Als Alexander Van der Bellen Ende 2016 das Rennen um die Hofburg hauchdünn für sich entschied, war das Land gespalten: Die Gräben zwischen ihm und seinem Kontrahenten Norbert Hofer waren tief, bis zuletzt polarisierte Van der Bellen. Doch in der Regierungskrise punktete der Präsident nun massiv, wie eine „Krone“-Umfrage zeigt.
„So sind wir Österreicher nicht.“ Dies waren die ersten großen Worte, die Alexander Van der Bellen nach dem Auftauchen des skandalösen Ibiza-Videos von Heinz-Christian Strache sprach.
Und es war der Auftakt in eine mehr als zweiwöchige Spitzenleistung als Lenker in einer noch nie da gewesenen Regierungskrise. Er, der eigentlich gar kein so aktiver Präsident hatte werden wollen, ließ nie Unruhe aufkommen, trat stets besonnen auf und hat es mit dem heutigen Tag geschafft, nach dem Bruch der Koalition und dem Sturz ihrer Reste eine vom Parlament geduldete Expertenregierung für die kommenden Monate auf die Beine zu stellen - noch dazu mit der allerersten Kanzlerin.
76 Prozent sind angetan von Van der Bellen
Das alles kommt bei den Menschen gut an: Eine Exklusivumfrage von Unique Research für die „Krone“ (954 Befragte, Schwankungsbreite max. plus/minus 3,2 Prozent) zeigt, dass satte 76 Prozent der Befragten der Meinung sind, Van der Bellen habe sich in der Regierungskrise positiv verhalten. Er ist damit der - aus persönlicher, nicht parteipolitischer Sicht - mit Abstand größte Profiteur der jüngsten Turbulenzen.
Jedem Zweiten gefiel das Verhalten von Kurz
Zum Vergleich: Nur rund jeder Zweite ist der Meinung, Sebastian Kurz habe sich richtig verhalten. Gepunktet hat auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger, die der Versuchung des Regierungssturzes als einzige führende Oppositionelle nicht erlag. FPÖ-Chef Norbert Hofer kam noch halbwegs gut davon, jeder Dritte findet sein Zutun zum Verlassen der Regierung und ihrem später folgenden Sturz in Ordnung.
Katastrophal schneidet indes SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ab: Satte 65 Prozent sind gegen ihren harten Kurs, der letztendlich auf eine Abwahl der Kurz-Regierung hinauslief.
VdB wird auch von FPÖ-Wählern positiv gesehen
Mit einer SPÖ-gleichen Abwärtsdynamik muss sich Van der Bellen nicht auseinandersetzen - im Gegenteil: Vor kurzer Zeit polarisierte das Staatsoberhaupt mit grüner Vergangenheit noch immer stark. Im Jänner ergab eine Umfrage des Market-Instituts, dass nur 59 Prozent mit dem Ausgang der Hofburg-Wahl zufrieden waren. Vor allem Wähler von ÖVP und FPÖ beäugten Van der Bellen mit Skepsis - bis jetzt.
„Der Bundespräsident konnte mit seiner umsichtigen Art voll punkten, das war ein Aufstieg zum Präsidenten der Herzen“, sagt Studienautor Peter Hajek. „Sogar fast 40 Prozent der FPÖ-Wähler sehen seine Performance positiv.“ Mit anderen Worten: Die Gräben aus 2016 scheinen überwunden, zumindest teilweise.
Klaus Knittelfelder, Kronen Zeitung
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