Dort, wo laut Sage, die Götter ihre Sommerresidenz hatten - auf dem Pilion - und auf den „Mamma Mia“-Inseln Skiathos und Skopelos erlebt man noch das ursprüngliche Griechenland. Kein Massentourismus, dafür unberührte Natur und Traumstrände.
Obwohl es schon über 10 Jahre her ist, dass die ABBA singenden Hollywood-Stars rund um Meryl Streep und Pierce Brosnan hier auf den Sporaden den Welthit „Mamma Mia“ gedreht haben, zieht es immer noch sehr viele Besucher an die traumhaften Schauplätze. Und das zu Recht.
Auf Skiathos – die einzige der Inseln, die über einen Flughafen verfügt – locken nicht weniger als 60 teils nur mit dem Boot erreichbare Strände. Ein ganz besonderer ist der von Lalaria. Bei einer Bootstour blenden schon von Weitem die schneeweißen Kieselsteine in der traumhaften Bucht. Nach einem kurzen Sprung ins kristallklare erfrischende Wasser geht es mit dem Schiff weiter zum alten Kastro. Die Festungsstadt war im 14. Jahrhundert der Rückzugsort für die gesamte Bevölkerung der Insel. Wegen der häufigen Piratenangriffe war sie gezwungen worden, sich auf den uneinnehmbaren Felsen zurückzuziehen. 500 bis 1500 Menschen sollen hier gelebt haben, heute stehen hier fast nur noch Ruinen. Ein Aufstieg lohnt sich aber allemal wegen des traumhaften Rundumblicks.
Nachdem sich heute niemand mehr vor Piraten fürchten muss, leben nahezu alle Einwohner in der Hauptstadt Skiathos. Eine Reihe von netten kleinen Museen, wie zum Beispiel das Schifffahrtsmuseum, das aus privaten Geldern finanziert wurde, und das Haus der Familie Spiti, ein traditionelles Wohnhaus vom Anfang des 20. Jahrhunderts, zeigen das Leben und den Alltag vergangener Tage. Und natürlich hat auch hier „Mamma Mia“ seine Spuren hinterlassen: Das Mamma-Mia-Café hat Mamma-Mia-Eis auf der Speisekarte. Was genau das ist, konnte ich dann leider nicht mehr herausfinden
Geschichtsträchtig ist das Kloster Evangelistria. Heute nur noch von drei Mönchen bewohnt, ist es „Heimat“ des Webstuhls, auf dem die erste griechische Fahne gefertigt wurde. Wie es dazu kam? Während der Befreiungskriege gegen die Türken wurden vom Kloster aus Aufstände organisiert. 1807 hissten die Widerstandskämpfer die neue griechische Fahne – der Vorgänger derer, die wir heute kennen: ein weißes Kreuz auf blauem Hintergrund.
Mit der Fähre geht es weiter nach Skopelos. „Für den Tourismus hier war ,Mamma Mia‘ ein wahrer Glückstreffer, danach kamen eindeutig mehr Gäste, und wir mussten nicht mehr so viel Geld für Werbung ausgeben“, entpuppt sich Vizebürgermeisterin Athina Mouria auch als Fan. Die Nachfrage nach Hochzeiten im griechischen Stil wie aus dem Hollywoodfilm boomen. Und sie muss es wissen, ist sie doch die Standesbeamtin, die auch heuer wieder eine große Anzahl an Paaren trauen wird. Sehr begehrt ist natürlich die Kapelle Agios Ioannis. Oben auf dem Felsen in 80 Meter Höhe, wo sich schon Meryl Streep und Pierce Brosnan das Jawort gaben, herrscht ein regelrechter Andrang von Heiratswilligen. Kleiner Wermutstropfen – nach dem doch etwas schweißtreibenden Anstieg muss man feststellen, dass der Innenraum der Kapelle nicht dem aus dem Film entspricht. Denn die Szenen wurden in einem Filmstudio gedreht.
