Attacke mit Schere

Schüler bedroht Lehrer: „Ich werde dich töten“

Oberösterreich
18.05.2019 07:00

 „Ich will dich töten!“ Mit einer Schere in der Hand attackierte ein zwölfjähriger Türke in einer Linzer Übungs-NMS einen seiner Lehrer und konnte erst mithilfe eines zweiten Pädagogen gebändigt werden. Eigentlich unglaublich: Seine Mutter beschwerte sich lautstark, weil Lehrer die Polizei holten. Sie verhielt sich auch gegenüber den Beamten aggressiv und wird angezeigt.

Die Welle von Gewalt in Linzer Schulen reißt nicht ab. Der neue Tatort: Die Linzer Europaschule, Donnerstag, 12.45 Uhr, im Ethikunterricht: Der Zwölfjährige war die ganze Zeit nicht am Platz geblieben.
 Als ihn der Lehrer (56) ermahnte, endlich sitzenzubleiben, wurde der Bub, der einen pädagogischen Sonderbedarf hat und mit zwölf die erste Klasse besucht, noch provokanter. Er nahm sein Handy, zeigte ein Foto mit einem Pferdegebiss vor und sagte zum Pädagogen: „So sehen Sie aus.“ Dieser blieb ruhig, doch das stachelte den Buben noch mehr an. Er ging zum Papiertuch-Spender, der in der Klasse montiert ist, stach mit einem Stift darauf ein.

Lehrer am Arm gepackt
 Dann ging er auf den Lehrer direkt los und fasste diesen am Arm. Der Pädagoge versuchte, den jungen Angreifer festzuhalten. Ein Sonderpädagoge (33) eilte aus der Nebenklasse zu Hilfe. Zu zweit schafften es die Männer, den Schüler zu „arretieren“, wie Rektor Herbert Gimpl von der Pädagogischen Hochschule OÖ im Interview unten erklärt.
 Kurzfristig schien sich die Situation zu beruhigen. Doch als die Pädagogen den Buben losließen, ging der Zwölfjährige zu seinem Sitzplatz zurück, schnappte sich seine Schere, bedrohte damit den Lehrer und kündigte an: „Ich werde dich töten.“ 

Suspendierung durchBildungsministerium
 Die Pädagogen hielten den Tobenden fest, brachten ihn aus der Klasse und alarmierten die Polizei - und die Mutter. Doch diese trug nicht zur Entspannung bei. Sie regte sich auf, dass Polizisten hinzugezogen wurden und führte sich so aggressiv auf, dass sie angezeigt wird. Da es sich bei der Europaschule um eine Übungsschule der Pädagogischen Hochschule handelt, muss die Suspendierung vom Ministerium ausgesprochen werden. Das Verfahren läuft.

Neue gesetzliche Regelung gefordert
 LH-Vize und Bildungsreferentin Christine Haberlander (ÖVP) fordert den Bund auf, rasch gesetzliche Grundlagen zu schaffen, um Suspendierungen zu erleichtern: „Bei Gefahr im Verzug, etwa wenn ein Schüler mit einem Messer bewaffnet ist, muss es möglich sein, dass Direktoren sofort eine Suspendierung aussprechen können, ohne den sonst üblichen Amtsweg mit einem Antrag an die übergeordnete Behörde einzuhalten.“ Ihr Fazit: „Wir müssen den Großteil der Schüler, die nicht auffällig oder gewalttätig sind, einfach schützen.“

Herbert Gimpl ist Rektor der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich (Bild: © Harald Dostal)
Herbert Gimpl ist Rektor der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich

„Die Mutter war verantwortungslos“
Völlig unverständlich findet Hochschul-Rektor Herbert Gimpl das Verhalten der Mutter des rabiaten Schülers, die ebenfalls sehr aggressiv auftrat.

„Krone“: Die Europaschule ist die Praxisschule der Pädagogischen Hochschule. Als Rektor sind Sie dafür zuständig.
 Herbert Gimpl: 
Ja, indirekt, weil wir dort unsere Lehramtsstudierenden ausbilden und die Europaschule dadurchdirekt dem Bund untersteht.

„Krone“: Was sagen Sie zu dem erschreckenden Vorfall?
 Gimpl: 
Also, was mich wirklich sehr verwundert hat, war die wenig verantwortungsvolle Handlungsweise der Mutter, die sicherlich nicht zu einer Deeskalation der Situation beigetragen hat.

„Krone“: Was kann Ihre Hochschule machen, wie kann sie der Schule Hilfestellung geben?
 Gimpl: 
Wir haben Experten für Inklusion, die weltweit einen geradezu exzellenten Ruf genießen. Wir werden deshalb am Montag eine Fachgruppe zusammenstellen, die schauen soll, welche Möglichkeiten wir haben, um die Reintegration dieses Schülers zu bewerkstelligen.

„Krone“: Vorerst wird der Zwölfjährige aber suspendiert.
 Gimpl: 
Ja, das hat uns das Ministerium schon signalisiert. Und dann muss man schauen, ob ein Schulwechsel nötig ist. Ein zu langes Fernbleiben macht die Situation oft nicht besser, sondern eher schlechter.

Interview: Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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