Das FPÖ-Präsidium tagte am Sonntag an einem geheimen Ort. Die „Krone“ konnte ihn dank eines Leser-Hinweises ausfindig machen. Erst gab es Aufregung, doch dann willigte sogar Norbert Hofer ein, sein erstes Interview als designierter FPÖ-Chef zu geben.
Am Tag nach dem Rücktritt von Heinz-Christian Strache hat sich das FPÖ-Präsidium am Sonntag in einer geheimen Sitzung zusammengefunden, um die Nachfolge zu regeln. Die Freiheitlichen waren äußerst darum bemüht, den Ort ihrer Präsidiumssitzung geheim zu halten. Der Plan war es, völlig abgeschottet von Medien und Journalisten, notwendige Beschlüsse zu fällen.
Durch einen Hinweis einer Leserin konnte die „Krone“ den Ort - ein Restaurant im niederösterreichischen Biedermannsdorf - aber ausfindig machen. Nach einem kleinen Scharmützel mit Security-Mitarbeitern erklärte sich der designierte FPÖ-Chef Norbert Hofer sogar zu einem kurzen Interview bereit und schlussendlich posierte die neue blaue Führungsriege - ohne Strache, der auch vor Ort war - für ein „Krone“-Foto.
DAS ERSTE INTERVIEW MIT NORBERT HOFER ALS FPÖ-CHEF
„Krone“: Sie wurden eben zum neuen FPÖ-Parteichef designiert und müssen damit schon zum zweiten Mal ihre Lebensplanung umwerfen. Freuen kann Sie das nicht, oder?
Norbert Hofer: Ich bin es gewohnt, Dinge zu machen, die ich nicht geplant habe. Eigentlich hatte ich geplant, dass ich das bisschen Freizeit, das ich habe, zu nutzen, um meine Flugberechtigung aufzustocken. Nun war es am Freitag aber so, dass ich in der Früh informiert wurde, welche Probleme es in der Partei gibt. Und natürlich ist das etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Ich werde aber vollen Einsatz zeigen.
Ihr Traum, bei der Bundespräsidentenwahl 2022 anzutreten, dürfte mit dem heutigen Tag aber geplatzt sein.
Für mich ist das kein Thema mehr. Die Frage, wie die Präsidentenwahl in drei Jahren aussehen wird, ist ganz weit weg. In der Politik sind Dinge, die drei Jahre weg sind, nicht exakt planbar. Jetzt ist es wichtig, dass wir die FPÖ in einen guten Wahlkampf führen.
Es ist bereits Abend, die Präsidiumssitzung hat am späten Nachmittag begonnen. Was wurde beschlossen?
Wir haben die weiteren Schritte bis zur Wahl festgelegt. Wir haben beschlossen, dass ich die Partei leiten, die Verantwortung übernehmen und in eine gute Zukunft führen soll. Dass ich der Partei vorstehen werde. Es ist auch der Beschluss gefasst worden, für den Fall, dass die ÖVP darauf besteht, Innenminister Herbert Kickl aus der Regierung zu entlassen, dann gehen wir auch. Kickl ist keine Verhandlungsmasse. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen und es ist nicht nachvollziehbar, warum er jetzt gehen soll. Das können wir nicht akzeptieren.
Die ÖVP wird von dieser Forderung, so wie es jetzt aussieht, aber nicht abrücken.
Die ÖVP sieht sich mit einer FPÖ konfrontiert, die so einig ist wie nie zuvor. Was Anfang der 2000er Jahre gelungen ist, nämlich diese Partei zu spalten, das wird es mit mir als Obmann nicht geben. Und man soll mich bitte nicht unterschätzen. Wahlkämpfen kann ich.
Ist das eine Kampfansage?
Ja.
Sandra Schieder, Kronen Zeitung
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