Nimmt Heinz-Christian Strache sein EU-Mandat an und treibt damit die FPÖ, der er lange Zeit vorstand, tiefer in die Krise? Oder hat sein designierter Nachfolger an der Parteispitze, Norbert Hofer, recht mit seinem am Mittwoch geäußerten Gefühl, Strache werde zum Wohle der Partei verzichten? Am Donnerstagnachmittag treffen sich die beiden freiheitlichen Granden zu einer Aussprache, davor ließ Strache mit einem kryptischen Posting auf Facebook aufhorchen: „Man kann hinfallen und man kann Fehler machen, jedoch entscheidend ist, wieder aufzustehen“, schrieb er am Vormittag. Ob er damit auf die Annahme seines EU-Mandats - oder einen Verzicht darauf - anspielte, dürften die nächsten Stunden zeigen.
Strache ist, einen Tag nach seinem 50. Geburtstag, einmal mehr mit der Aufarbeitung des Ibiza-Skandals beschäftigt. „Solche kriminellen Methoden dürfen sich nicht durchsetzen. Es geht um Würde, Wahrheit und Gerechtigkeit. Die Mühlen Gottes mahlen langsam, aber gerecht. Ich habe mir Zeit meines Lebens nichts zu Schulden kommen lassen!“, so Strache auf seiner Facebook-Seite.
Hofer: „Habe den Eindruck, dass er Mandat nicht annimmt“
Heißt das nun, dass der Ex-Vizekanzler trotz eindringlicher Beschwörungen seiner blauen Parteifreunde jenes Mandat im EU-Parlament annehmen wird, das ihm dank fast 45.000 Vorzugsstimmen zusteht? Aus der FPÖ hieß es am Donnerstagvormittag, es sei „alles offen“. Strache-Nachfolger Hofer hatte sich am Vortag schon etwas deutlicher nach vorne gewagt: „Ich habe den Eindruck, dass er eher dazu tendiert, das Mandat nicht anzunehmen“, sagte er im „ZiB 2“-Interview.
Zwei Szenarien kursieren derzeit in den freiheitlichen Reihen: Der ehemalige Parteichef nimmt sein EU-Mandat an und geht nach Brüssel. Oder Strache verzichtet auf den Einzug ins EU-Parlament, hält bis nach der Nationalratswahl still und wird dann freiheitlicher Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl.
Video: Die Ibiza-Affäre und die Folgen
Was passiert mit „dem Mann, dem wir alles verdanken“?
In Wiener FPÖ-Kreisen ist diese Möglichkeit jedenfalls nicht ausgeschlossen. Bei einer internen Sitzung der Wiener Parteigremien, bei der Strache vergangene Woche mit von der Partie war, wurde er etwa als „der Mann, dem wir alles verdanken“, bejubelt. In der Bundespartei hätte man mit einem baldigen Comeback Straches derzeit hingegen keine Freude, weshalb auch spekuliert wird, dass Straches Eherau Philippa auf einem aussichtsreichen Listenplatz bei der Wiener Landtagswahl antreten könnte.
Das für Donnerstagnachmittag angesetzte Gespräch zwischen Hofer und Strache soll nun Licht ins Dunkel bringen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.