Schüler ausgeschlossen

So geht es jetzt in der HTL Ottakring weiter

Wien
04.06.2019 10:20

Nach dem Auftauchen mehrerer skandalöser Videos, die in Klassenräumen der Wiener HTL Ottakring aufgenommen worden waren, gingen die Wogen hoch. Wie die Aufnahmen belegen, wurde ein Lehrer offenbar immer und immer wieder von mehreren Schülern schikaniert, es kam auch zu Handgreiflichkeiten. Eine Kommission untersuchte die Vorfälle. Die Ergebnisse wurden am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert: Vier Schüler wurden von der Schule ausgeschlossen, der Lehrer wird nicht mehr an die Schule zurückkehren.

Die unter anderem mit Juristen, Schüler-, Lehrer- und Ministeriumsvertretern besetzte Kommission sollte umfassend prüfen, wie sich die Auseinandersetzung in der HTL-Klasse genau abgespielt hat und wieso die Situation derart eskalieren konnte. Der Bericht soll laut Bildungsdirektion nicht veröffentlicht werden.

In der Pressekonferenz nahm Bildungsdirektor Heinrich Himmer zur Causa erneut Stellung. Zunächst betonte er, dass eine unabhängige Kommission eingesetzt wurde, um eine lückenlose und neutrale Aufklärung gewährleisten zu können. Demnach kam die Kommission zu dem Schluss, dass vier der sechs Schüler, die an den Vorfällen beteiligt waren, von der Schule ausgeschlossen werden. Die Schüler hätten Gewalt gegenüber dem Lehrer und anderen Schülern ausgeübt. Daher sei ein Ausschluss unumgänglich.

„Pädagogische Eignung reicht nicht aus“
Der betroffene Lehrer seit laut Himmer nach wie vor im Krankenstand. Es habe daher keine direkte Befragung durchgeführt werden können. Dem Lehrer wurden aber Fragen per Mail zugeschickt, die sein Anwalt beantwortete. Dabei sei man zu dem Schluss gekommen, dass die pädagogische Eignung des Lehrers für eine Dienstfortführung nicht ausreiche. Der befristete Dienstvertrag des Lehrers werde daher mit Ende des Schuljahres nicht verlängert.

Keine Konsequenzen für Schulleitung
Keine Konsequenzen soll es hingegen für die Schulleitung geben: „Der Schulleitung selbst ist kein Vorwurf zu machen“, zitierte Himmer aus dem Bericht. So habe der Direktor bereits in der Vergangenheit problematische Zustände gemeldet. Die Behörde habe sich daraufhin die Situation in der betroffenen Klasse angesehen, daraufhin seien aber bedauerlicherweise keine Konsequenzen gezogen worden.

Neues Konzept für Wiens Schulen
Himmer kritisierte in diesen Zusammenhang das „langsame Reagieren der Behörden“. Aus diesem Grund schlug er ein neues Konzept vor, das folgende Punkte umfasst:

  • Neue Kollegen sollen künftig eine dreimonatige Probephase absolvieren. In dieser Zeit könne das Dienstverhältnis von beiden Seiten jederzeit aufgelöst werden. Dies solle nicht als Drohung, sondern vielmehr als „Möglichkeit für beide Seiten“ gesehen werden.
  • Zudem sprach sich Himmer für eine Kündigungsmöglichkeit in allen befristeten Verträgen aus. Dies solle in „begründeten Fällen“ durchführbar sein.
  • Eine Checkliste soll mit Experten aus den Bereichen Mobbing, Gewaltschutz und Diskriminierung ausgearbeitet werden. Diese soll Punkte für Lehrer und Schulleitung enthalten, wie in bestimmten Situationen korrekt gehandelt werden soll.
  • Die Lehrerausbildung soll in Hinblick auf Führungsaufgaben verstärkt werden.

Mobbing, Handgreiflichkeiten und eine Spuckattacke
Auslöser der Untersuchungen waren im Internet kursierende Videos. Diese zeigen, wie ein Schüler den Lehrer offenbar provoziert und von diesem dann bespuckt wird. Der Jugendliche revanchiert sich, indem er den Lehrer gegen die Tafel stößt, bevor andere Schüler einschreiten. Weitere Videos halten andere Vorfälle fest, in denen der Pädagoge bereits vor diesem Vorfall von Schülern schikaniert wurde.

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