Der südkoreanische Elektronikgigant Samsung, seines Zeichens Weltmarktführer bei Fernsehern, rät Smart-TV-Nutzern zu regelmäßigen Virenscans auf ihren Fernsehern. In einer Twitter-Botschaft erklärt Samsung USA: „Den Computer auf Malware zu scannen ist wichtig, damit er sauber läuft. Das gilt aber auch für unsere QLED TVs, wenn sie mit einem WLAN verbunden sind.“
Tatsächlich gilt: Wer heutzutage ein Fernsehgerät kauft, greift mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Smart-TV - schon allein, weil Fernseher ohne Smart-TV-Features kaum mehr verkauft werden. Damit ist der Fernseher zwangsläufig auch ein Computer - und angreifbar, wenn er mit dem Internet verbunden wird. Ein Virenscan „alle paar Wochen“ schütze vor bösen Überraschungen, rät deshalb Samsung.
Vor diesem Hintergrund habe man den Tweet - er enthielt auch ein kurzes Video, in dem Samsung erklärt, wie man am TV-Gerät einen Virenscan startet - „zur Fortbildung der Kundschaft“ gepostet, erklärt Samsung auf Anfrage der britischen TV-Anstalt BBC. Ein konkretes Bedrohungsszenario gebe es nicht. Trotzdem löschte das Social-Media-Team den Beitrag nach kurzer Zeit wieder - nach Kritik durch IT-Sicherheitsfachleute und die Kundschaft.
Experte ortet „sinnlosen Ratschlag“
So meint Experte Ken Munro von Pen Test Partners, es handle sich um einen „sinnlosen Ratschlag“ und bei dem empfohlenen Virenscan um „Zeitverschwendung“. Grund: „Es gibt eine winzige Zahl von Viren, die vielleicht einen Fernseher angreifen. Ich habe Ransomware-Infektionen gesehen, aber die Aussicht, dass das einer größeren Zahl von Nutzern passiert, ist extrem gering.“ Statt auf Twitter Botschaften zu verbreiten, täte Samsung besser daran, seine Fernseher mit automatischen Updates zu versorgen. Kritik übt auch der IT-Sicherheitsforscher Scott Helme von Security Headers. Er meint zur BBC: „Die Problematik auf diese Weise auf die User abzuwälzen, wird nicht funktionieren.“
Auch die Nutzer fühlen sich durch Samsungs Virenscan-Ratschlag auf den Schlips getreten. Sie sehen vielfach nicht ein, dass sie mit ihrem Smart-TV offenbar nicht nur einen großen Bildschirm für ihr Wohnzimmer, sondern auch Arbeit in Form der Software-Wartung ausgefasst haben. Manch einer fragt, ob es sich angesichts der Gefahren lohne, den Fernseher überhaupt mit dem Internet zu verbinden.
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