Kämpfte bis ans Ende

Trauer um Österreichs Nationalheld Niki Lauda (†)

Formel 1
21.05.2019 02:57

Österreichs Sportwelt hat einen ihrer Größten verloren - Formel-1-Legende Niki Lauda ist tot. Wie die Familie in der Nacht auf Dienstag in einer E-Mail mitteilte, sei der 70-jährige dreifache Formel-1-Weltmeister und Flug-Unternehmer am Montag im Kreis seiner Liebsten verstorben. Schon seit Anfang Mai lag Lauda in einer Schweizer Privatklinik, eine seiner Spendernieren bereitete offenbar Probleme.

„In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag, den 20.5.2019, im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist. Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich. Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle. Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen“, steht in der E-Mail, die mit „Familie Lauda“ unterzeichnet ist.

Von gesundheitlichen Problemen begleitet
Im Sommer 2018 hatte sich Lauda am Wiener AKH einer Lungentransplantation unterziehen müssen und schon bald wieder geplant, in den Formel-1-Zirkus zurückzukehren.
Kenntnis über den Tod hatte auch bereits Walter Klepetko, Operateur bei Laudas Lungentransplantation Anfang August 2018 im Wiener AKH. „Niki Lauda ist gestorben. Ich muss das bestätigen“, so der Arzt. „Niki Lauda hat gekämpft.“

Im Video unten sehen sie eine von Laudas letzten Videobotschaften an die Öffentlichkeit, in der er sich für die große Unterstützung während einem seiner Krankenhausaufenthalte bedankt.

Niki Lauda (Bild: KRISTIAN BISSUTI)
Niki Lauda

Größter Durchbruch im Jahr 1974
Geboren wurde Andreas Nikolaus Lauda 1949 in eine Wiener Industriellenfamilie. Ohne Wissen der Eltern gab er im Alter von 19 Jahren mit einem von der Großmutter finanzierten Mini Cooper S bei einem Bergrennen in Mühllacken sein Renndebüt. Im Jahr 1971 - mit 21-Jahren - konnte er sich bereits seinen Traum vom Einstieg in die Formel 1 erfüllen und bestritt in einem March seinen ersten Grand Prix. Der Wagen war jedoch nicht in Schuss - Lauda gab auf. Der große Durchbruch gelang ihm schließlich bei Ferrari: Am 28. April 1974 gewann er in Spanien seinen ersten - von insgesamt 25 - Grand Prix. Im Jahr darauf holte er den ersten von insgesamt drei WM-Titeln.

(Bild: Schaadfoto/Werek)
Niki Lauda, Formel-1-Weltmeister 1975 (Bild: Ullstein Bild/picturedesk.com)
Niki Lauda, Formel-1-Weltmeister 1975

Schwerer Unfall am Nürburgring
Dann der Schicksalstag: Am 1. August 1976 verunglückte Niki Lauda am Nürnburgring, der Wagen brannte lichterloh und angesichts der Bilder erschien es schon als Wunder, dass Lauda überlebte. Und als die ganze Welt damit rechnete, dass er seinen Abschied vom Rennsport nehmen würde, saß er 42 Tage später wieder im Cockpit. Ein Jahr später wurde er zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister: Niki Lauda hatte damals schon geschafft, was viele eigentlich für unmöglich hielten. 1984 folgte WM-Titel Nummer drei, bevor er das Cockpit endgültig verließ.

Niki Lauda nach seinem Feuerunfall am Nürburgring (Bild: APA/DPA)
Niki Lauda nach seinem Feuerunfall am Nürburgring
Lauda bei einer Pressekonferenz am 8. September 1976 - nur 42 Tage nach seinem Unfall saß er wieder im Cockpit. (Bild: dpa/dpaweb)
Lauda bei einer Pressekonferenz am 8. September 1976 - nur 42 Tage nach seinem Unfall saß er wieder im Cockpit.

Dem Rennsport blieb er jedoch treu. So fungierte Lauda in den 1990er-Jahren als Berater für das Team von Ferrari und zeichnete unter anderem für die Verpflichtung von Michael Schumacher mitverantwortlich. 2012 stieg er bei Mercedes ein, wurde Aufsichtsratschef des Formel-1-Teams und erwarb Anteile an dem Rennstall. Die Boxengasse war stets sein zweites Zuhause. Lauda brachte nicht nur Erfolgspilot Lewis Hamilton zu Mercedes - er war auch einer der wenigen, die mit dem zeitweise etwas exzentrischen Briten konnten.

(Bild: AFP)

Leidenschaft fürs Fliegen wird zum Beruf
Nebenbei machte der Motorsportler seine Leidenschaft - das Fliegen - zum Beruf. 1979 hatte er bereits die erste Lauda Air als Bedarfsfluglinie mit zwei Fokker F-27 gegründet. 1988 folgte eine Neugründung mit ersten Linienflügen in den Fernen Osten, ab 1990 hatte die Lauda Air eine weltweite Linienflugkonzession.

