„Jeder hat eine andere Wahrnehmung“, kommentiert der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer am Montag die skandalösen Vorfälle in der HTL Ottakring. Eine unabhängige Kommission soll nun die genauen Umstände des handgreiflichen Konflikts zwischen einem Schüler und einem Lehrer klären. Sowohl Bildungsministerium als auch Personalvertretung sollen Mitglieder entsenden, so Himmer.
„Wir wollen gar nicht erst den Eindruck entstehen lassen, dass es um eine Reinwaschung geht oder eine interne Lösung, die nicht an die Oberfläche kommen soll“, betonte Himmer nach einem Besuch der Schule am Montag. Dies habe er auch mit dem Direktor vereinbart, der sein volles Vertrauen habe. „Das muss sich jemand ansehen, der neutral draufschauen kann.“ In spätestens zwei Wochen soll der Bericht fertig sein.
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„Viele haben schon vorgefasste Meinung“
Derzeit ergebe sich ein vollkommen unterschiedliches Bild, je nachdem, mit wem man spreche, hielt der Bildungsdirektor seinen Eindruck fest. „Jeder hat eine andere Wahrnehmung.“ Das sei nach diversen Medienberichten und Facebook-Eintragungen überhaupt das Problem: „Viele haben dazu schon eine vorgefasste Meinung. Da ist es sehr schwierig, jetzt noch objektiv draufzuschauen.“ Zur lückenlosen Aufklärung brauche man daher unabhängige Zeugenaussagen.
Lehrer ist Quereinsteiger
Der betroffene Lehrer ist ein Quereinsteiger für den fachpraktischen Unterricht und war erst seit September im Dienst. Diese Lehrergruppe kommt aus der Wirtschaft und wird an berufsbildenden Schulen in der fachpraktischen Ausbildung etwa im Bereich Maschinenbau oder Elekrotechnik eingesetzt. Wollen diese Lehrer länger an der Schule bleiben, müssen sie parallel eine begleitende pädagogische Ausbildung absolvieren.
„Was müssen wir tun, damit so etwas nicht entsteht?“
Unter anderem soll die Kommission klären, ob es in der betreffenden Klasse auch noch andere Vorfälle gegeben habe bzw. ob umgekehrt der Lehrer auch Probleme mit Schülern anderer Klassen gehabt habe, so Himmer. Außerdem will er wissen, ob und welche Maßnahmen es an der Schule in der Vergangenheit bereits gegeben habe. An der Schule selbst soll etwa erörtert werden, welche Konsequenzen die Vorfälle für die Handynutzung haben oder wie konkret mit Mobbingfällen bzw. Verdachtsfällen umgegangen wird. „Und wir müssen uns fragen, was wir für die Wiener Schulen daraus lernen: Was müssen wir tun, damit so etwas nicht entsteht?“
„Man hätte früher eingreifen müssen“
Bundesschulsprecher Timo Steyer ortet indes eine zu langsame Reaktion der Schule im Fall des Schüler-Lehrer-Konflikts. „Wir haben von Freunden mitbekommen, dass es dort schon länger Brenzligkeiten gab“, so Steyer. „Wer auch immer der Verursacher ist - man hätte früher eingreifen müssen.“ Generell brauche es an den Schulen dafür mehr Supportpersonal oder auch Psychologen, forderte Steyer. „Wenn es in einer Klasse zu Vorkommnissen zwischen Schülern und Lehrkraft kommt, muss man handeln, bevor es eskaliert.“
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