Zehn Minuten Sendezeit schenkte der ORF in der Nacht auf Dienstag dem deutschen Satiriker Jan Böhmermann: Im Interview mit einem Kulturredakteur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durfte Böhmermann unwidersprochen erklären, dass die Österreicher „bereits acht Millionen Debile“ wären. Bundeskanzler Sebastian Kurz wurde als „32-jähriger Versicherungsvertreter mit viel Haargel“ bezeichnet. Der ORF will sich jetzt von den Aussagen des Deutschen distanzieren. „ZiB 2“-Anchor Armin Wolf verbreitete den Beitrag auf Twitter.
Für die Bewerbung einer Ausstellung des Komikers Jan Böhmermann in Graz hat die Redaktion der ORF-Sendung „Kulturmontag“ den Deutschen zu einem Interview gebeten. Offenbar um den Satiriker gleich zu Beginn in Stimmung zu bringen, zitierte der ORF-Redakteur Thomas Bernhard, der einst bekanntlich die Österreicher als „sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige“ bezeichnet hat. Böhmermann nahm das Stichwort dankend auf: „Das Rad der Zeit hat sich ja weitergedreht: Jetzt sind es schon acht Millionen Debile.“ Der ORF-Redakteur ließ das unwidersprochen - und ging zur nächsten Frage über.
„Strache haut auf Facebook volksverhetzende Scheiße raus“
Da behauptete Böhmermann dann noch über Vizekanzler Heinz-Christian Strache, dass dieser „volksverhetzende Scheiße auf Facebook raushaut“. Und einige Minuten später attackierte der Komiker auch noch den Bundeskanzler - Zitat: „Ein 32-jähriger Bundeskanzler ist nicht normal. Ab 40 ja, da muss man aber so Macron-Kaliber haben. Aber Ihr Versicherungsvertreter mit viel Haargel ... - haben Sie keinen Besseren?“ Der ORF-Redakteur meinte dazu nur: „Brauchen wir jetzt einen Deutschen, der uns das jetzt sagt?“
ORF distanziert sich von Aussagen
Ganz so angenehm dürfte dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk dieses Interview dann doch nicht gewesen sein: Die Kulturredakteurin Clarissa Stadler stellte nach dem Gespräch fest, dass sich der „ORF von den provokanten und politischen Aussagen Böhmermanns distanziert“.
Wolf teilt Beitrag ohne Kommentar
Weniger Bedenken als seine Kollegin hat offenbar „ZiB 2“-Anchor Armin Wolf.
Er teilte den Beitrag mit seinen 414.000 Followern auf Twitter, ohne einen Kommentar dazu abzugeben. Das könnte durchaus als Billigung der Aussagen interpretiert werden.
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