Niki Lauda vor einer Boeing 777 vor Antritt seines Fluges als Pilot nach Miami am Flughafen Schwechat am 25. November 2000 (Bild: APA/Herbert Pfarrhofer)
Niki Lauda vor einer Boeing 777 vor Antritt seines Fluges als Pilot nach Miami am Flughafen Schwechat am 25. November 2000

Dabei saß Lauda oft selbst im Cockpit. „Das ist Teil meiner Übersicht über die Airline und über die Produktentwicklung.“ Damit sei er „einfach mit dabei“ und „ein gutes Vorbild für meine ganze Besatzung“. Außerdem finde er auf jedem Flug „irgendwas zum Ausstallieren“ (Wienerisch für bemängeln), das dann sofort korrigiert werde.

Thailand-Absturz als Tiefpunkt für Lauda Air
Das Erlebnis, das Lauda auch noch Jahrzehnte später das schlimmste seines Lebens nennen sollte, war der Absturz einer Lauda-Air-Maschine am 26. Mai 1991 auf dem Flug von Thailand nach Wien, bei dem alle 223 Insassen ums Leben kamen. „Die Verantwortung, eine Airline zu führen, und dann stürzt ein Flugzeug in Bangkok ab, war sicher das Fürchterlichste, was ich erleben musste, durchmanagen musste, korrigieren musste.“

Trümmer der abgestürzten Lauda-Air-Maschine in Thailand (Bild: AFP)
Trümmer der abgestürzten Lauda-Air-Maschine in Thailand
Niki Lauda inspizierte sichtlich betroffen die Trümmer seiner Boeing 767-300ER. (Bild: Associated Press/Jeff Widener)
Niki Lauda inspizierte sichtlich betroffen die Trümmer seiner Boeing 767-300ER.

1993 stieg die deutsche Lufthansa mit einer Sperrminorität bei der Lauda Air ein und stockte später auf 39,7 Prozent auf. 1997 übernahm die AUA 36 Prozent der Lauda Air und kaufte Niki Lauda nach jahrelangem heftigem Streit - auf dessen Höhepunkt Lauda als Vorstand zurücktrat - 2001 endgültig aus. Die Marke existierte noch bis 2013, wurde aber in den letzten Jahren als reine Vertriebsmarke ohne eigenen Flugbetrieb geführt.

Niki Lauda mit Gerhard Berger und Bernie Ecclestone 2018 in Kitzbühel (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Niki Lauda mit Gerhard Berger und Bernie Ecclestone 2018 in Kitzbühel

Niki - einmal hin und zurück
Niki Lauda gründete unterdessen 2003 eine weitere Fluglinie unter dem Namen FlyNiki. Anfang 2004 wurde der Name schließlich in Niki geändert. 2011 trennte sich Lauda auch von dieser Fluglinie, Air Berlin übernahm 100 Prozent der Aktienanteile. Als Air Berlin schließlich 2017 Insolvenz anmeldete, drohte auch Niki die Zerschlagung.

(Bild: APA/Barbara Gindl)

Lauda meldete Interesse an, den Zuschlag erhielt allerdings vorerst die britisch-spanische Airline-Gruppe IAG. Mitte Jänner 2018 wurde allerdings auch in Österreich Konkurs über Niki eröffnet. Das Bieterverfahren wurde nun durch die österreichische Insolvenzverwalterin wiederholt -und Lauda erhielt den Zuschlag. Er gliederte Niki in sein bereits bestehendes Transportunternehmen Laudamotion ein und ging eine Kooperation mit Ryanair ein. 

(Bild: APA/Helmut Fohringer)
(Bild: APA/Helmut Fohringer)

Gesundheitliche Rückschläge, privates Glück
Gesundheitlich gab es für den umtriebigen Lauda allerdings einige Rückschläge zu verkraften. 1997 musste er sich wegen einer schleichenden Nierenentzündung einer Nierentransplantation unterziehen, der Spender der Niere war sein Bruder Florian. 2005 musste auch diese Niere ersetzt werden, Spenderin war damals seine Frau Birgit. Im August 2018 musste Lauda sich einer Lungentranspantation unterziehen, erst Monate später konnte er das Wiener AKH verlassen.

(Bild: APA/dpa/Rainer Jensen)

Aus seiner ersten Ehe mit Marlene Knauss hinterlässt Lauda seine zwei Söhne Lukas und Matthias, aus der zweiten seine 2009 geborenen Zwillinge Max und Mia, ferner seinen Sohn Christian aus einer außerehelichen Beziehung. Ihnen gehört nun wohl das Mitgefühl eines ganzen Landes. Denn Österreich wird seinen „Niki Nazionale“ sicher nie vergessen.

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(Bild: KMM)



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