Keine kleine Feierstunde, sondern ganz großes Theater: Die Verleihung des Iffland-Rings an den deutschen Schauspieler Jens Harzer (47) wurde am Sonntag nicht im intimen Rahmen des Pausenfoyers im Wiener Burgtheater, sondern auf der Bühne vor vollem Zuschauerraum vorgenommen. Für den interimistischen Außenminister Alexander Schallenberg war es der erste offizielle Auftritt in seiner Zuständigkeit für Kunst und Kultur.
Er sei genauso überrascht, nun bei diesem Anlass auf der Bühne zu stehen, wie Harzer, sprach Schallenberg den Preisträger direkt an. Nur habe dieser eine bedeutend längere Vorlaufzeit gehabt. Er fühle sich im Theater zwar durchaus wohl, allerdings mehr im Parkett oder - auf der Politbühne - als Souffleur vom Rand.
„Meine Hand ist ausgestreckt, meine Tür ist offen“
Er wisse, dass „nicht jeder und jede in der Kulturszene“ über die Zuteilung von Kunst und Kultur in die Ressortzuständigkeit des Außenministeriums „restlos begeistert“ sei, gehe aber mit großem Respekt und einem Gefühl der Verantwortung an die Sache heran und freue sich auf viele Gespräche in den kommenden Monaten. „Meine Hand ist ausgestreckt, meine Tür ist offen.“ Schallenberg kündigte an, dass „keine Monate der Reformen oder der tiefgreifenden Veränderungen“ bevorstünden, „aber eine Zeit des Austauschs und des Dialogs. Dann sind es nicht verlorene Monate.“
Schallenberg gratuliere Harzer herzlich zu diesem „mystischen Ring“, der einen ganz mit Ehrfurcht erfülle, zitierte aber auch aus Peter Steins Laudatio auf Harzers Vorgänger Bruno Ganz, wonach der Ring auch eine große Verantwortung bedeute.
„Jeder Diamant sei dir gegönnt“
Schon vor der Ring-Übergabe durch den Minister hatte der Regisseur Johan Simons, der am Tag nach seiner Bochumer „Hamlet“-Premiere angereist war, in seiner Rede geflachst: „Darfst du den Ring eigentlich mitnehmen oder bekommst du nur ein Duplikat? Ich habe gesehen, er ist mit Diamanten besetzt. Jeder Diamant sei dir gegönnt.“ Simons, der unter anderem die gefeierte Salzburger „Penthesilea“ mit Harzer und Sandra Hüller inszeniert hatte, erzählte von Proben mit dem neuen Iffland-Ringträger: „Man spürt deine Präsenz, auch wenn du ruhig in einer Ecke sitzt.“ Gerade das erzeuge eine gewisse Unruhe im Regisseur.
„Du fängst immer irgendwo tief in dir selbst an.“ Aus dem „leichten Hauch einer Möglichkeit“ entstehe jedoch „erschreckend schnell“ ein Sturm, zu dem der förmlich überrumpelte Regisseur bereits Stellung beziehen müsse. Gleichzeitig habe sich Harzer die Neugier eines Kindes bewahrt: „Das Kind ist immer da, die Verwunderung.“ Man sehe bei seinen Rollen „nie nur einen Augenblick aus einem Leben, man sieht ein ganzes Leben“, so Simons. „Du bist unvergleichlich. Du bist ein großer Künstler.“
„Außerhalb von Wien interessiert diese Auszeichung nicht so viele Menschen“
Der so Gewürdigte nahm aus den Händen des Ministers den Ring entgegen, verzichtete aber auf Dankesworte und las stattdessen Johann Peter Hebels Text „Unverhofftes Wiedersehen“. Auskunftsfreudiger gibt er sich in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins „profil“. Dort sagt er unter anderem: „Außerhalb von Wien interessiert diese Auszeichnung nicht so viele Menschen. In meinem privaten Umfeld auch nicht.“ Das Burgtheater jedenfalls war bei der Ring-Überreichung an diesem strahlenden Sonntagvormittag rammelvoll und mit mehreren Ex-Kulturministern und zahlreichen Schauspielerkollegen, Intendanten und Theaterdirektoren auch im Zuschauerraum sehr prominent besetzt.
Die Feier ging mit langen Standing Ovations zu Ende. Bis Harzer schüchtern abwinkte. Drei Monate hat er nun Zeit, selbst einen Nachfolger (oder eine Nachfolgerin) zu bestimmen. Die Wahl wird nicht leicht: „Also mir fallen sofort zehn Schauspielerinnen und Schauspieler ein“, so Harzer im „profil“.
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