Probezeit für Lehrer

Diese Konsequenzen zieht Himmer für Wiens Schulen

Wien
04.06.2019 12:50

Nach dem Skandal in der Wiener HTL Ottakring zog die Bildungsdirektion Konsequenzen: Vier Jugendliche wurden von der Schule geworfen, auch der betroffene Lehrer wird nicht mehr an der HTL unterrichten. Damit solche Vorfälle in Zukunft verhindert werden, schlug Bildungsdirektor Heinrich Himmer einige Maßnahmen vor, die das Schulsystem revolutionieren sollen.

Vier Punkte umfasst das Konzept, auf dessen baldige Umsetzung der Bildungsdirektor hofft: So sollen neue Lehrer künftig eine dreimonatige Probephase durchlaufen. In diesem Zeitraum sei feststellbar, ob die Lehrkraft mit den Schülern zurechtkommt - oder eben nicht. Durch die Probezeit könne das Dienstverhältnis jederzeit aufgelöst werden. „Das soll natürlich keine Drohung sein, sondern vielmehr eine Möglichkeit für beide Seiten darstellen“, so Himmer in der Pressekonferenz am Dienstag.

Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer

Kündigung in „begründeten Fällen“ ermöglichen
Des Weiteren sieht das Konzept aber auch eine Kündigungsmöglichkeit innerhalb der befristeten Verträge vor. Diese Verträge würden bislang immer für ein Schuljahr gelten. In „begründeten Fällen“ soll eine Kündigung - freilich unter Einhaltung bestimmter Fristen - möglich werden. Derzeit sei dafür eine lange und genaue Dokumentation erforderlich, die Auflösung befristeter Verträge sei auch „keine gelebte Praxis in Österreich“. „Aber man muss die Schüler schützen“, so Himmer.

Diese beiden Änderungen sollen schon mit dem Schuljahr 2019/20 in den Dienstverträgen verankert werden, in den kommenden Wochen will der Bildungsdirektor das Einvernehmen mit der Personalvertretung suchen. Rechtlich seien diese Änderungen ohne Gesetzesänderung möglich.

Checkliste für „mehr Geschwindigkeit im System“
Außerdem soll eine Checkliste ausgearbeitet werden. Dabei sollen Experten aus den Bereichen Mobbing, Gewaltschutz und Diskriminierung Punkte ausarbeiten, an die sich Betroffene im Anlassfall halten können. „Wir brauchen hier mehr Geschwindigkeit im System“, so der Bildungsdirektor. Zu guter Letzt sprach sich Himmer auch für eine Verstärkung der Lehrerausbildung in Hinblick auf Führungsaufgaben aus.

Die NEOS reagierten auf den Vorstoß des Bildungsdirektors erfreut. „Eine dreimonatige Probezeit für neue Lehrerinnen und Lehrer ist längst überfällig“, sagte NEOS-Bildungssprecher Douglas Hoyos. „Denn wenn jemand einfach nicht für den Lehrerberuf geeignet ist, ist es im Interesse aller, wenn das frühestmöglich erkannt und entsprechend rasch gehandelt wird.“ Aus demselben Grund sei es auch zu begrüßen, dass eine Kündigungsmöglichkeit bei befristeten Verträgen geschaffen werden soll, ergänzt NEOS-Klubobmann Christoph Wiederkehr.

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