine Schüler nie. Bei einer verbalen Auseinandersetzung mit einem der Schüler, habe der Jugendliche eine Aussage des Professors lediglich falsch aufgefasst.
„Direktor hat mir Unterstützung zugesichert“
Nach dem Spuck-Vorfall sei der Lehrer sofort zum Direktor gegangen. „Ich habe ihm den Vorfall geschildert, der Direktor hat mir vollste Unterstützung zugesichert.“ Tatsächlich sagte Bachmair am Freitag gegenüber krone.at, dass der betroffene Lehrer sofort suspendiert worden sei und nicht mehr an die Schule zurückkehren werde.
Am Montag findet eine Disziplinarkonferenz statt. Dabei soll über die Zukunft des Lehrers, aber auch die des von der Spuck-Attacke betroffenen Schülers, sowie jener Jugendlichen, die die Szenen im Klassenraum bejubelten und Videos davon anfertigten, entschieden werden. „In Medienarbeit haben die Schüler ein ‚Sehr gut‘ verdient“, kommentiert der betroffene Lehrer seine unfreiwillige Prominenz zynisch.
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