Die Causa rund um den „Debilen“-Sager von Jan Böhmermann nimmt kein Ende: Der deutsche Satiriker erklärte als Reaktion auf die Strafanzeige eines heimischen Anwalts, nun Österreich „angezeigt“ zu haben. Wegen „Verbrechen gegen das Ansehen deutschsprachiger Menschen“. Ob darüber noch viele lachen können?
„Ich habe soeben Strafanzeige gegen komplett Österreich wegen ,Schwerer Herabwürdigung europäischer Grundwerte und Verbrechen gegen das Ansehen deutschsprachiger Menschen in der Welt‘ erstattet“, twitterte Böhermann am Samstag.
In der Nacht auf Dienstag hatte der ORF ein Interview mit dem deutschen Satiriker ausgestahlt, in dem der Gast zum Rundumschlag gegen die österreichische Bevölkerung sowie die Regierungsspitze ausholte. Neben dem „acht Millionen Debile“ - Sager blieben auch Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache nicht verschont. Auch der ORF hat sich inzwischen davon distanziert.
Der Wiener Anwalt Wolfgang List sieht eine Herabwürdigung des Staates Österreich und zeigte Böhmermann deshalb, wie berichtet, in Österreich und Deutschland an. Mit der Anzeige wolle er „ein Zeichen setzen“, wie der Jurist gegenüber Medien erklärte.
„Strafanzeige gegen komplett Österreich“
Böhmermann legt jetzt mit seinem Tweet nach, in dem er „komplett Österreich“ mit einer skurrilen Klage unter anderem wegen „Verbrechen gegen das Ansehen deutschsprachiger Menschen in der Welt“ droht.
Und der Deutsche hat auch eine passende, lebenslange „Höchststrafe“ für die Österreicher im Sinn. Die Ausgestaltung eben dieser Strafe fügte Böhmermann seinem Tweet in Form von mehreren Bildern an, auf denen Vizekanzler Heinz-Christian Strache zu sehen ist (siehe oben) …
Autoren um Jelinek kritisieren Distanzierung des ORF
Scharfe Kritik an der Distanzierung des ORF von den Äußerungen des Satirikers übten indessen prominente Autoren. „Wir distanzieren uns von der Distanzierung des ORF von den Äußerungen Jan Böhmermanns in seinem Interview mit dem ORF in der Sendung ,Kulturmontag‘ am 6.5.2019 anlässlich seiner Ausstellung im Grazer Künstlerhaus“, heißt es in der Erklärung. „Wir distanzieren uns von der Bevormundung des Kulturpublikums durch den ORF, der meint, ihm erklären zu müssen, wie es die Äußerungen Böhmermanns zu verstehen hätte.“
Unterzeichnet wurde das Schreiben neben Jelinek von den Autoren Gerhard Ruiss, Gerhard Zeillinger, Eva Menasse, Kathrin Röggla, Doron Rabinovici und Marlene Streeruwitz. „Wir distanzieren uns von Selbstzensur und Zensur, auch wenn sie nicht als solche verstanden werden will“, erklärten die Autoren weiter. Und: „Wir bestehen auf Mündigkeit des Publikums. Wir bestehen auf dem Recht eigenständigen Denkens und Handelns, ohne Zwangsrekrutierungen.“
„Krone“-Leser: „Kunstfreiheit endet hier“
Darüber, ob Satire wirklich alles darf, wurde auch unter den „Krone“-Lesern diskutiert. Fragen, die dabei gestellt wurden: Wo soll die Kunstfreiheit ein Ende haben? Und kann man solch humorlose Beleidigungen überhaupt noch lustig finden?
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