Ex-Premier in U-Haft

Korruption auf Mallorca: Klo-Bürste um 375 Euro

Ausland
30.03.2010 17:02
Wegen schwerer Korruptionsvorwürfe muss der frühere spanische Umweltminister und Ex-Premier der Balearen, Jaume Matas, in Untersuchungshaft, wenn er nicht die Kaution in Rekordhöhe von drei Millionen Euro hinterlegt. Dem 53-Jährigen werden zwölf verschiedene Delikte zur Last gelegt, vor allem auch Bereicherung auf Kosten des Steuerzahlers. Bei den Ermittlungen kamen einige pikante Details ans Tageslicht: Unter anderem wurde bei einer Hausdurchsuchung eine Klo-Bürste im Wert von 375 Euro sichergestellt.

Der konservative Politiker von der Volkspartei (Partido Popular/PP) soll sich nach den Ermittlungen der spanischen Justiz in seiner Amtszeit als Chef der Regionalregierung der Balearen (2003-2007) auf Kosten der Steuerzahler bereichert haben. Ihm werden nach Angaben des Ermittlungsrichters zwölf verschiedene Delikte zur Last gelegt, unter anderem Amtsmissbrauch, Bestechlichkeit, Unterschlagung, Geldwäsche und Verstoß gegen das Wahlgesetz. Dem Politiker droht eine Haftstrafe von bis zu 64 Jahren.

Der Haftrichter in Palma stellte den 53-Jährigen am Dienstag vor die Wahl: Entweder er zahlt eine Kaution in der Rekordhöhe von drei Millionen Euro oder er muss in Untersuchungshaft. Matas war zuvor 15 Stunden lang verhört worden und dabei eine Antwort auf die Schlüsselfrage schuldig geblieben: Wie hatte er es in seiner Amtszeit mit einem Gehalt von 7.000 Euro im Monat zu einem Millionenvermögen gebracht?

"Palästchen" zum Spottpreis gekauft
Der Politiker besitzt nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft mit seiner Frau neben zwei Eigentumswohnungen ein Luxus-Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert in der Altstadt von Palma. Dieses "palacete" (Palästchen), wie die Mallorquiner sagen, erwarb Matas für 0,9 Millionen Euro, obwohl der Wert auf 2,5 Millionen Euro geschätzt wurde. Es besteht der Verdacht, dass die Differenz mit Schwarzgeld gezahlt wurde. Bei einer Hausdurchsuchung entdeckte Polizei dort Uhren und Schmuck im Wert von 66.000 Euro, 150 Kleider und Anzüge, 50 Paar Schuhe und eine Klo-Bürste im Wert von 375 Euro.

Einen Teil des Vermögens, so wird vermutet, könnte Matas beim Bau der Palma-Arena und anderen öffentlichen Projekten abgezweigt haben. Die Sporthalle hatte eigentlich 48 Millionen Euro kosten sollen, die Summe stieg dann aber auf das fast Dreifache. Den Ermittlern fiel auf, dass der Politiker seine Einkaufstouren und Rechnungen zumeist in bar mit 500-Euro-Scheinen beglich. Handwerker sagten aus, bei der Renovierung des "Palästchens" mit Schwarzgeld bezahlt worden zu sein.

Aus einfachen Verhältnissen stammend
Matas stammt eigentlich aus einfachen Verhältnissen. Sein Großvater war ein Sozialist, der vom Franco-Regime (1939-1975) verfolgt wurde. Bevor Matas in die Politik ging, leitete er das väterliche Elektrogeschäft und arbeitete als Steuerinspektor. Die Lokalpresse vermutet, dass er in seiner Amtszeit als spanischer Umweltminister (2000 bis 2003) im Kabinett von José María Aznar dem Reiz des Geldes erlag und die Bodenhaftung verlor.

Sein Höhenflug nahm ein abruptes Ende, als er nach der Regionalwahl 2007 die Macht auf den Balearen verlor. Statt in die Opposition zu gehen, siedelte Matas in die USA über. Dorthin darf er vorerst nicht zurückkehren, denn der Haftrichter nahm ihm den Pass ab.

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