Explodiert nicht

Batterie-Guru (96) entwickelt gläsernen Super-Akku

Digital
19.06.2019 11:56

Akkus sind ein zentraler Baustein der Zukunft - nicht nur im allwissenden Smartphone in der Hosentasche, sondern auch im Mobilitäts- und Energiebereich, wo sie Autos antreiben oder erneuerbare Energien zwischenspeichern. Ihrer Leistung und Kapazität sind allerdings Grenzen gesetzt, überdies liest man immer wieder Horrormeldungen über Explosionen. Der 96-jährige Tüftler John Goodenough will nun mit einem Feststoff-Akku aus Glas die Zukunft einläuten.

Der betagte Akku-Tüftler war schon maßgeblich an der Entwicklung des heute gängigen Lithium-Ionen-Akkus beteiligt. Wie das Ingenieursmagazin „IEEE Spectrum“ berichtet, stehen Goodenough und sein Team von der Universität Texas nach jahrelanger Forschung nun vor dem nächsten Durchbruch: Glas-Akkus, die dreimal so viel Energie speichern können wie heutige Akkus, auch bei niedrigen Temperaturen noch zuverlässig funktionieren und sich - in Smartphone-Größe - binnen Minuten voll aufladen lassen.

„Ich denke, wir können hier etwas schaffen, woran wir schon seit 20 Jahren arbeiten“, sagt Akku-Guru Goodenough im Gespräch mit dem Ingenieursmagazin. Die Funktionsweise seines Glas-Akkus: Anode und Kathode werden nicht wie bei heutigen Batterien mit einem flüssigen, sondern mit einem festen Elektrolyt auf Basis von Glas miteinander verbunden. Dadurch können sich Anode und Kathode nicht berühren und es besteht kaum Kurzschluss- und somit Brandgefahr.

(Bild: thinkstockphotos.de)

Leichter, stärker, kältebeständiger, langlebiger
Weitere Vorteile des Glas-Akkus: Er soll leichter sein als Lithium-Ionen-Akkus, bei gleicher Größe dreimal so viel Energie speichern, binnen Minuten vollgeladen werden können und sogar bei extrem niedrigen Temperaturen arbeiten. Bei minus 20 Grad soll der Akku immer noch volle Leistung bringen, eingeschränkt funktioniert er laut Goodenough sogar bei bis zu minus 60 Grad. Vor allem für Elektroautos, deren Akkus im Winter unter den niedrigen Temperaturen leiden, dürfte der Glas-Akku somit hoch interessant werden. Eine weitere wundersame Eigenschaft: Der Akku soll mit der Zeit nicht an Leistung verlieren, sondern erstaunlicherweise sogar stärker werden, je öfter er aufgeladen wird.

Wer jetzt auf eine baldige Akku-Revolution hofft, muss sich noch ein wenig in Geduld üben. Goodenough und sein Team gehen davon aus, dass ihre Glas-Akkus frühestens in drei Jahren marktreif sein werden. Man stehe zwar bereits in Lizenzverhandlungen mit verschiedenen Unternehmen, noch gebe es aber keine konkreten Ankündigungen. Trotzdem: Der jüngste Durchbruch des 96-jährigen Akku-Gurus dürfte Nutzer von Elektrogeräten und -fahrzeugen hoffnungsvoll stimmen, dass sie bald deutlich länger mit einer Akkuladung auskommen als bisher.

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