Mit der Ankündigung des Spiele-Streamingdienstes Stadia, mit dem man keinen potenten Gaming-PC mehr brauchen soll, sondern Spiele kurzerhand direkt aus dem Internet auf PCs und Smartphones streamt, hat Google Spieler bereits im März hellhörig gemacht. Viele Details blieb der Internetkonzern damals allerdings schuldig. Jetzt hat er Infos zum Geschäftsmodell und der Spieleauswahl nachgereicht.
Kurz vor der Videospielemesse E3 in Los Angeles ließ Google wissen: Stadia soll noch im November an den Start gehen - zumindest in einigen ausgewählten Ländern, darunter Deutschland.
Start in Deutschland fix, in Österreich frühestens 2020
Wer dort zum Start dabei sein will, muss demnach 129 Euro für das Streaming-Gerät Chromecast Ultra und einen Controller zur Spielsteuerung ausgeben. In dem Angebot inklusive sind auch drei Monate des Abo-Dienstes Stadia Pro, die sonst jeweils 9,99 Euro kosten. Abo-Kunden bekommen schärfere 4K-Bilder und Zugang zu einer Auswahl von Spielen.
„Aktuell gibt es leider noch keinen Launchplan für Österreich“, erklärte ein Google-Sprecher. Der Dienst werde hierzulande „frühestens 2020“ starten, „aber auch das ist noch nicht als gesichert anzusehen“.
Ältere Games im Abo, neuere zu kaufen
Das Angebot für Deutschland enttäuschte indes die Erwartungen einiger Analysten, weil in dem Abo hauptsächlich ältere Titel inbegriffen sind. Von den aktuellen Games ist bisher nur „Destiny 2“ dabei. Andere werden gekauft werden müssen, wie auf anderen Plattformen auch.
Das werde es für Stadia schwieriger machen, Kunden anzulocken, kritisierte Analyst Pierce Harding-Rolls von der Marktforschungsfirma IHS Markit. Google habe bisher nicht gezeigt, dass der Internet-Konzern Kunden besser versorgen kann als traditionelle PC- und Konsolen-Plattformen.
Auch Analyst Michael Pachter von der Finanzfirma Wedbush betonte, Abodienste seien ohne eine breite Auswahl von Inhalten schwer zu verkaufen. „Das ist, als hätte man ein Buffet nur mit einem Hühnchen-Gericht, einem Fleisch-Gericht und einem Nudel-Gericht“, sagte er der „Financial Times“. „Wenn man ein Netflix für Spiele werden will, muss man 1000 Games im Angebot haben.“ Für einige hundert Euro bekommt man auch schon eine Spielekonsole.
Kostenlose Stadia-Version kommt 2020
Eine kostenlose Version von Stadia soll erst im kommenden Jahr folgen. Ihre Nutzer bekommen dann als Bildqualität Full-HD- statt der besseren 4K-Auflösung sowie nur Stereo- statt Mehrkanal-Ton. Für 4K-Bilder empfiehlt Google eine rund 35 MBit pro Sekunde schnelle Leitung, für Full-HD sind immer noch rund 20 MBit pro Sekunde notwendig. Wichtig ist auch die Reaktionszeit, denn die Steuerbefehle vom Controller müssen die Server praktisch sofort erreichen können.
Es sei auch unklar, ob die im März angekündigte Möglichkeit, den Spielverlauf von Stadia-Games gleichzeitig live bei YouTube zu übertragen, zum Start schon verfügbar sein wird, schrieb der Technologieblog „The Verge“ unter Berufung auf Google-Manager. Es soll aber möglich sein, Spiele direkt aus einer Werbeanzeige bei YouTube zu starten - das Herunterladen entfällt bei Stadia.
Der Dienst soll zum Start auch auf Googles hauseigenen Smartphones Pixel 3 und 3a laufen, weitere sollen folgen. Das Spielen mit Stadia unterwegs dürfte allerdings angesichts der hohen Anforderungen an Geschwindigkeit und Reaktionszeit der Internet-Verbindung sowie des massiven Datenvolumens erst mit Ausbreitung der superschnellen 5G-Netze wirklich Realität werden.
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