Auf der Suche nach einem Rezept für eine Hausapotheke ihres Arztes trafen sich am Dienstag die Bürger aus Pians. Der Sprengel, der rund 4000 Einwohner umfasst, hatte bei der Nachbesetzung durch Dr. Antwi in dieser Causa besonderes Pech: Nur 200 m fehlen auf die geforderten 6 km Entfernung zur Stadtapotheke Landeck. Hätte man die Stelle ein Jahr später besetzt, gäbe es keine Aufregung.
Das Problem der so genannten Einarztgemeinden ist ein österreichweites. Die bundesweite Initiative „Einarztgemeinde“ und die Ärztekammer diagnostizieren einen Mangel an medikamentöser Versorgung, weil die Regelungen der Apothekenkammer zur Berechtigung einer ärztlichen Hausapotheke restriktiv angewandt werden und noch kein Rezept gefunden wurde, diese zu ändern.
Dr. Richard Antwi ist seit 2014 Sprengelarzt in Pians und betreut als einziger Allgemeinmediziner auch Tobadill, Strengen und Grins, insgesamt rund 4000 Einwohner. „Ich sehe auf Grund der Situation die medizinische Versorgung gefährdet“, eröffnete er den Diskussionsabend im Pianner Gemeindesaal, in dem der Blutdruck vieler Bürger temporär ziemlich in die Höhe schoss. Gemeinsam mit den Bürgermeistern kämpft man nämlich um eine ärztliche Hausapotheke. Diese scheitert aber an einer Entfernung von 200 Metern.
Opfer der Paragraphen
„Als Dr. Antwi die Nachfolge von Dr. Zeiner antrat, musste die Entfernung zur nächsten Apotheke mindestens sechs Kilometer betragen. Die Praxis ist aber nur 5,8 Kilometer entfernt“, machte BM Harald Bonelli seinem Ärger Luft. Rund ein Jahr später sei die Mindestentfernung von vier Kilometern wieder eingeführt worden. Dr. Antwi sei ein Opfer einer Übergangsregelung. „Das ist ein Wahnsinn“, wetterte ein Bürger, „wenn ein älterer Mensch mit dem Bus von Tobadill zum Arzt fährt, muss er anschließend nach Landeck, um sein Medikament zu bekommen.“
Die „Krone“ konnte Martin Hochstöger, den Chef der Stadtapotheke, in Wien erreichen: „Wir dürfen nicht vergessen, dass eine Hausapotheke nur eine Notlösung ist. Wir haben einen Zustelldienst zu den Praxen und zum Patienten. Die Versorgung ist absolut gesichert.“ Das Auditorium hingegen sieht ein „unverständliches Monopol in einer freien Marktwirtschaft.“
Während demnächst die Petition an die Gesundheitsministerin übergeben werde, überlegt die Gemeindeführung, die Praxis um 200 Meter zu verlegen.
Hubert Daum, Kronen Zeitung
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