Nach dem Skandal-Video aus Ibiza und dem Rücktritt von FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Neuwahlen angekündigt. Außerdem wird sich aufgrund der jüngsten Ereignisse die Regierungsarbeit in den nächsten Monaten nicht einfach gestalten. krone.at hat sich am Sonntag bei den Bürgerinnen und Bürgern umgehört, was sie vom Scheitern der türkis-blauen Koalition und einem erneuten Urnengang halten.
Sonntagvormittag in Wien-Landstraße, einen Tag nach dem Polit-Beben samt Demo am Ballhausplatz. Wir mischen uns am Bahnhof Wien-Mitte unter die Menschen und fragen sie nach ihrer Meinung zu den Geschehnissen vom Wochenende. Ein pensionierter Arzt spaziert mit seiner Frau an uns vorbei und meint: „Das Wichtigste sind die Aussagen, die in diesem Ibiza-Video getätigt wurden. Natürlich ist bei so was aber auch immer Taktik dabei - und über den Zeitpunkt der Veröffentlichung kann man auch diskutieren.“
„Leute müssen sich mehr mit den Parteien beschäftigen“
Kurz darauf treffen wir auf eine Psychologin. Sie freut sich über das Ende dieser Bundesregierung und sieht das Skandal-Video als Grund, sich in Zukunft besser über bestimmte Parteien zu informieren: „Die Menschen müssen sich tiefer mit den Ideen der verschiedenen Parteien beschäftigen und nicht nur auf kurzfristige Vorteile achten, die ihnen zuerst versprochen und dann doch nicht gehalten werden.“
Ein paar Meter weiter überquert ein junger Koch gerade die Straße. Er freut sich, „dass die Koalition beendet ist“ und findet es „gut, dass dieses Video kurz vor der Europawahl aufgetaucht ist, da nun mehr Leute wählen gehen werden“. „Ich wäre sehr zufrieden, wenn die Demokratie wieder mehr ausgeführt wird“, ergänzt er.
„Mit der FPÖ ist kein Staat zu machen“
Ein IT-Mitarbeiter kommt gerade von einer Geschäftsreise zurück und hat natürlich alles über das Internet mitverfolgt. Er ist schockiert, was für ein „erschreckendes Sittenbild die österreichische Politik hier abgegeben hat, insbesondere die FPÖ“. Es „beweist wieder mal, dass mit der FPÖ kein Staat zu machen ist“, schließt der Mann eine zukünftige Regierungsbeteiligung der Blauen aus.
Kurz und bündig drückt sich ein deutscher Tourist zu dieser Geschichte aus. Auch er hat den Aufruhr am Ballhausplatz mitbekommen: „Ich finde es furchtbar, dass so etwas passieren kann. Dass jemand sein Vaterland verkauft, um daraus eigene Vorteile zu ziehen.“
„Müssen weiterhin zusammenhalten in der Gesellschaft“
Eine pensionierte Ärztin genießt auf einer Parkbank die Sonnenstrahlen. Sie fordert den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft: „Wir dürfen weiterhin keine Leute ausgrenzen und müssen auch gnädig zu denen sein, die im Moment von allen verteufelt werden.“
„Wenn man sich mit Hunden ins Bett legt, ...“
Als wir einen weiteren Pensionisten nach seiner Meinung fragen, grinst dieser nur und formuliert salopp: „Es gibt diesen Spruch: Wenn man sich mit Hunden ins Bett legt, wacht man am nächsten Morgen mit Flöhen auf.“ Der Bundeskanzler sei nun mit Flöhen aufgewacht und habe keine andere Wahl gehabt, als „den Hund zu erschießen“.
Am Ende unserer Umfrage treffen wir noch auf eine Juristin. Sie ärgert sich, dass nun der nächste Wahlkampf bevorsteht. „Mich stört es, dass bis zur Wahl im Herbst wahrscheinlich keine politischen Entscheidungen getroffen werden.“
Ob es wirklich zu diesem politischen Stillstand kommt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
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