Facebook stößt mit seinen Plänen für eine selbst entwickelte Kryptowährung namens „Libra“ weltweit auf Misstrauen. Politiker und Verbraucherschützer sorgen sich vor allem um den Datenschutz. „Facebook hat Daten über Milliarden von Menschen und deren Schutz wiederholt missachtet“, erklärte etwa die demokratische Abgeordnete und Vorsitzende des US-Finanzausschusses, Maxine Waters.
„Mit der Ankündigung, eine Kryptowährung zu schaffen, setzt Facebook seine unkontrollierte Expansion fort und erweitert seine Reichweite auf das Leben seiner Nutzer.“ Sie forderte das weltweit größte soziale Netzwerk auf, seine Pläne für die Cyberwährung mit dem Namen „Libra“ auf Eis zu legen und die Untersuchungen der Behörden abzuwarten.
Datenschutz missachtet, Vertrauen verspielt
Facebook ist immer wieder mit Klagen wegen eines zu nachlässigen Schutzes der Privatsphäre der Nutzer konfrontiert. Der Konzern sei schon zu groß und zu mächtig und gebrauche die Daten seiner Nutzer, ohne ihre Privatsphäre in ausreichendem Maß zu schützen, kritisierte Sherrod Brown, Demokrat im Bankenausschuss des US-Senats. „Wir können nicht zulassen, dass Facebook ohne Aufsicht eine riskante neue Kryptowährung von einem Schweizer Bankkonto aus führt.“ Der republikanische Abgeordnete Patrick McHenry beantragte eine Anhörung von Facebook-Vertretern zu den Plänen.
Französischer Finanzminister skeptisch
Auch in Europa ist das Misstrauen groß: Der französische Finanzminister Bruno Le Maire plädierte für eine stärkere Kontrolle von Technologiegiganten wie Facebook. „Dieses Geldmittel wird es Facebook ermöglichen, Abermillionen Daten zu sammeln, was meine Überzeugung bestärkt, dass es notwendig ist, die digitalen Giganten zu regulieren“, sagte er zu Radio Europe 1. Die Pläne für Libra sollten Aufsichtsbehörden in Alarmbereitschaft versetzen, gab der EU-Abgeordnete Markus Ferber (CSU) zu Bedenken. Die Europäische Kommission solle daher rasch mit den Arbeiten an rechtlichen Rahmenbedingungen für Kryptowährungen beginnen.
Kryptogeld Libra soll 2020 starten
Facebook will in der ersten Jahreshälfte 2020 eine selbst entwickelte Kryptowährung an den Start bringen. Libra soll es Nutzern ermöglichen, untereinander Geld zu versenden und Waren von Unternehmen zu erwerben. Ein Firmensprecher erklärte, Facebook werde alle Fragen des Gesetzgebers beantworten. Man stehe mit Behörden in den USA und der Schweiz, wo die hinter Libra stehende Gesellschaft registriert ist, in Gesprächen.
Konsortium aus IT- und Finanzkonzernen
Mit Libra will Facebook in den weltweiten Zahlungsverkehr einsteigen und Branchenexperten erwarten, dass dies das traditionelle Finanzsystem durchrütteln könnte. Die Pläne werden von namhaften Firmen wie Mastercard, PayPal und Spotify unterstützt. „Das Facebook-Libra-Projekt ist in Größe, Anspruch und Erfolgswahrscheinlichkeit wegweisend und kann die Verbreitung von Kryptowährungen enorm beschleunigen“, sagte Hartmut Giesen, Digitalexperte bei der Sutor Bank in Hamburg. Wegweisend könnte Libra vor allem für die sogenannte Remittance-Branche sein, also dem Geschäft mit dem Überweisen von Geldern durch Migranten in ihre Heimat, erläuterte Andreas Pratz, Experte bei PwC für den Bereich Financial Services.
Kursachterbahn wie beim Bitcoin soll vermieden werden
Im Gegensatz zu der größten und bekanntesten Kryptowährung Bitcoin soll Libra an einen Korb von mehreren Währungen geknüpft werden, vor allem an den US-Dollar. Damit sollen Wertschwankungen wie bei Bitcoins vermieden werden. Bitcoin ist eine digitale Währung, die durch das Berechnen komplexer Algorithmen von Computern hergestellt wird und an keine anderen Devisen gebunden ist.
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