Es gibt sie noch. Einsame Strände. Kleine, naturbelassene Buchten, die von kristallklarem Wasser umspült sind. Und Gastgeber, die rasch zu Freunden werden und es bleiben. Begleiten Sie uns nach Brač - ein Ausflug auf die Insel der Seligen.
Duft liegt in der Luft. Oregano, Lavendel, Minze, Salbei und Rosmarin. Man riecht Brač, die drittgrößte Insel Kroatiens, bevor man sie sieht. Und dann ist sie da! Grün, bergig, steinig und dennoch üppig bewachsen. Umspült von Wasser, das in allen Türkistönen schillert. Weiße Segelboote durchpflügen die Wellen. Ginster tunkt die noch grüne Insel in üppiges Gelb. Rosen strecken ihre Blüten schon jetzt in den Himmel. Oleander und Pinien stehen Spalier. Die Sonne strahlt. Nur eine knappe Flugstunde von Wien entfernt, sind wir anscheinend im Paradies gelandet. Man ahnt Abenteuer. Steile Serpentinen. Schmale Straßen. Kaum Verkehr. Und genießen – den grandiosen Ausblick aufs Meer.
Wenig später schon auf Bol. Pittoreskes Städtchen aus Stein. Berühmter Stein. Findet man nicht nur hier, sondern auch in venezianischen Palazzi, im Weißen Haus in Washington oder bei uns im Wiener Parlament. Als „Marmor von Brač“ wurde er weltberühmt, der ganz spezielle Kalkstein, der auf Brač schon seit Jahrhunderten abgebaut wird. Einige Jahre „reifen“ muss. Nach Jahrgängen – wie edler Wein – nummeriert ist. Weich in der Verarbeitung, härtet er nach und bekommt seine ganz spezielle Patina. Eine ganz spezielle Patina hat auch das Dominikanerkloster aus dem 15. Jahrhundert, das am Rande von Bol direkt am Wasser liegt. Wir wandern durch den verwunschen scheinenden Garten. Genießen frühe Sonne, Stille – nur untermalt vom gleichmäßigen Rauschen des Meeres.
Um Stein – nämlich um Skulpturen – geht es dann auch schon wieder in Pučišća, wo sich die einzige Steinmetzschule Kroatiens befindet, die hier bereits seit 1909 existiert. Weiter führt uns die kurvige Rundfahrt über die karg besiedelte Insel, wo Verkehrsschilder vor wilden Schafen, die immer wieder die Straßen queren, warnen. „Hier leben mehr Schafe als Menschen“, erklärt Gastgeberin Natalija, die auf der Insel geboren ist und heute als Direktorin die Hotelanlage Bretanide leitet.
Schon geht’s ins Landesinnere der Insel. Vorbei an den Drachenhöhlen, wo sich dereinst Priester aus Split vor den Türken versteckt hatten. Eine kleine Kapelle zeugt noch heute davon. In Gazul – in einem ehemaligen Hirtendorf – wird nur noch ein einziges altes Steinhaus bewirtschaftet. „Luna“, der zottige Hofhund, begrüßt uns freudig. Dann erreichen wir Nerežišća. Die ehemalige Hauptstadt von Brač – jetzt ist es Supetar an der Nordküste direkt gegenüber von Split.
Nicht weit von hier, in Milna, befindet sich auch die Tauchschule und ein entzückendes kleines Gästehaus, welches sehr liebevoll und persönlich von Marlena und Arian Salehynia geführt wird. An einem der schönsten natürlichen Häfen der Insel liegt. Nächster Halt unserer Rundfahrt das Weingut Senkovics. Ein 300 Jahre altes Steinhaus - malerischer Innenhof. Blumen, Kräuter - Schwalben spielen Fangen. Und dann geht’s los! Sascha, der Patron und Winzer in 4. Generation, beginnt mit den Grüßen aus der Küche. Die da wären: Fischchips mit zweierlei Knoblauch, selbst gebackenes Brot mit dreierlei Butter, Oktopus-Carpaccio mit Zitrone und Balsamico, Brasse mit Apfelsalat und Seeteufel mit schwarzen Oliven und Limetten. Dann beginnt das 7-gängige Menü, welches Magdalena, die Hausherrin - ein blonder Sonnenschein - persönlich zubereitet. Für maximal zwölf Personen am Tag.
Bei jedem Gang - zum Glück winzige Portiönchen - serviert Sascha einen Schluck passenden Wein - wie Herzblut. Gut gesättigt ob der unglaublichen Geschmacksexplosionen und geerdet ob der Einfachheit des Lebens begeben wir uns auf den Heimweg. Erfahren dabei, warum die Dächer auf Brač weiß gekalkt sind. „Es gibt keine Flüsse auf der Insel. Die Bewohner waren auf Regenwasser angewiesen, das über die gekalkten Dächer rann und so genießbar wurde“, weiß Natalija. Die erste Wasserleitung vom Festland kam erst 1977. Weiß sind auch die Dächer der Ferienanlage Bretanide, in der wir wenig später einchecken. Die ganz im Stil dalmatinischer Architektur errichteten Pavillons sind in einer 45.000 Quadratmeter großen grünen Oase eingebettet. Großzügig präsentieren sich auch die Poollandschaften - und die Buffets. Geführt wird das Bretanide, das nur einen Steinwurf vom weltberühmten Strand Goldenes Horn entfernt liegt, von Alfred Hackl und seiner Stellvertreterin Natalija, die sich jedes Jahr auf ihre Stammgäste freuen. In ihr Stammlokal darf ich sie - wie schon vor zwei Jahren - auch diesmal wieder begleiten. Zu Frane, der hoch über Bol ein kleines, einfaches Lokal, das Ranc betreibt. Unter Feigenbäumen sitzend, schauen wir der Sonne beim Untergehen zu. Genießen marinierte Sardellen, Oliven aus eigener Ernte, hausgemachte Pasteten und fangfrischen, gut gewürzten Fisch. Das alles bei einer Flasche kühlem Posip, einem herben Weißwein, der typisch für die Insel ist. Eine Insel, auf der auch Mandarinen, Kiwis, Mandeln, Nüsse - und natürlich Oliven gedeihen.
Eine Insel, auf der es immer noch unberührte Buchten zu entdecken gilt. Wie die von Luke auf der Nordseite. Nur vom Wasser aus erreichbar, ist sie ein echter Geheimtipp – auch kulinarisch gesehen. Aber die Zeit für den Abschied ist gekommen. Natalija bringt mich zum Flughafen – hoch oben auf Brač. Eine letzte Umarmung, ein letzter Blick aufs Meer – schon heben wir ab. Die Insel wird langsam kleiner. Lavendel, Minze, Salbei, Rosmarin. Was bleibt, ist immer noch der Duft, der Brač wie ein einzigartiges Parfum umweht.
Ingrid Altermann, Kronen Zeitung
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