Durch Zufall haben Krebsexperten des Ludwig Boltzmann Instituts aus Wien eine grundlegene Erkenntnis gewonnen, die sich zur Produktion von Impfstoffen gegen HIV eignet. Mittlerweile gibt es eine EU-weiter Zusammenarbeit.
Am Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung (LBI) kam im Zuge wissenschaftlicher Arbeit zutage, dass sich eine dort entwickelte Technologie zur Herstellung von Impfstoffen gegen das Humane Immunschwächevirus eignet. Anlässlich des heurigen Life Ball im Wiener Rathaus sind neue Therapieformen für HIV-Patienten wieder ein aktuelles Thema. Experte Prof. Emilio Casanova berichtet:
Ich bin Molekularbiologe und seit 2006 am LBI in Wien tätig. Meine Hauptaufgabe ist es, zusammen mit meiner Forschungsgruppe verschiedene experimentelle Krebsmodelle zu entwickeln, um sie besser verstehen zu lernen. Einer meiner Kollegen führte ein solches Experiment durch und erhielt ein unerwartetes Resultat, von dem wir annahmen, es könne sich zur Produktion einer Komponente für die HIV-Schutzimpfung eignen. Es war also ein glücklicher Zufall.
Wie ging es dann weiter?
Wir suchten eine Einrichtung, die Interesse daran hatte, unsere Entdeckung zu testen und fanden sie im österreichischen Biotechnologie-Unternehmen Polymun. Dort konnte bewiesen werden, dass es funktionierte! Im nächsten Schritt wurden wir eingeladen, bei einem diesbezüglichen EU-Projekt mitzumachen (EAVI2020, European Aids Vaccine Initiative, geleitet vom Imperial College London).
Worum handelt es sich dabei genau?
Insgesamt 23 Forschungseinheiten beschäftigen sich dort nur mit der Entwicklung und Testung von Impfstoffen gegen das HI-Virus. Unsere Entdeckung erlaubt es dabei, statt meist nur ein, nun bis zu acht verschiedene Vakzine gleichzeitig zu überprüfen.
Benötigen wir überhaupt noch eine solche Impfung, obwohl doch die Therapien immer besser werden?
Ja, definitiv! Jährlich infizieren sich etwa 2 Millionen Menschen, weltweit sind aktuell fast 37 Millionen Menschen betroffen. Mehr als 22 Milliarden US-Dollar werden pro Jahr für Behandlung und Betreuung der Patienten ausgegeben. Eine HIV-Schutzimpfung wäre der beste Weg, die Epidemie zu beenden.
Gab es bereits Erfolge?
Wir haben 2015 begonnen und heuer konnte eine klinische Studie zur ersten HIV-Impfung durchgeführt werden. Es ist aber zur früh, über die Ergebnisse zu sprechen. Forschung ist ein langfristiges Abenteuer. Aber aus unserem Team gibt es schon weitere Ideen, um die Technologie zu verbessern und voranzutreiben. Allerdings werden die Forschungsgelder immer knapper. Das könnte sich leider bald negativ auswirken
Karin Podolak, Kronen Zeitung
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