Macht das Arbeiten beim Wiener Magistrat unmotiviert und krank, wie die Opposition häufig kritisiert? Natürlich gibt es viele Mitarbeiter und Abteilungen, die schnell, freundlich und effizient agieren. Allerdings zeigen die neuesten Zahlen zu den Ruhestandsversetzungen ein differenzierteres Bild.
Nur zwei Prozent der knapp 400 Beamten, die heuer ihren Dienst beendet haben, waren 65 Jahre alt. 98 Prozent gingen vorzeitig, ein Drittel von ihnen krankheitsbedingt (Durchschnittsalter: 55,19 Jahre). Burn-out und Rückenbeschwerden seien die häufigsten Ursachen, weiß Gemeinderat Wolfgang Ulm (ÖVP).
Dabei sind es oft gar nicht jene Bediensteten, die körperlich anstrengende Tätigkeiten ausüben (Kanalarbeiter, Pfleger & Co.), die die „Dienstunfähigkeits“-Bestimmung in Anspruch nehmen. Denn Schwerarbeiter- und Hacklerregelung (45 Dienstjahre) gibt es auch im Magistrat. Beide sind weitere Gründe für die vielen Frührenten.
„Hinter den Zahlen stehen menschliche Schicksale“
Eine Sprecherin von Personalstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) erklärt dazu: „Jede vorzeitige Ruhestandsversetzung erfolgt aufgrund von amtsärztlichen Gutachten. Hinter den Zahlen stehen menschliche Schicksale.“
Die aktuellen Zahlen aus der zuständigen Rathaus-Kommission sind keine Ausreißer. Der Vergleich mit Vorjahren zeigt: Die Bemühungen, Beamte länger in Beschäftigung zu halten, fruchten kaum. Ulm macht dafür unter anderem das Besoldungssystem mit teils absurden Zulagen verantwortlich. Nur wer sich Vorgesetzten und Gewerkschaft gegenüber „brav“ und willfährig verhält, erhält mehr Geld. „Das ist demotivierend“, meint der türkise Mandatar.
Alex Schönherr, Kronen Zeitung
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