Trotz allem herrscht hier kein Massentourismus, aber das will die Insel auch gar nicht. Haben sich die Bewohner doch in den 70er-Jahren erfolgreich dagegen gewehrt, dass hier ein Flughafen errichtet wird. Zu viele Bäume wären den Bauarbeiten zum Opfer gefallen – und so ist Skopelos eine der grünsten Inseln Griechenlands geblieben. Eine Insel, die Traditionen pflegt, wie zum Beispiel Nikos Rodios. Er betreibt bereits in dritter Generation eine kleine Töpferei. Und gibt sein Wissen gerne bei Workshops an Interessierte weiter. Er arbeitet immer noch an der gleichen mit dem Fuß angetriebenen, Töpferscheibe, wie sein Großvater es schon vor über 100 Jahren getan hat. Doch leider sind andere Handwerke schon ausgestorben: Schumacher und Messerhersteller gibt es nicht mehr auf der Insel.
Seit über 30 Jahren führt Michalis Trantas sein Kaffeehaus. Besondere Spezialität ist Bougatsa (Cheese pie of Skopelos), eine Art Blätterteigstrudel mit Ziegenkäse, oder auch als süße Variante mit einer Creme gefüllt, der zu einer Schnecke geformt wird. Gebacken von seiner Mutter, die hier jeden Tag in der Küche steht. Und das hat schon Pierce Brosnan geschmeckt. Er war oft zu Gast, ein Erinnerungsfoto steht auf dem Regal hinter der Theke.
Noch unbekannter als die Sporaden-Inseln ist wohl der Pilion auf dem Festland. Hier starteten der Legende nach Iason und die Argonauten ihre Suche nach dem Goldenen Vlies. Was wirklich schade ist, denn hier gibt es viel zu sehen. Einer der ältesten Züge Griechenlands – nur 60 cm Spurbreite und kleine Holzwaggons – verkehrt hier immer noch an Wochenenden als Touristenattraktion. Der erste Teil der Strecke zwischen Volos und Milies wurde bereits 1886 errichtet.
Was niemand vermuten würde: Das Piliongebirge ist ein wahres Eldorado für Wanderer. An die 2000 km ziehen sich die alten Steinpfade, die früher die einzige Verbindung und somit Versorgungswege zwischen den Dörfern waren, durch die Berge und Wälder. Und die Hauptplätze dieser Dörfer (wie z. B. Milies, Tsagarada oder Makrinitsa) sind heute noch Treffpunkt aller Bewohner. In der Mitte befindet sich jeweils eine alte riesige Platane, die meisten stehen hier schon seit Tausenden Jahren, spenden kühlen Schatten.
Der Ort Horefto kann ohne Weiteres noch als Geheimtipp gehandelt werden. Die ruhige Taverne direkt am Strand ist nicht überlaufen, genauso wenig der Strand selbst. Aufgetischt werden typisch griechische Spezialitäten: Meeresfrüchte, Tsatziki, Fisch usw. Und natürlich darf ein Gläschen Tsipouro nicht fehlen. Ähnlich dem Ouzo gehört er einfach zu einem guten Essen dazu. „Hier passiert der Tourismus nur nebenbei“, erzählt uns Despina Tselios. Aufgewachsen in Deutschland, kam sie mit 22 Jahren hierher und führt heute noch das Hotel Aeolos. Mit ca. 90 Betten eines der größten in Horefto. Denn eigentlich ist hier alles auf Landwirtschaft ausgelegt. 15 Millionen Tonnen Äpfel werden in der Gegend pro Jahr geerntet und zum Großteil exportiert. Es wird selbst eingekocht oder eingelegt: Obst – z. B. auch Zitrusfrüchte –, Gemüse, Maroni u. v. m.
Der alte venezianische Hafen von Damouchari mit seinem zerstörten Zollgebäude ist heute der Startpunkt für Wassersportler wie z. B. Kanufahrer. Doch 2007 stand hier der Steg, von dem aus die fröhlichen Frauen aus „Mamma Mia“ ins Meer gesprungen sind. Und irgendwie glaube ich, sie immer noch „Dancing Queen“ singen zu hören, wie sie durch die engen Gassen laufen - und das liegt sicherlich nicht nur am Tsipouro ...
Elisabeth Salvador, Kronen Zeitung
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