Es war ein Krimi sondergleichen, ein hochklassiges Duell zweier ebenbürtiger Teams, von denen sich keines das Aus verdient gehabt hätte - und doch steht nun der FC Chelsea im Europa-League-Finale, und nicht Adi Hütters Eintracht Frankfurt! Während sich im anderen Halbfinale Arsenal gegen Valencia souverän durchsetzte und dem 3:1-Heimsieg ein 4:2 in Spanien folgen ließ, musste bei Chelsea gegen Frankfurt nach zwei 1:1-Remis das Elferschießen entscheiden. Die Londoner gewannen mit 4:3 und treffen nun in einem rein englischen Finale am 29. Mai in Baku auf Arsenal…
Die Reise von Frankfurt durch Europa endete also dramatisch. Dabei hatten die Hessen Chelsea vorher alles abverlangt. Das Team von Trainer Maurizio Sarri war zunächst aber die bessere Elf. Bei den Londonern stand Starspieler Eden Hazard im Unterschied zum Hinspiel in der Startelf. Der angeblich von Real Madrid umworbene Belgier lieferte zur Führung durch Ruben Loftus-Cheek (28.) die Vorarbeit, der englische Internationale traf eiskalt ins lange Eck. Chelsea hatte in den Minuten zuvor ein Plus an Torchancen herausgearbeitet. Olivier Giroud scheiterte aus kurzer Distanz an Trapp, dann klärte Makoto Hasebe nach einem Willian-Freistoß kurz vor der Torlinie. Martin Hinteregger und seine Nebenleute waren in dieser Phase gefordert.
Die wieder mit dem im Hinspiel gesperrten Ante Rebic eingelaufene Eintracht hatte nach einer Viertelstunde ihre Chance gehabt: Einen Volley von Danny da Costa lenkte Kepa Arrizabalaga über die Latte. Spielhälfte zwei startete freilich ideal für die Eintracht. Hütter reklamierte nach einem vermeintlichen Handspiel im Chelsea-Strafraum noch Elfmeter, als Jovic der Ausgleich gelang. David Luiz verlor den Serben bei dessen zehntem Treffer im laufenden Bewerb dabei aus den Augen. Die Eintracht war in einem intensiven Spiel nun ebenbürtig. Im Finish musste Chelsea auch zufrieden sein, dass Azpilicueta nach einem harschen Einstieg gegen Mijat Gacinovic nicht Rot sah.
Die auch im 17. Europa-League-Spiel in Folge ungeschlagenen Hausherren waren in der Schlussphase der regulären Spielzeit wieder druckvoller, Trapp parierte bei einem Abschluss von Giroud. Bei den Deutschen verhalf Hütter Sebastien Haller in der Verlängerung zu einem Comeback. Der französische Stürmer hätte dieses in der 100. Minute fast gekrönt, Luiz rettete Chelsea hinter dem geschlagenen Kepa aber akrobatisch vor einem Gegentor. Haller stieg nach einem Eckball noch einmal am höchsten, Davide Zappacosta klärte erneut vor der Linie (105.). Der stark spielende Hinteregger musste ebenfalls einmal klären, wobei er gegen Emerson vollen Körpereinsatz zeigte.
In der 116. Minute wähnte sich Chelsea plötzlich in Führung, Azpilicueta ging im Zweikampf mit Trapp aber mit unlauteren Mitteln ans Werk. Der Treffer zählte nicht. In der Entscheidung scheiterte zunächst Chelsea-Kapitän Azpilicueta an Eintrachts Kevin Trapp. Hinteregger trat als vierter Schütze der Gäste an, schoss aber flach und zentral auf Chelseas Schlussmann Kepa, der stehen blieb. Danach scheiterte auch Goncalo Paciencia am Spanier, ehe Eden Hazard für Chelsea vollendete. Hütter verpasste es, als fünfter österreichischer Trainer nach Ernst Happel, Max Merkel, Hermann Stessl (1978 mit Austria) und zuletzt Ernst Dokupil (1996 mit Rapid) in ein Europacup-Finale einzuziehen.
Arsenal darf indes den zweiten Europacup-Titel der Klubgeschichte ins Auge fassen. Die „Gunners“ schafften mit einem 4:2 (1:1) im Halbfinal-Rückspiel bei Valencia den Sprung ins Endspiel. Nach einem 3:1 im Hinspiel trafen Pierre-Emerick Aubameyang (17., 69., 89.) und Alexandre Lacazette (50.) für die Gäste, Kevin Gameiro (11., 58.) war für die Spanier erfolgreich.Wie im Hinspiel machten Aubameyang und Lacazette den Unterschied aus. Das Duo hat die letzten acht Treffer von Arsenal in der Europa League erzielt. Valencia konnte die Wende nicht mehr erzwingen, obwohl die Spanier wie im Hinspiel vorlegten.
Gameiro verwertete einen perfekt gespielten Gegenstoß nach einer der wenigen Offensivaktionen der Engländer zu Beginn zur umjubelten Führung. Valencia drückte auf das Tempo, Rodrigos Kracher aus der Distanz zischte am von Petr Cech gehüteten Arsenal-Gehäuse vorbei. Auch nach dieser Aktion sollte postwendend der nächste Treffer fallen. Nach dem anschließenden Ausschuss offenbarte Valencias Abwehr zum ersten Mal Schwächen, Aubameyang schloss mit dem Vollrist platziert ab. Mit dem Elan der Spanier war es ein wenig vorüber. Valencia agierte zwar weiter mit Nachdruck, Arsenals Defensive ließ aber wenig zu. Auf der Gegenseite streifte ein Schuss von Lacazette kurz vor dem Pausenpfiff die Stange.
Der Franzose machte es unmittelbar nach Seitenwechsel noch besser, behauptete den Ball im Strafraum und traf aus der Drehung zum wichtigen 2:1 für die Gäste. Valencia benötigte nun vier weitere Tore zum Aufstieg. Gameiro traf zwar noch vor der Stundenmarke erneut, mehr war für die „Fledermäuse“ jedoch nicht mehr möglich. Aubameyang war nach Querpass von Ainsley Maitland-Niles zur Stelle und traf zur endgültigen Entscheidung, ehe er im Finish seinen Triplepack perfekt machte. Arsenals spanischer Trainer Unai Emery entschied mit einem von ihm betreuten Club damit auch das 19. K.-o.-Duell in der Europa League in Folge für sich.
Die Ergebnisse:
FC Chelsea - Eintracht Frankfurt 5:4 (1:1, 1:0) n.V.
London, Stamford Bridge, 40.853 Zuschauer, SR Ovidiu Alin Hategan (ROM)
Tore: 1:0 (28.) Loftus-Cheek, 1:1 (49.) Jovic
FC Valencia - FC Arsenal 2:4 (1:1)
Valencia, Mestalla-Stadion, SR Danny Makkelie (NED)
Tore: 1:0 (11.) Gameiro, 1:1 (17.) Aubameyang, 1:2 (50.) Lacazette, 2:2 (58.) Gameiro, 2:3 (69.) Aubameyang, 2:5 (88.) Aubameyang
Hinspiel 1:3 - Arsenal mit Gesamtscore von 3:7 im Finale
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