Großes Entsetzen herrscht nach Bekanntwerden der Vorfälle in der Wiener HTL Ottakring. Ein Lehrer hatte im Zuge einer Auseinandersetzung einen Schüler bespuckt, ein Video des Eklats wurde in den sozialen Netzwerken verbreitet. Doch jetzt wird klar: Der Lehrer selbst war monatelang massiven Schikanen der Jugendlichen ausgesetzt. Obwohl die Schulleitung offenbar Bescheid wusste, passierte nichts. Eine Facebook-Initiative fordert jetzt den Rücktritt des Direktors.
Zahlreiche Videos zeigen es deutlich: Jener Lehrer der HTL Ottakring, der durch eine Spuck-Attacke auf einen seiner Schüler in den Fokus der Öffentlichkeit geraten ist, wurde von seinen Schülern schon lange schikaniert. Er wurde mit Papierkugeln beworfen, von Schülern umzingelt und immer wieder ausgelacht - um nur einige der Aktionen zu nennen.
Kurz nach dem Bekanntwerden der Vorfälle rief Facebook-User Chris, der anonym bleiben möchte, die Gruppe „Wir fordern: Rücktritt der Direktion der HTL Ottakring“ ins Leben. Binnen weniger Stunden zählte die Initiative mehr als tausend Unterstützer.
„Direktor ist für mich der Hauptverantwortliche“
„Ich möchte mit dieser Gruppe ein starkes Zeichen gegen Mobbing setzen, dem Lehrer öffentlich den Rücken stärken, die öffentliche Diskussion versachlichen und auf strukturelle Probleme lenken und den Direktor dazu bringen, seinen Hut zu nehmen“, so Chris im Gespräch mit krone.at. Nachsatz: „Denn er ist für mich der Hauptverantwortliche in diesem Desaster.“
„Junge Menschen loten Grenzen aus“
Auch Konsequenzen für die Schüler werden gefordert: „Wobei das nicht das Hauptanliegen ist, denn dass junge Menschen ihre Grenzen ausloten, ist normal. Dass keine Grenzen gesetzt worden sind, ist der eigentliche Skandal. Und das hat der Direktor zu verantworten“, so der Gründer der Initiative.
Lehrer suspendiert
Schon am Freitag hatte krone.at mit Schuldirektor Peter Johannes Bachmair gesprochen. „Der betroffene Lehrer unterrichtet seit einem Jahr an unserer Schule. Er war noch in der Probephase, konnte sich in den Klassen allerdings nicht durchsetzen. Er provozierte immer wieder die Schüler und beschimpfte sie rassistisch“, so der Direktor. Der Lehrer sei suspendiert worden, am Montag findet eine Disziplinarkonferenz statt, wo über die Zukunft aller Beteiligten beraten wird.
Der Lehrer soll zudem nächste Woche einvernommen werden, danach soll über dienstrechtliche Konsequenzen entschieden werden, hieß es am Samstag aus der Bildungsdirektion auf Anfrage der APA. Die in den Videos beobachtbare „Boxring-Atmosphäre“ sei an Wiener Schulen auf jeden Fall inakzeptabel. Man werde bei Vorfällen wie diesem hart durchgreifen, so der Sprecher von Bildungsdirektor Heinrich Himmer.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.