„Katastrophale Folgen“

Messenger gegen geplantes Aus für Verschlüsselung

Web
27.05.2019 07:16

Messengerdienste wehren sich gegen Pläne der deutschen Bundesregierung, die Verschlüsselung der Internet-Kommunikation auf Anweisung der Behörden aufheben zu müssen. Hintergrund sind Pläne des deutschen Innenministers Horst Seehofer (CSU), wonach die Unternehmen verpflichtet werden sollen, auf richterliche Anweisung hin die Kommunikation ihrer Kunden mitzuschneiden und an die Behörden zu schicken.

Unternehmen wie Threema oder WhatsApp bieten ihren Kunden eine komplette Verschlüsselung („Ende-zu-Ende“) und haben bisher selbst keinen Zugriff auf die verschickten Nachrichten. Davon abzurücken „hätte katastrophale Auswirkungen“, sagte Alan Duric, Mitgründer des in der Schweiz und Berlin ansässigen Messengerdienstes Wire, dem „Spiegel“. Das Vorhaben sei gefährlich, es würde die Anwender nicht akzeptablen Risiken aussetzen.

(Bild: Infineon)

Totalitäre Zustände
Ähnlich äußerten sich auch die Macher von Threema, von deren etwa fünf Millionen Anwendern mehr als 80 Prozent im deutschsprachigen Raum leben. „Absolute Vertraulichkeit der Kommunikation“ sei „in der DNA von Threema“, sagte ein Sprecher. „Wir sind nicht bereit, dabei irgendwelche Kompromisse einzugehen“, kündigte er Widerstand an.

Das Schweizer Unternehmen Threema besitze in Deutschland keine Infrastruktur und falle deshalb auch nicht unter deutsches Recht, sagte der Sprecher weiter. Allerdings könnte die Nutzung des Dienstes von den Behörden gesperrt werden. Dann jedoch würde sich Deutschland „nahtlos in die Reihen totalitärer Staaten wie China oder Iran einreihen“, warnte der Unternehmenssprecher.

Horst Seehofer (Bild: AFP)
Horst Seehofer

Verschlüsselten Diensten droht Verbot
Die Pläne Seehofers sehen laut „Spiegel“ vor, dass Unternehmen, die die Kommunikation ihrer Kunden nicht offenlegen, in Deutschland nicht mehr genutzt werden dürfen. Bis Ende des Jahres will der Innenminister sein Vorhaben umsetzen, gegen das es allerdings auch Widerstand beim Koalitionspartner SPD gibt. Bisher ist in Deutschland nur eine sogenannte Quellen-Telekommunikationsüberwachung möglich, für die ein Trojaner auf das Smartphone von Verdächtigen aufgespielt werden muss.

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