Nach dem bisher größten Polit-Beben in der Zweiten Republik stellt sich ganz Österreich auch die Frage, wer hinter der Video-Falle in einer Finca auf der Partyinsel Ibiza (siehe auch Clip oben) steckt. Die „Krone“ trägt die bisher bekannten Fakten zu dem illustren Netzwerk, über das FPÖ-Chef Heinz Christian Strache stürzte, zusammen.
Im Fokus stehen zwei hübsche Frauen und drei Männer. Da gibt es einmal den blonden lettischen Lockvogel mit (falschem) Namen Alinya Markarowa. Die vermeintliche Nichte des russischen Gas-Oligarchen Igor Markarow. Eine bezahlte (Laien-)Schauspielerin, möglicherweise aus dem Escort-Bereich. Dafür spricht auch ein offenbar höchst kompromittierender Teil in dem Video am Ende der langen Partynacht . . .
Bei der zweiten Dame handelt es sich um eine 30-jährige Immobilienmaklerin in der Wiener City mit serbischen Wurzeln. Sie hatte auch den Kontakt zu einem Anwalt mit iranischen Wurzeln, ebenfalls aus dem Herzen Wiens, hergestellt.
Erstes Treffen mit Gudenus im März 2017
Mit dem Juristen und eben dem Lockvogel traf sich Gudenus ja erstmals im März 2017 in einem Nobelrestaurant am Ring. Der auf Immobilienrecht spezialisierte Advokat - er soll auch Grundstücke auf dem Balearen-Eiland besitzen - bürgte quasi mit einem Pass und Kontoauszügen für die angebliche Millionärin, die an dem von Gudenus geerbten Jagdgrund in Niederösterreich interessiert sei. Mit dabei bei dem Abendessen: ein Freund des Anwalts und Wiener Sicherheitsprofi mit Detektei in München. Er war zudem in einem großen Industriespionage-Fall verwickelt.
Auch Rolle des Finca-Vermieters ist interessant
Das mittlerweile abgetauchte Trio wog jedenfalls den Vizebürgermeister in Sicherheit. Bis es schließlich zu dem fatalen Treffen vor zwei Jahren in der Villa auf der Partyinsel Ibiza kam. Von Interesse ist dabei auch die Rolle des Vermieters der Finca. Der gebürtige Italiener arbeitete früher als DJ.
Die interessanteste Frage ist aber: Wer gab den Auftrag für die über Monate aufgebaute Video-Falle? Oder waren Detektiv und Anwalt in Eigenregie tätig?
Video: Die „Krone“ in der Skandal-Finca auf Ibiza
Waren Finanznöte mögliches Motiv?
Betriebsspionage, auch unter tatkräftiger Mithilfe von Damen aus dem horizontalen Gewerbe, Jagd nach Fälschern - das war angeblich das Geschäft jenes Detektivs, der als Drahtzieher des Ibiza-Schwindels gilt. Doch die Gewinne brachen ein, er stand kurz vor der Pleite. War das ein Motiv für die Herstellung des Videos?
Detektiv Julian H. ist jener Mann, der gemeinsam mit einem Wiener Anwalt im Mittelpunkt der Ibiza-Affäre steht. Er gründete 2013 eine Detektei mit Firmenadresse in München. Wie böse Zungen behaupten, wich Julian H. wegen einer Vorstrafe nach Deutschland aus.
Und weil Betriebsspionage ein einträglicheres Geschäft ist als untreue Ehemänner zu verfolgen, sollen bald große Unternehmen zu den Kunden der Firma gezählt haben. Wie ein Zigarettenkonzern und eine Elektronikfirma, die unter Fälschungen litten, aber auch ein Konzern, für den angeblich Konkurrenten durch Betriebsspionage ausgeschaltet werden sollten. So berichtet es Sascha Wandl, der sich im Jahr 2014 von seinem Partner Julian H. trennte.
Schulden der Firma betrugen 163.000 Euro
Doch mit den Geschäften dürfte es bergab gegangen sein. Wie die Bilanz der Firma ausweist, stiegen die Schulden von 2016 auf 2017 und betrugen 163.000 Euro. Der Wiener Anwalt war zu diesem Zeitpunkt bereits mit von der Partie. Er soll, wie die „Presse“ berichtet, 2017 der SPÖ ein anderes Video mit belastendem Material angeboten haben. Doch die lehnte ab. Offenbar fand sich auch für das Ibiza-Video kein Abnehmer.
Anwalt auf Tauchstation
Der Anwalt ist jetzt auf Tauchstation, Julian H. lässt durch eine Berliner Anwältin mitteilen, er sei an der Veröffentlichung des Videos nicht schuld. Und die falsche Oligarchennichte ist angeblich auf der Flucht. Der Oligarch sieht seinen Namen beschmutzt. Ende Juni wird Sascha Wandl seinen Ex-Partner vielleicht treffen - bei einem Prozess im niederösterreichischen Krems, wo Wandl Verleumdung just im Umfeld einer Affäre um Betriebsspionage vorgeworfen wird. Julian H. ist als Zeuge geladen.
Christoph Budin und Peter Grotter, Kronen Zeitung
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