Wie groß ist die Zeckengefahr wirklich?
Seit 2000 betreut der Arzt und Virologe Gernot Walder mit Helfern ein Zecken-Monitoring. Förster, Bauern und Jäger versorgen ihn mit Daten. „Zwischen 2005 und 2010 ist die Zeckenpopulation stark gewachsen. Heute gibt es keine Gemeinde mehr, die ganz zeckenfrei ist“, erklärt der Fachmann. Die Gefahr, von einer Zecke gestochen zu werden, ist aber nicht überall gleich groß. Aufgrund von Daten der Medizin-Unis Wien, Innsbruck und Graz wurde eine Karte mit den besonders gefährdeten Gebieten erstellt (siehe Grafik). Dass nur Tallagen betroffen sind, ist eine Fehlannahme. Walder: „Ist es dort zu trocken und zu heiß für die Zecken, weichen sie in höhere Lagen aus.“
Muss man im Mai bereits mit einer großen Zeckengefahr rechnen?
Grundsätzlich lieben es die kleinen Tiere feucht und warm. Sie sind aber bereits ab 5 Grad aktiv. Je günstiger die Witterung, umso aktiver sind sie. Walder: „Über die Jahre sind die zeckenfreien Monate leider immer weniger geworden. Früher hatte man zwischen Mitte Oktober und Mitte April Ruhe. Heute finden wir in Tallagen um Innsbruck oder Lienz schon im Jänner Zecken.“
Schützt eine Impfung gegen alle von Zecken übertragenen Krankheiten?
„Nein, nur gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME“, erklärt Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion Tirol. Doch dieser Schutz sei sehr wesentlich, so die Ärztin. Laut Daten der drei Medizin-Unis wurden 2018 in Österreich 154 Personen mit dem FSME-Virus infiziert. Mit 28 Fällen liegt Tirol ganz vorne. Nur in Oberösterreich wurden noch mehr Erkrankungen registriert.
Was löst der Stich einer „FSME-Zecke“ bei Personen ohne Impfung aus?
Luckner-Hornischer dazu: „Virusbefallene Zecken können in bis zu einem Drittel der Fälle nach rund acht Tagen Symptome eines grippaler Infekts auslösen. In 80 Prozent dieser Fälle folgen darauf milde bis schwere Zeichen der Gehirnhaut- oder Gehirnerkrankung. Symptome sind Kopfschmerzen, Lichtscheue, steifer Nacken, Lähmungen und Krampfanfälle.“
Ist eine Impfung empfehlenswert?
Walder wie Luckner-Hornischer befürworten eine Zeckenimpfung – auch für Kinder. Die Zahlen würden eindeutig dafür sprechen. „In Österreich gab es trotz hoher Durchimpfungsraten von 2008 bis 2017 822 Erkrankungs- und 16 Todesfälle durch FSME“, verweist Luckner-Hornischer auf die Statistik. Dies besagt auch, dass zwischen 2000 und 2011 durch die Impfung in Österreich 4000 FSME-Fälle und zirka 30 Todesfälle verhindert werden konnten. Die Medizinerin betont zudem, dass die Immunisierung bei regelmäßiger Auffrischung 95 bis 99 Prozent Schutz bedeutet.
Die Zecken-Impfung schützt jedoch nicht gegen Borreliose. Wie kann man sich dagegen schützen?
Grundsätzlich gilt, dass jede fünfte Zecke borrelieninfiziert ist. „Zeckenstiche nach Möglichkeit vermeiden“, nennt Luckner-Hornischer das erste Gebot. Beim Wandern und Spazieren in Bereichen mit hohem Gras und viel Strauchwerk sind lange Hosen und Oberteile mit langen Ärmeln angeraten. Auch Zecken-Abwehrsprays (Repellents) wirken. Allerdings nur rund zwei Stunden. Walder sieht im sorgfältigen Absuchen des Körpers nach Ausflügen die zweite wichtige Schutzmaßnahme. „Je schneller die Zecke entfernt wird, umso geringer das Risiko, an Borreliose zu erkranken. Die Zecke muss eine Zeit lang saugen, bis Borrelien ins Blut gelangen“, erklärt der Arzt.
Viele Methoden zum Entfernen einer Zecke sind im Umlauf. Wie macht man es richtig?
Die Blutsauger mit Öl, Kleber oder gar Benzin zu „lähmen“ , kann alles ärger machen; die Zecke erstickt dabei langsam und erbricht im Todeskampf verstärkt Erreger in die Wunde. Man muss auch nicht gegen den Uhrzeigersinn drehen. Am besten mit Fingern oder Pinzette am Hautansatz anlegen und vorsichtig gerade herausziehen. So schnell entfernen wie möglich.
Hier weitere Infos zur Zecken-Impfung: www.impfen.tirol
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