USA-Iran-Konflikt
Öltanker-Angriff: Angst vor neuem Golfkrieg wächst
Schwere Angriffe auf zwei Öltanker im Golf von Oman haben die Spannungen in der Region wieder angeheizt. Für die USA ist kurz danach klar, wer dafür verantwortlich ist: der Iran. Dazu legte das US-Militär auch ein angebliches Beweisvideo vor. Nun wächst weltweit die Sorge vor einer Eskalation des USA-Iran-Konflikts und einem möglichen neuen Golfkrieg.
US-Außenminister Mike Pompeo beschuldigte am Donnerstag das Regime in Teheran, hinter den Attacken zu stecken: „Es ist die Einschätzung der US-Regierung, dass die Islamische Republik Iran verantwortlich für die Angriffe ist, zu denen es im Golf von Oman kam.“ Es handle sich um eine „nicht hinnehmbare Eskalation der Spannung durch den Iran“. Laut Pompeo basiere die US-Einschätzung unter anderem auf Geheimdienstinformationen, auf den eingesetzten Waffen und auf ähnlichen Angriffen in jüngster Vergangenheit.
Pompeo sagte, dem Iran gehe es darum, die Aufhebung der US-Sanktionen zu erzwingen. Seine Regierung setze aber weiter auf wirtschaftliche und diplomatische Bemühungen, „um den Iran zur richtigen Zeit zurück an den Verhandlungstisch zu bringen“.
Video soll Schuld des Iran an brennenden Öltankern beweisen
Das US-Militär veröffentlichte ein Video, das die iranischen Revolutionsgarden belasten soll. Laut dem US-Zentralkommando Centcom, das die amerikanischen Truppen im Nahen Osten führt, zeige der Clip, wie ein Boot der Revolutionsgarden auf den Tanker Kokuka Courageous zufahre. Die Menschen an Bord des iranischen Schnellbootes vom Typ „Gashti“ seien dabei „beobachtet und aufgenommen“ worden, wie sie eine nicht explodierte Haftmine wieder vom Schiffskörper entfernten.
Nur wenige Kilometer von iranischer Küste entfernt
Der Zwischenfall am Donnerstag ereignete sich den Angaben zufolge in etwa 70 Seemeilen (rund 130 Kilometern) Entfernung vom arabischen Emirat Fudschaira und etwa 14 Seemeilen (rund 26 Kilometer) entfernt von der iranischen Küste. Betroffen waren der von einem deutschen Unternehmen gemanagte Frachter Kokuka Courageous, der einer japanischen Firma gehört, sowie der Tanker Front Altair einer norwegischen Reederei. Beide Tanker wurden beschädigt, die Besatzungen wurden in Sicherheit gebracht.
Iran: „USA verschleiern mit Sabotage-Diplomatie Wirtschaftsterrorismus“
Der Iran weist die Anschuldigungen als „gegenstandslos“ zurück. Außenminister Mohammad Javad Zarif schrieb am Freitag auf Twitter, die US-Regierung habe „sofort“ den Iran beschuldigt, ohne einen „Schnipsel“ Beweise oder Indizien vorzulegen. Damit sei „mehr als klar“, dass die USA nun zu einem „Plan B“ und „Sabotage-Diplomatie“ übergingen, um ihren „Wirtschaftsterrorismus“ gegen den Iran zu verschleiern, so der Minister.
„Es ist unsere Aufgabe, in der Straße von Hormus für Sicherheit zu sorgen“
Dass sein Land beschuldigt werde, für Angriffe auf Öltanker im Golf von Oman verantwortlich zu sein, sei alarmierend, hatte zuvor der Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Abbas Mousavi, gesagt. „Es ist unsere Aufgabe, für Sicherheit in der Straße zu sorgen, und wir haben die Besatzung der angegriffenen Tanker so schnell wie möglich gerettet.“ Der Iran sieht es als seine Aufgabe an, die Sicherheit in der für die Schifffahrt wichtigen Straße von Hormus zu gewährleisten.
Die Meerenge ist eine der wichtigsten Seestraßen überhaupt, sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer. Über sie läuft ein großer Teil des weltweiten Öltransports per Schiff. Die Rohölpreise stiegen seit den jüngsten Eskalationen deutlich.
Iran: USA und Verbündete sollen „Operationen unter falscher Flagge einstellen“
In einer Mitteilung der Vertretung des Iran bei den Vereinten Nationen hieß es: „Der ökonomische Krieg und Terrorismus der USA gegen das iranische Volk sowie ihre massive Militärpräsenz in der Region sind weiterhin die Hauptursachen für Unsicherheit und Instabilität in der weiteren Persischen Golfregion.“ Die USA und ihre Verbündeten „müssen die Kriegshetze stoppen und die schädlichen Verschwörungen sowie die Operationen unter falscher Flagge in der Region beenden“.
Damit scheint der Iran andeuten zu wollen, dass die USA und ihre Alliierten selbst für die Angriffe verantwortlich sein könnten. Mit „Operationen unter falscher Flagge“ sind Angriffe gemeint, die einem Gegner in die Schuhe geschoben werden sollen, um damit etwa einen Anlass für einen militärischen Konflikt zu schaffen.
Auch Saudi-Arabien und Großbritannien beschuldigen Iran
Auch Saudi-Arabien machte den Iran für die Angriffe verantwortlich. Man habe keinen Grund, an den Angaben von Pompeo zu zweifeln, sagte dessen saudischer Kollege Adel al-Dschubeir dem US-Sender CNN. Der Iran habe bereits in der Vergangenheit Derartiges getan.
Auch Großbritannien gehe davon aus, dass der Iran für die Angriffe verantwortlich ist. Sein Land werde zwar eine eigene Überprüfung der Vorfälle vornehmen, erklärte Außenminister Jeremy Hunt Freitag früh, zunächst glaube man aber den Erklärungen des Verbündeten USA. Die Vorfälle seien „sehr besorgniserregend und kommen zu einer Zeit von ohnehin schon großen Anspannungen“, erklärte Hunt. „Wir nehmen das sehr ernst und meine Botschaft an den Iran ist, dass, wenn sie darin verwickelt sind, es eine äußerst unkluge Eskalation ist, die eine ernste Gefahr für die Aussicht auf Frieden und Stabilität in der Region darstellt.“
UN-Chef: „Welt kann sich keine große Konfrontation in Golf-Region leisten“
UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte ebenfalls vor einer Eskalation: „Ich nehme den Vorfall mit tiefer Besorgnis zur Kenntnis. Ich verurteile jeden Angriff auf zivile Schiffe scharf. Und wenn es etwas gibt, was die Welt sich nicht leisten kann, ist es eine große Konfrontation in der Golf-Region.“ Es müsse festgestellt werden, wer für die Vorfälle verantwortlich ist.
USA schicken Kriegsschiff in die Region
Unterdessen schickten die USA den Zerstörer USS Mason in das Gebiet. Das Schiff sei auf dem Weg dorthin, wo die beiden Tanker angegriffen worden seien, teilte das US-Militär am Donnerstag mit. Der Zerstörer USS Bainbridge stehe zudem in engem Kontakt mit dem Tanker Kokuka Courageous.
US-Militärsprecher: „Krieg nicht in unserem Interesse“
Ein US-Militärsprecher erklärte, ein Krieg mit dem Iran „ist nicht in unserem strategischen Interesse und auch nicht im besten Interesse für die internationale Gemeinschaft“. Man werde die eigenen Interessen aber verteidigen.
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