Gewaltige Detonationen, um die umstrittene Baurestmassendeponie im Tiroler Schwoich zu schaffen, machen Mensch und Tier das Leben schwer. Schäden an Häusern und der Verlust eines natürlichen Lebensraumes für geschützte Arten sind die Folgen. Die „Krone“ war am Samstag im Ortsteil Amberg auf Lokalaugenschein.
Wie berichtet, sollen in einem Steinbruch nahe der Gemeinde Schwoich für die nächsten 20 Jahre jährlich rund 60.000 Tonnen Baureste, darunter bedenkliche Stoffe, gelagert werden. Seit vergangenen Montag empfinden die Anrainer des Steinbruches ihren Alltag aber so, als würden sie in einem Kriegsgebiet leben, da zweimal am Tag gewaltige Detonationen ihre Häuser erschüttern.
„Als würde vor meinem Wohnzimmer eine Fliegerbombe explodieren“
„Es ist, als würde vor meinem Wohnzimmer eine riesige Fliegerbombe explodieren, die das Haus mitsamt der Einrichtung erzittern lässt“, schildert Familienvater Richard Holzner, der nur rund 120 Meter vom Ort des explosiven Geschehens lebt. Josef Schwaighofer ist der Besitzer des „Moar“-Hofes. „Seit diese immensen Sprengungen gemacht werden, haben die Außenwände meines Bauernhauses Risse bekommen. Ich habe dies bereits bei der Bezirkshauptmannschaft Kufstein angezeigt“, teilt Schwaighofer mit.
Auch ein Biotop muss für Deponie weichen
Der Grund für diese Sprengarbeiten liegt darin, dass ein Gefälle geschaffen werden muss, damit das Sickerwasser für die Deponie abrinnen kann. Wo früher für den Abbau des Mergels wenige Sprengbohrungen vonnöten waren, sind aktuell bereits 140 Bohrlöcher zur Aufnahme von Sprengladungen vorbereitet.
Geschützte Tiere verlieren Lebensraum
Aber nicht nur die extreme Lärmbelästigung ist bedenklich. Dazu kommt noch, dass durch die Trockenlegung eines riesigen Biotops nebst geschützten Salamandern, Schlangen und Kröten, auch zwei streng geschützte Vogelarten - der Rotmilan und der Flussregenpfeifer - gefährdet werden. Hobby-Vogelkundler Sebastian Danner kennt den Steinbruch seit Langem. Er ist überzeugt, dass diese zwei Vogelarten hier nun endgültig und für immer ihren Lebensraum verloren haben.
Hubert Berger, Kronen Zeitung
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