Edtstadler auf Platz 1

EU-Wahl: Wer bei den Vorzugsstimmen abräumte

Österreich
29.05.2019 20:19

Das Innenministerium hat Mittwochnachmittag das vorläufige Vorzugsstimmen-Ergebnis der EU-Wahl veröffentlicht. Und auch hier räumte die ÖVP gewaltig ab. Karoline Edtstadler setzte sich mit 115.891 Stimmen klar vor Othmar Karas (103.021) durch, auf Platz drei landete Amngelia Winzig (84.931). Erst auf Platz vier landete SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder. Offiziell bestätigt: Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache hat Anspruch auf eines der drei FPÖ-Mandate. 

Karas - bei den letzten Wahlen Vorzugsstimmenkaiser - konnte deutlich weniger Stimmen als Edtstadler sammeln. Er will dennoch Delegationsleiter bleiben, die ÖVP hat sich noch nicht entschieden.

Vorzugsstimmen bei der EU-Wahl: 

Vorzugsstimmen bei der EU-Wahl (Bild: APA)
Vorzugsstimmen bei der EU-Wahl

Ergebnisse der EU-Wahl im Detail: 

Ex-ORF-Stars Pirchner durchgefallen
Weil die ÖVP parteiintern beschlossen hat, die Mandate strikt nach der Zahl der Vorzugsstimmen zu vergeben, müssen zwei Kandidaten weichen, die gesetzlich eigentlich Anspruch auf eines der sieben Mandate hätten: Der frühere ORF-Star Wolfram Pirchner (Listenplatz 6, 9357 Nennungen) und der burgenländische ÖVP-Klubobmann Christian Sagartz (Listenplatz 7, 17.232). Denn zwei weiter hinten gereihte Kandidaten haben zwar nicht das nötige gesetzliche Kriterium von fünf Prozent der Parteisumme (das wären 65.298) geschafft, aber mehr Vorzugsstimmen: Die Tiroler Wirtschaftsbündlerin Barbara Thaler (Listenplatz 8) sammelte 38.285, der niederösterreichische Bauernbündler Alexander Bernhuber (11.) 30.338. Damit bekommen sie das sechste und siebente Mandat.

Ex-ORF-Stars Wolfram Pirchner (Bild: Gerhard Bartel)
Ex-ORF-Stars Wolfram Pirchner

Wird Edtstadler EU-Kommisarin?
Die fünf davor gereihten Kandidaten - Karas, Edtstadler, Angelika Winzig (84.931), Simone Schmiedtbauer (64.230) und Lukas Mandl (38.605) - bekamen genügend persönliche Voten, um ihren Listenplatz zu verteidigen und das Mandat zu erhalten. Sagartz kann hoffen, doch noch ins EU-Parlament einzuziehen, wenn z.B. Edtstadler EU-Kommissarin wird.

FPÖ: Vilimsky vor Strache
In der FPÖ brachte Straches Rücktritt wegen des kurz vor der Wahl aufgetauchten Videos die Regie durcheinander: Die Freiheitlichen verloren eines der eigentlich als sicher angenommenen vier Mandate - und dann demonstrierten die Wähler auch noch Solidarität mit Strache. Sie statteten den eigentlich auf dem letzten Listenplatz 42 gereihten Parteichef mit 44.750 Vorzugsstimmen aus. Das ist weit mehr als die für die gesetzliche Vorreihung nötige Anzahl (32.506). Somit hat Strache Anspruch auf ein Mandat - auch wenn Spitzenkandidat Harald Vilimsky mehr, nämlich 64.520, Vorzugsstimmen holte.

FPÖ-EU-Abgeordneter Harald Vilimsky und Ex-FPÖ-Bundesparteichef Heinz-Christian Strache (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
FPÖ-EU-Abgeordneter Harald Vilimsky und Ex-FPÖ-Bundesparteichef Heinz-Christian Strache

Petra Steger muss auf Strache-Verzicht hoffen
Die Partei versucht zwar, Strache zum Verzicht zu bewegen - aber die Entscheidung liegt bei ihm. Nimmt er es an, kann Petra Steger nicht - wie fix erwartet - ins EU-Parlament wechseln. Denn sie hat (mit 3380) zu wenig Vorzugsstimmen für die Vorreihung. Das dritte Mandat steht dem Listenzweiten Georg Mayer (EU-Mandatar seit 2014) zu. Der neue Parteichef Norbert Hofer brachte es übrigens mit 7461 Nennungen zum Vorzugsstimmen-Platz 3 in der FPÖ.

(Bild: reinhard holl)

SPÖ: Julia Herr schaffte nicht einmal die Hälfte der erforderlichen Stimmen 
In den anderen Parteien bewirken die Vorzugsstimmen nichts - haben doch nur die Spitzenkandidaten das Kriterium geschafft. In der SPÖ holte Andreas Schieder 72.861 Vorzugsstimmen. Listen-Sechste Julia Herr - die um Vorzugsstimmen geworben hatte - kam mit 19.416 nicht einmal auf die Hälfte der erforderlichen 45.158. Somit werden die fünf Mandate entsprechend dem Wahlvorschlag vergeben.

Julia Herr, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Julia Herr, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend

Grüne bekommen im Fall des Brexit drittes EU-Mandat
Bei den Grünen schaffte nicht nur Spitzenkandidat Werner Kogler (70.585) locker die Fünf-Prozent-Marke (26.610), sondern auch Listenzweite Sarah Wiener mit 35.590. Da sonst kein Kandidat genug holte - Listendritte Monika Vana hat mit 6.552 schon die drittmeisten Nennungen -, bekommen Kogler und Wiener die zwei Mandate. Vana wird im Fall des Brexit ins EU-Parlament einziehen - denn das eine Mandat mehr, das Österreich dann zusteht, bekommen aufgrund des Wahlergebnisses die Grünen. Auch bei den NEOS geht das eine Mandat an die Spitzenkandidatin Claudia Gamon, die mit 64.341 auch die mit großem Abstand meisten Vorzugsstimmen der Pink-Wähler holte.

Werner Kogler (Die Grünen) vor seiner Stimmabgabe (Bild: APA/BARBARA GINDL)
Werner Kogler (Die Grünen) vor seiner Stimmabgabe

Veröffentlicht wurde das Vorzugsstimmen-Ergebnis auf www.europa-wahl.at. Es ist allerdings erst ein vorläufiges und könnte sich noch geringfügig ändern. Das endgültige Ergebnis wird bei der Sitzung der Bundeswahlbehörde am 12. Juni festgestellt.

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