Solidaritätsaufruf

Am Samstag sollen die Deutschen Kippa tragen

Ausland
28.05.2019 10:23

Erst am Wochenende hatte der Antisemtismus-Beauftragte der deutschen Regierung Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft vor dem offenen Tragen der Kippa „jederzeit überall in Deutschland“ gewarnt. Die „zunehmende gesellschaftliche Enthemmung und Verrohung“ hätten zu einer gefährlichen Situation für Juden geführt, begründete Felix Klein. Als Zeichen der Solidarität hat Klein nun alle Deutschen zum Tragen einer Kippa aufgerufen.

„Ich rufe alle Bürgerinnen und Bürger in Berlin und überall in Deutschland auf, am kommenden Samstag, wenn in Berlin beim ,Al-Quds-Tag‘ wieder in unerträglicher Weise gegen Israel und gegen Juden gehetzt wird, Kippa zu tragen.“ Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, stufte Solidaritätsaktionen wie „Berlin trägt Kippa“ zwar als sinnvoll ein, doch reichten diese nicht aus. Antisemitismus müsse auf vielen Ebenen bekämpft werden, sagte er der „Passauer Neuen Presse“.

(Bild: AP)

Der sogenannte Al-Quds-Tag (Internationaler Jerusalem-Tag) wird in zahlreichen Ländern des Nahen Ostens jährlich begangen. Im Iran ist er sogar ein gesetzlicher Feiertag. Anlässlich dieses Tages, der traditionell am letzten Tag des Fastenmonats Ramadan begangen wird, kommt es weltweit zu Massendemonstration gegen Israel. Hintergrund der anti-israelischen Proteste ist die Besetzung Ost-Jerusalems durch Israel im Sechstagekrieg 1967.

Anti-Israel-Protest im Rahmen des „Al-Quds-Tages“ im Vorjahr in Berlin (Bild: APA/AFP/Tobias SCHWARZ)
Anti-Israel-Protest im Rahmen des „Al-Quds-Tages“ im Vorjahr in Berlin

Zentralratspräsident: „Zieht eine Haube über die Kippa“
Angesichts der Diskussion um das öffentliche Tragen der Kippa riet Schuster Kindern und Jugendlichen zur Vorsicht. In manchen Großstädten sollten sie „lieber eine Haube über die Kippa ziehen“. Er selbst tue das auch seit Jahren, so der Zentralratspräsident. „Wenn auf das Problem jetzt von staatlicher Seite hingewiesen wird, wird die Lage hoffentlich so ernst genommen, wie sie ist.“

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden (Bild: APA/AFP/Tobias SCHWARZ)
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden

Regierungssprecher Steffen Seibert betonte am Montag, die staatlichen Institutionen müssten dafür Sorge tragen, dass Menschen überall in Deutschland sicher eine Kippa tragen können. „Der Staat hat zu gewährleisten, dass die freie Religionsausübung eines jeden möglich ist“, sagte Seibert. Jeder Mensch solle sich an jedem Ort dieses Landes - auch mit einer Kippa - sicher bewegen können. „Zu dieser Verantwortung stehen wir“, brachte der Regierungssprecher unmissverständlich zum Ausdruck.

Anstieg der Straftaten „Anlass zu großer Sorge“
2018 war die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland stark gestiegen. Seibert sagte, der Anstieg der Straftaten „sollte für jeden in Deutschland ein Anlass zu großer Sorge sein“. Jede einzelne dieser Straftaten sei ein Angriff auf die menschliche Würde.

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