Drei Sicherheitsprofis, ein Anwalt und eine Studentin als bezahlte Venusfalle - ist die Erklärung zum Ibiza-Krimi (siehe auch Video oben) tatsächlich so einfach? Es scheint so. Indes beginnt Wiens Staatsanwaltschaft mit Ermittlungen - während die Macher des brisanten Videos dasselbe nun vernichten wollen. Obwohl angeblich Interessenten für die kompletten sieben Stunden bis zu drei Millionen Euro zahlen wollen.
Die Geschichte hinter der unglaublichen Geschichte beginnt mit einer Sicherheitsfirma, die für Konzerne Probleme in Zusammenhang mit Zigarettenschmuggel oder Korruption bei Auftragsvergaben löste. Nach der Verwicklung in einem Betriebsspionageskandal brachen Einnahmen weg.
Was also tun mit den Kontakten zu Geheimdienstkreisen und dem Wissen von nachrichtendienstlich durchgeführten Operationen? Da kamen die unbedarften Infos 2017 eines damaligen Sicherheitsmannes aus dem engsten Kreis um FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache an einen Wiener Anwalt gerade recht. Und so wurde der Plan zur raffinierten Videofalle ausgeklügelt.
Lockvogel gewann Vertrauen von Gudenus
Bei drei persönlichen Treffen gewann die offenbar bezahlte Studentin der Agrarwissenschaften als vermeintlich russische Oligarchennichte mit Interesse an einem Jagdgrund das Vertrauen des Wiener Vizebürgermeisters Johann Gudenus. Durch ihr Wissen über Land- und Forstwirtschaft bei schriftlichen Anfragen kam kein Verdacht auf.
Mit Hightech-Ausrüstung Fragen eingeflüstert
Bis es dann zu jener für die FPÖ-Spitze - letztlich zwei Jahre später - fatal endenden Sommernacht mit dem Lockvogel und dem Detektiv als „Bekannten“ in einer verwanzten Villa auf der Partyinsel Ibiza kam. Im Hintergrund dürften die anderen beiden Sicherheitsprofis per Hightech-Ausrüstung mitgehört und wohl auch die richtigen Fragen eingeflüstert haben.
Video: Die „Krone“ in der Skandal-Finca auf Ibiza
Produzenten wollen das ganze Video vernichten
Beim Verkauf des Videos über einen deutschen Verein ließen sich die Produzenten noch von geforderten rund zwei Millionen auf 600.000 Euro herunterhandeln. Laut Aufdecker Prof. Gert Schmidt (eu-infothek) wollen die Macher das Video nun für alle Zeiten vernichten, weil sie um ihr Leben fürchten. Und das, obwohl angeblich noch immer Interessenten für die kompletten sieben Stunden aktuell zwei bis drei Millionen Euro zahlen wollen. Kostenpunkt für das Video laut Produzenten: 380.000 Euro (siehe Grafik unten).
Indes hat die Staatsanwaltschaft Wien Ermittlungen „in mehreren Richtungen“ eingeleitet. Aus „ermittlungstaktischen Gründen“ war Behördensprecherin Nina Bussek am Montag allerdings zu keinen weiteren Auskünften oder gar Details bereit.
Welche Fragen noch offen sind
Jedenfalls gibt es im Ibiza-Krimi mittlerweile weit mehr Antworten als noch offene Fragen. Ein großes Rätsel bleibt aber freilich noch, wer sich hinter dem mysteriösen deutschen Verein als Financier verbirgt, der für das siebenstündige Video mit Krügerrand-Goldmünzen bezahlt haben soll. Die Weitergabe von sieben Sequenzen an „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“ erfolgte dann in Geheimdienstmanier per USB-Stick in einem verlassenen Hotel gratis - aber wohl aus Sicht der Film-Käufer durch den Sturz von FPÖ-Chef Strache nicht umsonst.
Das vom ZDF-Fernsehmagazin „21 frontal“ genannte „Zentrum für Politische Schönheit“ meldete sich am Montag nochmals mit einem klaren Dementi zu Wort. Man betonte nochmals, dass weder Geld geflossen sei noch die Aufnahmen den erwähnten Medien zugespielt worden seien.
Und: Die Geheimdienste gehen in der Ibiza-Affäre nicht aus der Deckung. Da das Video in dem schmutzigen Wahlkampfsommer 2017 offenbar Parteikreisen und einem Konzern zum Kauf angeboten wurde, dürfte auch das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) Kenntnis davon erlangt haben.
Christoph Budin und Petter Grotter, Kronen Zeitung
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