„Acht Millionen Debile“, der Bundeskanzler als „Versicherungsvertreter“ und die „volksverhetzende Scheiße“ des Vizekanzlers: Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann hat mit seinen provokanten Aussagen über Österreich im ORF (siehe Video oben) für viel Wirbel in den sozialen Netzwerken gesorgt. „Das ist keine Satire mehr“, kritisierte ein User auf Twitter. Für einen anderen würden Böhmermanns Aussagen nicht viel zum freundlichen Zusammenleben beitragen.
Ein User fragte sich: „Wer nimmt ihn noch wahr? Außer durch solche Beiträge.“ In einem weiteren Tweet werden Böhmermanns Umgangsformen verurteilt: „Menschen beleidigen war schon immer eine gute Idee für ein freundliches, nettes, verständnisvolles Zusammenleben. Ich frage mich, worin der Nutzen bei diesem Mann besteht.“
Wer nimmt ihn noch wahr? Außer durch solche Beiträge.
— joapa (@joapa_tweetet) 7. Mai 2019
Menschen beleidigen war schon immer eine gute Idee für ein freundliches, nettes, verständnisvolles Zusammenleben. Ich frage mich worin der Nutzen bei diesem Mann besteht.
— carli (@hechtwanderer) 7. Mai 2019
Man wird in ein Land eingeladen ..um eine eigene Kunstausstellung zu Promoten..! Und als erstes beleidigt man das Land nebst seiner Einwohner..Man beleidigt den Regierungschef..!! Und wir machen uns Sorgen über unser Ansehen in der Welt wegen der AFD ????...
— Reno (@reno_H1) 7. Mai 2019
„Böhmermann selbst hat sein Studium nicht abgeschlossen“
Der deutsche Satiriker sagte in dem Interview in der ORF-Sendung „Kulturmontag“, es sei „nicht normal, dass das Land von einem 32-jährigen Versicherungsvertreter mit viel Haargel“ geführt werde. Und ergänzte: „Haben Sie keinen Besseren?“ Damit spielte er auf den 1986 geborenen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) an. Diese Kritik am Kanzler kann ein User so gar nicht verstehen: „Böhmermann selbst hat nicht mal sein Geschwätzstudium aus Fächerbündel Geschichte, Soziologie und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften abgeschlossen und regt sich über einen ,Versicherungsvertreter‘ als Bundeskanzler auf!“
der Böhmermann hat selber nicht mal sein Geschwätzstudium aus Geschichte, Soziologie und Theater-, Film- und Fernsehwissenschafte abolviert und wirft im Glashaus mit Steinen - komplett blöd der Typ
— chickenfodder (@chickenfodder69) 7. Mai 2019
„Teilt nicht satirisch aus, sondern beleidigt“
Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache warf er vor, dass er auf Facebook „volksverhetzende Scheiße raushaut“ und dies „kein Zustand“ sei. Als der ORF-Redakteur Thomas Bernhard, der einst bekanntlich die Österreicher als „sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige“ bezeichnet hatte, zitierte, nahm Böhmermann das Stichwort dankend auf: „Das Rad der Zeit hat sich ja weitergedreht: Jetzt sind es schon acht Millionen Debile.“ Der ORF-Redakteur ließ das unwidersprochen - und ging zur nächsten Frage über. Die Reaktion eines Twitter-Users dazu: „Böhmermann teilt nicht satirisch aus, sondern er beleidigt insbesondere Strache. Das ist keine Satire mehr.“ Für einen anderen User erinnerten Böhmermanns neue Provokationen stark an seine einst harten Bandagen gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Böhmermann teilt nicht satirisch aus, sondern er beleidigt insbesonders Strache. Das ist keine Satire mehr. Erinnert sehr an seine üblen Beleidigungen bei Erdogan.
— Peter schrader (@pschraader) 7. Mai 2019
Herzig, wie beim Böhmermann neben dem deutschen Humor auch die deutsche Ordnungsliebe das Denken bestimmt. Ein 32-jähriger Kanzler geht gar nicht. Auch ein 38-jähriger geht nicht. Ab 40 geht er vielleicht, aber auch nur, wenn es ein Macron ist.
— Christus Silvestris (@gat_ex_machina) 7. Mai 2019
Für die Wahrheit muss man sich nicht entschuldigen. Für Beleidigungen schon. Aber: was ist schon Wahrheit? Böhmermanns Wahrheit sicher nicht.
— Peter schrader (@pschraader) 7. Mai 2019
Nach ORF-Distanzierung: „Dummheit und Feigheit verloben sich“
In der Abmoderation des Böhmermann-Gesprächs sagte Moderatorin Clarissa Stadler: „Der ORF distanziert sich von den provokanten und politischen Aussagen Böhmermanns. Aber wie Sie wissen, darf Satire alles und der öffentliche Rundfunk künstlerische Meinung wiedergeben.“ Für diese Distanzierung erntete der ORF Kritik. „Ach, ORF. Erst den Spießer Böhmermann quatschen lassen und sich dann von seinen Aussagen distanzieren, oder: Dummheit und Feigheit verloben sich“, schrieb ServusTV-Moderator Michael Fleischhacker.
„ORF verpflichtet, sich von unsachlichen Äußerungen zu distanzieren“
ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl erklärte am Dienstag die Distanzierung des ORF von Böhermanns Aussagen. Es habe „keinerlei Druck von innen oder außen“ dazu gegeben, sondern die Redaktion habe sich angesichts des höchstgerichtlichen Urteils zur „Nestroy“-Gala-Übertragung 2002 dazu entschieden. Demnach sei der ORF - der dem Objektivitätsgebot unterliegt - verpflichtet, sich von unsachlichen Äußerungen Dritter in seinen Sendungen zu distanzieren - entweder mit einer unmittelbaren Entgegnung der Moderation oder durch ein Insert am Ende der Sendung.
Mit der Anmerkung Clarissa Stadlers habe der ORF also „nichts anderes getan als medienrechtliche Vorgaben einzuhalten“, betonte Traxl in einer Stellungnahme: „Den Beitrag zu spielen, sich aber in Folge von darin getätigten unsachlichen Kommentaren zu distanzieren, war eine professionelle und rechtskonforme, redaktionsinterne Entscheidung, die auf keinerlei Druck von innen oder außen entstanden ist.“
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Böhmermann mit Aussagen über unser Land für Aufsehen sorgt. Anfang 2018 machte er sich in einem Video über Österreich und Strache lustig. „Österreich geht allen auf die Eier“, sagte Böhmermann darin.
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